Orange Peel, 24.01.2011
Wir wussten nicht genau, was uns erwarten würde, als wir uns an diesem eiskalten Abend ins Orange Peel aufmachten, um die PHENOMENAUTS aus Kalifornien zu sehen. Doch die Ankündigung war attraktiv und machte uns neugierig. Spacepunk? Nie gehört. Doch das sollte sich schnell ändern… Die Band war kurzfristig ins Programm genommen worden und so erstaunte es wenig, dass kaum jemand Wind von dem Konzert bekommen hatte. An der Kasse durfte Eintritt nach Wunsch entrichtet werden, ähnlich dem Klingelbeutel in der Kirche. Schade natürlich für den Veranstalter, denn schließlich verloren sich nur ein Dutzend Zuhörer in die unteren Räumlichkeiten des Clubs. Aber dafür hatte die Band mehr Platz für ihre raumgreifenden Aktivitäten, was sich später noch als sehr vorteilhaft erweisen sollte.
Irgendwann erklommen die fünf Jungs aus der Bay Area um San Francisco und Oakland die Bühne, stilecht mit Astronauten-Uniformen, PHENOMENAUTS-Aufnähern an den Ärmeln sowie Helmen, Brillen und sonstigen Utensilien ausgestattet. Und danach ging die Truppe um Commander Angel Nova (Gesang/Gitarre), Leftenant AR-7 (dito) und Major Jimmy Boom (Schlagzeug) mit ihrem Mix aus Punk, Wave, Surf und Rock’n Roll vom ersten Song an ab wie eine Rakete (was hier ja besonders gut passt).
Die Hütte voller Nebel, der Dezibelmesser auf Anschlag, blinkende Lichter am Outfit, Stroboskop im Dauereinsatz. Zwischendurch wurde ein großer aufblasbarer Erdball durch die kaum vorhandene Kulisse gekickt. Die Musiker kletterten auf den Boxen herum, rutschten auf den Knien vor uns und spielten dabei Gitarrensoli. Eine Riesengaudi.
Am Keyboard stand mit FM Static übrigens ein alter Bekannter: Er gehörte zum Line-up der ebenfalls grandiosen, inzwischen leider aufgelösten EPOXIES, die 2006 und 2007 in der Au zu Gast waren.
Höhepunkt der Show war zweifellos der Augenblick, als das Klorollen-MG ausgepackt wurde: Mit dieser merkwürdig anmutenden Gerätschaft Marke Eigenbau schoss FM Static Salven des sich sauber abrollenden, kostbaren Guts auf seine Kollegen und natürlich sah der Club innerhalb kürzester Zeit wie ein Schlachtfeld aus. Den Zuschauern indes war ein breites Grinsen ins Gesicht gemeißelt. So viel Action auf, vor und neben der Bühne gibt’s wahrlich nicht alle Tage. These guys REALLY rock!!
Der Aufforderung der Band, gemeinsam nach der Show draußen am Tourbus noch einige Bier zu trinken, kamen wir natürlich gern nach: In kleiner Runde standen wir bei Minusgraden noch eine gute Stunde in der Kaiserstraße und halfen der sympathischen Truppe, das Gewicht des Gefährts für den Anflug zum nächsten Auftritt zu verringern (spart ja auch Benzin…).
Infos zu den seit 2000 existierenden PHENOMENAUTS gibt’s unter http://www.silversprocket.net/progress/, unter dem Link http://www.phenomenauts.com/ entsteht wohl gerade eine neue Website. Außerdem gibt es im Netz natürlich jede Menge Clips.
Auf dem Heimweg beschlich mich dann der Gedanke, dass wir eines der spaßigsten und skurrilsten Konzerte des Jahres schon jetzt gesehen haben. Was soll denn da noch kommen? Egal: 2011, wir sind bereit!
Text: Stefan / Fotos: Kai
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