Das Bett, 28.10.2011
Wieder einmal galt es, einer lebenden Legende des Unterground zu huldigen: Gitane Demone, in den Achtzigern mit der Kultband CHRISTIAN DEATH aktiv und später auf Solopfaden im Punk- und Gothic-Beritt unterwegs, machte im Bett im Frankfurter Gallusviertel Station. Zunächst überraschend: Mit langen schwarzen Haaren betrat G.D., die ich von früheren Auftritten und von Fotos ausschließlich strohblond in Erinnerung hatte, die Bühne. Gemeinsam mit ihrer Tochter Zara Kand (Schlagzeug) sowie Jean-Paul-Garnier (Bass) und Ryan Hertz (Gitarre) bot sie anschließend ein knapp zweistündiges Programm aus allen Phasen ihres Schaffens. Zu dem ein oder anderen Song gab die Amerikanerin dem – leider sehr spärlich erschienenen – Publikum eine kurze Einleitung zur Entstehungsgeschichte. Zudem erzählte sie, dass ein neues Album zwar in der Pipeline sei, aber nicht rechtzeitig zur Tour fertiggestellt werden konnte.
Der erste Teil des Konzerts gefiel mir ausnehmend gut, G.D. präsentierte sich auf der Bühne äußerst agil, wälzte sich sogar auf dem Boden, bewegte sich gewohnt lasziv und provokant und ihre Stimme klang so prägnant wie eh und je. Die begleitenden Musiker – hervorragend. Der zweite (zum Glück kürzere) Teil des Konzerts fiel etwas ab: Hertz verließ die Bühne und G.D. spielte fortan die Gitarre, später verließ Zara noch ihr Schlagwerk und übernahm das Mikrofon. Ich fand das gewöhnungsbedürftig, die meisten anderen Zuhörer störte es scheinbar nicht, dass Zara stimmlich doch nicht ganz an ihre Mutter heranreicht. Ihr Können am Schlagzeug hat mich allerdings beeindruckt, zumal die inzwischen 24-Jährige auch einen nicht geringen Teil ihrer Zeit für ihre Kunst aufwendet (siehe www.zarakand.com).
Unter dem Strich blieb ein hervorragendes Konzert und die Erkenntnis, dass G.D. auch nach vielen Jahren nichts von ihrer Aura und ihrem Charisma eingebüßt hat. Ein Händchen für Melodien und Texte hatte sie eh schon immer. Ich bin gespannt auf das neue Album.
Im Vorprogramm: STEALING THE BRIDE aus Mainz. Das Quartett mit drei reiferen Herren und einer recht jungen Dame ist ebenfalls im Genre athmosphärischer Gothic-Rock unterwegs. In leicht veränderter Besetzung nahm die Band bereits 2005 erstmals am „Emergenza Contest“ im Nachtleben teil und war in den folgenden Jahren ein steter Gast auf den Bühnen Frankfurts (u. a. Batschkapp, Die Halle, Elfer, Cave) und des gesamten Rhein/Main-Gebiets. 2009 erschien das Album „Roommates“.
Frontfrau Sarah ziert erst ab Juni 2011 das Line-Up von STB. Nach dem Konzert erzählte mir jemand, dass es erst der zweite Auftritt von ihr mit der Band gewesen sei. Keine Ahnung, ob das stimmt, allerdings war ihr eine gewisse Nervosität zu Beginn der Show anzumerken. Diese legte sich allerdings bald und der Vierer aus der Landeshauptstadt überzeugte durchaus. Die Stimme von Sarah ist hell und glasklar und passt ausgezeichnet zu der Musik. Den übrigen STB- Mitgliedern Uli (Gitarre), Alex (Bass) und Robert (Schlagzeug) konnte man ihre Routine vom ersten Takt an anhören, exzellente Musiker, die – wen wundert’s – schon in zahlreichen Bands mitgewirkt haben. Ein prima Opener für den Abend.
Weitere Links: http://rozznet.com/users/gitane/, http://christiandeath.com/, http://www.stealingthebride.de/
Text: Stefan / Fotos: Kai
Clip: aufgenommen am Konzertabend von Gutemine666
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