Au, 27.11.2011
Das war er also, der Konzert-Jahresabschluss in der Au. Nochmal mit zwei Knallern, den Punkrockern TURBO A.C.’s aus New York City und den IRRITONES aus Marseille als Support. Letztere sind die Nachfolgeband der leider aufgelösten HATEPINKS, die 2008 im Vorprogramm von CUTE LEPERS in der Au gespielt hatten und 2009 eigentlich für das Sommerfest gebucht waren, dann aber absagen mussten. Das Quartett hat inzwischen auch schon wieder zwei Alben und einige Split-Singles herausgebracht und war im vergangenen Jahr auf einer längeren Tour durch Europa und die USA. Der aktuelle Tonträger hört auf den Namen „Penis Romantique“.
Olivier Gasoil, der nach den HATEPINKS nun auch bei den IRRITONES den Frontmann gibt, zeigte sich wie schon früher wieder in Hochform: Er sprang wild über die Bühne oder ins Publikum, wand sich auf den Brettern, sang auf dem Rücken liegend, wickelte sich das Mikrokabel ums Gesicht, strangulierte sich mit seiner Krawatte, verpackte sich selbst mit Klebeband, usw. Die Show jedenfalls war klasse und für mich ist die Combo eher ein Live- als ein Plattenerlebnis.
Die Songs? 77-Baguette-Punk, habe ich mal gelesen. Aber im Ernst, viel hat sich im Vergleich zur Vorgängerband nicht geändert. Lockerer Punkrock mit verrückten Texten an der Banalitätsgrenze. Spaß machte auch das gekonnt gespielte Cover des Kultsongs „Computerstaat“ (Abwärts). Außerdem fiel noch auf, dass Entertainer Gasoil sein Deutsch verbessert hat. Schrieb er vor drei Jahren noch „Aschloch auch!“ auf unsere Platten, konnte er sich diesmal schon wesentlich gewählter, wenn auch nicht unbedingt feiner, ausdrücken. Weitere Infos gibt es unter http://irritones.free.fr/ und http://hatepinks.free.fr.
Die TURBO A.C.’s stellten nach kurzer Umbaupause ihr noch recht frisches Album „Kill Everyone“ vor. Es ist das siebte seit der Bandgründung 1996 und das erste nach fünf Jahren Pause. Was die Jungs in der Zwischenzeit gemacht haben, könnt ihr unter anderem im Ox #97 nachlesen.
Manche der bisherigen Platten, wie etwa die unter der Regie des DWARVES-Sängers Blag Dahlia entstandene „Automatic“ (2003) fand ich klasse, manch andere wie „Winner Take All“ (1998) blieben mir nicht im Gehör. Mit dem neuen Werk konnte ich mich sofort anfreunden. Titel wie „Into the Vortex“, „Emergency Room“, „Forget
Everything“ oder „Black Lipstick“ sind nichts weiter als gnadenlose KILLER. Diese kamen auch beim Publikum in der Au sehr gut an, dennoch hatten nur wenige Lust, sich dazu am Sonntagabend vor der Bühne zu massakrieren. Die Stimmung war trotzdem ausgezeichnet, nicht zuletzt weil Sänger Kevin Cole und seine Mitstreiter Jer Duckworth an der Gitarre und Tim Lozada am Bass sowie ein interimsmäßig eingesprungener Drummer, dessen Namen ich bei der Vorstellung leider nicht verstanden habe, noch einmal alles aus sich herausholten.Für die Band ging in Frankfurt eine lange Europa-Tour zuende. Seit dem 27. Oktober hat sie insgesamt 32 Konzerte in Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Italien, Belgien, den Niederlanden, Österreich, der Slowakei, Polen, Tschechien und Dänemark gegeben. Und sich dabei nicht einen einzigen Ruhetag gegönnt. Ein ganz schön heftiges Programm. Ich ziehe meinen Hut, dass die Truppe auch beim letzten Stopp noch so frisch wirkte, als hätte die Tour gerade erst begonnen.
Schaut mal auf die Website http://www.turboacs.com, ganz lustig ist dabei unter anderem die Idee mit der Turbo Ink Gallery, einer Ansammlung von TURBO AC’s-Tätowierungen bei den Fans (http://www.turboacs.com/turbo_ink.html).
Dank an dieser Stelle an die Au für das tolle Booking in diesem Jahr: Mit UK SUBS (diesmal zusammen mit VIBRATORS), DRITTE WAHL, einem ebenso hervorragend wie international besetzten Sommerfest (unter anderem mit CUTE LEPERS, DRONGOS FOR EUROPE und DANGER!MAN), den SWINGIN’ UTTERS, KIEMSA, TURBO A.C.’s sowie vielen anderen Bands habt ihr 2011 wieder ein super Händchen gehabt!
Text: Stefan
Fotos: Kai
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