Au-Sommerfest, Frankfurt, 6.06.2015
Wieder mal war der erste Juni-Samstag, und wer sich in der Region (und darüber hinaus) nur einigermaßen mit Punk und Hardcore auskennt oder anfreunden kann, der weiß, was dieses Datum bedeutet: Das traditionelle Sommerfest in der Frankfurter Au, deren Tag der Besetzung sich 2015 zum 32. Mal jährte, stand an. Nachdem vor Jahresfrist vereinzelt an der Auswahl der Bands gekrittelt worden war (manch einem war das nicht punk-lastig genug), hatten diesmal alle gut lachen: Mit SIN LOGICA aus Luzern, BIESTIG aus Karlsruhe, LUICIDAL aus Venice Beach (Kalifornien), SNIFFING GLUE aus NRW und dem Headliner THE BABOON SHOW aus Stockholm standen fünf Acts auf dem Programm, die selbst die lautesten Kritiker verstummen ließen.
Darüber hinaus präsentierte sich auch das Wetter von seiner besten Seite, ein richtig warmer Sonnentag lud das zahlreich anwesende, bunte Volk zum Feiern mit musikalischer (Dauer-) Beschallung ein. Manch Weib- und Männlein setzte die Kombination aus sommerlicher Hitze und heißer Musik so zu, dass sie auf die Bühne klettern und sich mal obenrum komplett entblättern mussten, aber dazu später mehr. Andere wiederum versuchten in höheren Sphären an frische Luft zu kommen, indem sie am Gerüst der Bühne empor kletterten. Das war zwar nicht ganz ungefährlich, eröffnete den Betreffenden aber sicherlich einen prima Blick auf den tobenden Mob. Es war, wie Ihr in den folgenden beiden Posts lesen werdet, wieder ein tolles Fest…
Da im Vorjahr die Meinungen zu den einzelnen Bands innerhalb unseres Teams zum Teil erheblich differiert und wir deshalb beschlossen hatten, zu jeder Combo zwei unserer Schreiberlinge zu Wort kommen zu lassen, halten wir es diesmal wieder wie gewohnt: Marcus und Stefan teilen sich die Acts auf, der Verfasser wird am Ende der Abschnitte genannt.
Sin Logica
Los ging’s mir den Schweizern SIN LOGICA, die zuletzt im September 2014 im Club der Au gastierten, damals als Support ihrer Landsleute LOMBEGO SURFERS. Immerhin 15 Jahre hat die Band auf dem Buckel, wobei in dieser Zeit gerade mal ein Longplayer erschienen ist, was aber der Tatsache geschuldet sein mag, dass der ursprüngliche Gitarrist im Jahr 2009 überraschend verstarb und sich SIN LOGICA daraufhin fast aufgelöst hätten. Nach einigen Besetzungswechseln sind sie nun aber wieder auf Kurs und hatten mit „Fuel of Death“ sogar ein neues Album im Gepäck.
Optisch im Crust/Street Punk-Outfit unterwegs, kombinieren die Eidgenossen druckvollen Punk-Rock mit Hardcore und erinnern dabei durch die raue Stimme von Sänger Fix nicht selten an MOTÖRHEAD oder LEATHERFACE. Das kam bei den bisher Anwesenden – noch taten sich große Lücken vor der Bühne auf – sehr gut an, zumal die Songs alle recht catchy arrangiert sind und man gar nicht umhin konnte, nicht vom brachialen Party-Punk’n’Roll des Quintetts infiziert zu werden.
Die Stücke, mal in englischer und mal in deutscher Sprache dargeboten, haben zumeist politische Inhalte und selbst wenn diese nur den wenigsten Besuchern bekannt waren, so haben die Jungs mit ihrem mitreißenden Auftritt doch sicher viele neue Fans gewonnen. Daher war es ein wenig schade, dass SIN LOGICA „nur“ als Opener antraten und so einem Gros der Besucher entgingen. Am Rande sei noch erwähnt, dass Frontmann Fix in Luzern das Punk-Fanzine Romp und einen Plattennamen gleichen Namens betreibt, der Mann ist also ein verdienter Schweizer Szene-Veteran und sei an dieser Stelle gewürdigt. (Marcus)
Biestig
Als zweite Band des Abends, bzw. späten Nachmittags durften BIESTIG sich dem inzwischen schon aus ein paar hundert Gästen bestehenden Publikum präsentieren. Hatte während des Auftritts der zuvor aufspielenden Schweizer SIN LOGICA (leider) noch das allgemeine Abhängen auf der Wiese und das Begrüßen von frisch eintreffenden Freunden und Bekannten im Vordergrund gestanden, sammelte sich nun schon eine erkleckliche Menschentraube stehenderweise vor der Bühne, um die Riot-Grrrls aus Karlsruhe zu begutachten.
Was die beiden Punkrock-Youngster bei mir sammeln konnten, waren Sympathiepunkte. Denn sie vermögen etwas, was nicht allen Bands eigen ist: Zu zeigen, dass Musik machen – sei es als Hauptbrötchenerwerb oder eben nur als Hobby – verdammt viel Spaß bringen kann. Ständig grinsten die Schwestern das Publikum oder einander an und holten durch ihre erfrischende, auch mit ihrem jungen Alter (Anfang Zwanzig) kokettierende Art eine Menge der Zuschauer ab.
Dass Jule an der Gitarre und Anne am Schlagzeug ihre Instrumente beherrschen steht ebenfalls außer Frage. Allein ihre Musik ging nicht so richtig an mich; ich vermute, es waren weder das Tempo noch die Melodien der Songs, sondern die Tonlage der Stimme, die mich daran hinderte, mich vom „Girly-Speed-Punk“ mitreißen zu lassen. Dafür muss ich mich nicht entschuldigen, und das Duo erst recht nicht; die Geschmäcker sind eben verschieden. Für mich wäre BIESTIG der optimale Opener des Festivals gewesen, denn SIN LOGICA waren für meine Begriffe an Position eins verschenkt. Aber vielleicht hatte das auch ganz andere Gründe (wie bei FEINE SAHNE FISCHFILET im vergangenen Jahr), die uns nur nicht zu Ohren gekommen sind. Wir waren jedenfalls schon in den Startlöchern für die kommende Band: LUICIDAL! (Stefan)
Links: http://au-frankfurt.org/, http://www.sinlogica.ch/, https://de-de.facebook.com/Sin-Logica/, http://www.lastfm.ch/music/Sin+Logica, http://biestig.net/, https://www.facebook.com/Biestig/, https://myspace.com/biestigpunkrock, http://www.lastfm.de/music/Biestig
Wie das Au-Sommerfest 2015 mit den Bands LUICIDAL, SNIFFING GLUE und THE BABOON SHOW weiterging, erfährst Du hier.
Fotos (15) & Clip: Kai / Fotos (10): Frank
Alle Bilder:
Ja, fand auch, dass die Bands dieses Jahr alle sehr gut waren. Das war in der Vergangenheit oft sehr anders, teilweise war das total uninteressant.