BARB WIRE DOLLS

Dreikönigskeller, Frankfurt, 2.11.2013

Attraktive Frontfrauen in Punk-Bands, das war in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern nichts Besonderes. Bands wie VKTMS, LEGAL WEAPON, THE BAGS, NAZI BITCH & THE JEWS, TEENAGE JESUS & THE JERKS, die PLASMATICS oder die INSAINTS, um nur einige zu nennen, waren damals fester Bestandteil der Szene und provozierten die konservative Gesellschaft mit schlüpfrigen Live-Shows und nackten Tatsachen. Heute sind Bands dieser Art verpönt, nicht unbedingt in der Gesellschaft, sondern in der Punk-Szene, da sie als „sexistisch“ gelten. Warum auch immer. Zwar fordert man in linken Punk-Kreisen (noch) nicht die Einführung der Scharia, aber dennoch werden hier Frauen lieber in Kartoffelsäcken als in Strapsen, BHs und High-Heels gesehen. Und da die BARB WIRE DOLLS sich eher an den eingangs genannten Bands orientieren und mit Isis Queen (links) über eine durchaus attraktive und selbstbewusste Frontfrau verfügen, fand der Frankfurt-Gig der Europa-Tour am gestrigen Abend im Sachsenhausener Dreikönigskeller und nicht im Bockenheimer Exzess statt.

Der Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch, es galt lediglich die Tatsache zu beklagen, dass sich in dem kleinen Clubraum relativ früh die 80 zulässigen Gäste

versammelt hatten und daher weitere Besucher wieder nach Hause geschickt werden mussten. Eingefunden hatte sich ein bunt gemischtes Publikum bestehend aus Hipstern, Psychobillys, Sparkassenangestellten und Rock’n’Rollern, eigentlich war alles vertreten – außer Punks. Und wer schon mal in einem nur halbvollen Dreikönigskeller war, der kann sich bereits vorstellen, dass Theken-Terminator Nico mit 80 Gästen ziemlich am Rotieren war und es so, im wahrsten Sinne des Wortes, zu langen Durststrecken für die Anwesenden kam.

Als Opener des Abends fungierten OLD MAN COYOTE, unter deren Namen ich mir vor meinem geistigen Auge einen 70-jährigen Banjo-Spieler mit schneeweißem Bart vorgestellt hatte, der finstere Geschichten über die Aasgeier

im kalifornischen Death Valley zum Besten gibt. Ich hoffte auf einen Künstler im Stile von HAUNTED GEORGE oder SIMON STOKES, stattdessen standen jedoch einige Kids im Look der SPORTFREUNDE STILLER auf der Bühne, die mehr oder minder inspirierten 08/15-Rock’n’Roll darboten. Nicht gut, nicht schlecht, aber es reichte, um den Anwesenden vorzugaukeln, dass dies wilder und ungestümer Rock’n’Roll sei.

Nach zu langer Zeit verschwanden die Karlsruher schließlich von der Bühne und es wurde Zeit für die BARB WIRE DOLLS. Als regelmäßiger Besucher diverser US-Punk-Channels auf YouTube war mir die Band bereits vor gut drei Jahren aufgefallen, als sie plötzlich überall präsent war. In recht aufwändigen Videoclips, in Interviews und in Reviews, die allesamt von einer neuen

Punk-Sensation sprachen, obgleich die Combo bis dato lediglich eine selbst produzierte Scheibe vorzuweisen hatte. Mir war dies bereits damals etwas zu viel Hype um eine Band, die zwar okay klang, aber bei weitem nicht das Potenzial der oben genannten Gruppen offenbarte. Dennoch gefielen mir der Clip und die Aussage des Songs „Fuck the Pussycat Dolls“. So legte ich mir schließlich das 2011er Debüt „Fuck the Pussies“ zu und musste anerkennen, dass die Band darauf zumindest einen nahezu authentischen Early-80s-LA-Punk-Sound reproduziert hatte.

Glaubt man der vielerorts kolportierten Biographie der BARB WIRE DOLLS, so stammen drei Viertel der Truppe aus einer Künstler-Kommune in Griechenland und lediglich der Drummer aus den USA. Bei einer US-Tour soll die Combo schließlich in Los Angeles hängengeblieben sein und dort BIG BLACK-Mastermind Steve Albini kennengelernt haben, der sich sogleich als Produzent des nächsten Albums angeboten hat. Dieses („Slit“) ist inzwischen erschienen und wurde vom amerikanischen M&R Magazine als beste Punk-Scheibe seit NIRVANA’s „Bleach“ bezeichnet. Abgesehen davon, dass NIRVANA nichts mit Punk zu tun hat, und ich die Jungs schon immer gehasst habe, klingt die Bio der BWD für mich wie der gelebte American Dream, oder aber eine gewaltige Verarsche im SEX PISTOLS-Stil. Als Beleg der griechischen Herkunft dient aber

ein Auftritt bei der Hellas-Variante von „Deutschland sucht den Superstar“ aus dem Jahre 2010, der aber – genauso wie die Mondlandung – in einem Studio in L.A. inszeniert worden sein könnte.

Doch genug der Spekulationen und zum Auftritt im Dreikönigskeller. Gespielt wurden nahezu alle Songs der existierenden beiden Alben, die sich größtenteils

im Midtempo-Bereich bewegen, gelegentliche schnellere Songs brachten etwas Abwechslung in die Performance. Leider war der Sound, der durch die Boxen dröhnte, nicht der Beste: Gitarre und Gesang waren zu leise, der Bass kaum zu hören und so war es denn hauptsächlich das Schlagzeug, das die einzelnen Songs dominierte. Der Gig als solcher lieferte wenig Überraschungsmomente. Es gab kaum Ansagen und wenn, dann klangen sie wie platte politische Floskeln, so dass lediglich ein kleines Gerangel in den vorderen Reihen für kurzzeitige Aufregung sorgte, als einer der Besucher ohne Grund ein Kamerateam anpöbelte, das die Band für eine Doku begleitete. Im Mittelpunkt der Show stand natürlich Sängerin Isis Queen, die ständig in Bewegung war, wie ein blonder Tornado über die Bühne tobte, Boxen erklomm und, teils gar auf den Schultern der Gäste, einige Ausflüge ins Publikum unternahm.

In Verbindung mit dem dargebotenen 80s-Retro-Punk, der eher poppig als wild, aber dennoch gefällig war, ergab dies einen soliden und kurzweiligen Gig,

der mich, als Kenner der eingangs erwähnten Bands, zwar nicht vom Hocker gehauen hat, aber dennoch recht authentische Early-LA-Punk-Atmosphäre versprühte. Leider stand mein Lieblingssong „Fuck the Pussycat Dolls“ nicht auf der Setlist, was meinen Gesamteindruck ein wenig trübte.

Unterm Strich lässt sich sagen, dass die BARB WIRE DOLLS vermutlich eher ein Publikum begeistern dürften, das mit den Namen PLASMATICS, LUNACHICKS und

INSAINTS nichts anzufangen weiß und Grusel-Combos wie VOLBEAT oder BOSSHOSS in der Playlist ihres iPhones führt. Der Band selbst ist dabei sicher kein Vorwurf zu machen, denn der Hype, der sie gerade zu überrollen droht, wurde von den Medien und nicht von ihr selbst losgetreten. Nett war, dass der Abend nach dem Ende des Konzerts noch weiter ging und einige DJs passende Musik präsentierten. Und so dauerte die Party bis in die frühen Morgenstunden an.

Links: https://myspace.com/barbwiredolls, http://www.reverbnation.com/barbwiredolls, http://www.lastfm.de/music/Barb+Wire+Dolls, https://myspace.com/oldmancoyoterock, http://www.reverbnation.com/oldmancoyote, http://www.lastfm.de/music/Old+Man+Coyote

Text: Marcus / Fotos & Clip: Kai

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2 Comments

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2 Responses to BARB WIRE DOLLS

  1. fcbusters

    schreibt man solche reviews aus langeweile oder mit ehrlicher überzeugung??
    schlecht zu lesen, und das der schreiber fan der 80er frauen-punk-bewegung ist, muss ich 3 x lesen

  2. Toppse

    Sorry, aber Old Man Coyote mit Sportfreunde Stiller zu vergleichen grenzt schon fast an ein Verbrechen. Der Artikel ist von Vorn bis Hinten einfach nur peinlich und sollte niemals auf die Menschheit losgelassen werden.