Frankfurt, Januar 2018 – Interview
Die C-TYPES gehören zu den verrücktesten und interessantesten Bands im Rhein/Main-Gebiet. Anlass genug, dem Trio im Nachgang zu seinem Konzert im ausverkauften Frankfurter Dreikönigskeller am 5. Januar 2018 ein paar teils unorthodoxe Fragen zu sich und ihrem „Wild Three Types Trash Dada Punk Entertainment“ (Website) anzutragen. Wie sich Woody (Gesang, Gitarre, Theremin), Florian (Keyboards) und Max (Schlagzeug) dabei aus der Affäre zogen, könnt Ihr im folgenden Interview lesen.
Hallo! Schön, dass Ihr uns für ein Gespräch zur Verfügung steht. Sowohl Euer Auftreten als auch Eure Musik werfen ja einige Fragen auf. Die wollen wir mal der Reihe nach abarbeiten. Aber lasst uns bitte anfangen, indem Ihr Euch und die C-TYPES kurz vorstellt und uns dabei auch über den Bandnamen aufklärt.
Flo: Flowww.
Max: Xam oder andersrum Max.
Woody: Wir haben absolut KEINE Ahnung was der Name heißen soll!?!
Das erste, was den Konzertbesuchern ins Auge fällt, ist wohl Euer Outfit. Wie seid Ihr an die Tarnanzüge aus der sibirischen Tundra herangekommen?
Woody: Wir sind gesponsert von KiK und H&M. Aber bitte nicht weitersagen… von wegen Werbung und so!
Max und Florian, gleiches gilt für Eure skurrilen Masken. Wie schwitzt es sich unter den Dingern und beneidet ihr den Kollegen Woody, der sich – nur mit Sonnenbrille auf der Nase – den Wind transpirierender Clubgänger ins Gesicht pusten lässt?
Flo: Es sieht nunmal so aus, dass binäre Geschlechtsidentitäten nicht ’sind‘, sondern diskursiv und kulturell produziert werden. So wird der ontologische Status dessen, was ‚hinter‘ der Maskerade liegt, prekär, so dass das dekonstruktivistische Potenzial der Maskerade in den Fokus rückt. Transpiranz tangiert uns da nur peripher.
Max: Ich hätte es kaum schöner ausdrücken können.
Eure Musik vereint diverse Einflüsse und es fällt schwer, eine treffende Bezeichnung dafür zu finden. Bevor ich mir die Zunge verbrenne, bitte ich doch lieber Euch, Eure eigenen Kompositionen mal zu charakterisieren…
Woody: Das Problem haben wir selber auch. Es gibt halt da keine Schublade, eher eine große Kommode… Vielleicht: File under Dada-Punk… Robo-Billy… GoogleGagaGrunge…
Stets sind im Programm auch ein paar Coversongs zu finden, unter anderem von den STRANGLERS, den CRAMPS oder Jonathan Richman. Erzählt doch mal bitte, nach welchen Kriterien die ausgewählt und schließlich zu C-TYPES-Stücken werden.
Max: Alles was gut ist und gefällt wird geplündert!
Woody: Außerdem sind das wenigstens RICHTIGE Songs!!
Immer wieder faszinierend ist für die Gäste Eurer Shows sicherlich das Theremin, dem Ihr Töne aus den Tiefen des Weltalls entlockt. Ist jemand von Euch Einstein genug, um knapp und verständlich zu erklären, wie es funktioniert?
Woody: Einstein nich‘, nur Wickie, nämlich Wiki Pedia.
(Im Folgenden kopieren wir den entsprechenden Eintrag ein. Die Red.)
„Das Theremin (auch: Thereminvox, Thereminovox, Termenvox, ursprünglich Aetherophon) ist ein 1920 erfundenes elektronisches Musikinstrument. Es ist das einzige verbreitete Musikinstrument, das berührungslos gespielt wird und dabei direkt Töne erzeugt. Sein Name geht auf den Erfinder, den Russen Lew Termen, zurück, der sich in den USA Leon Theremin nannte.
Beim Theremin beeinflusst die elektrische Kapazität des menschlichen Körpers ein elektromagnetisches Feld. Dabei steuert die Position der Hände gegenüber zwei Elektroden („Antennen“) die Stärke der Veränderung. Die sich ändernde Schwingung des Feldes wird verstärkt und als Ton über einen Lautsprecher ausgegeben.“
Ist das Instrument schwierig zu spielen? Und wie kamt Ihr auf die Idee, das skurrile Gerät in Eure Musik einzubauen?
Woody: Ziemlich. Um ihm richtige Melodien zu entlocken muss man lange üben, aber den Anspruch habe ich ja gar nicht. Die Inspiration lieferten alte Science Fiction-Filme und Jon Spencer, der so ein Teil ja auch ordentlich missbraucht.
oben: C-TYPES – CD – Robots (2016)
links: C-TYPES – 7″ – Something Awkward/Do The Bird (2013)
Eins der Konzerte, die ich von Euch gesehen habe, begann erst um 2 Uhr morgens. Das war 2013 nach einer ellenlangen Show von TAV FALCO im Orange Peel. Wie schwierig ist es für Euch, die innere Spannung bei einer so späten Stagetime zu halten und das Publikum dann noch zu bespaßen? Undankbare Aufgabe oder Herausforderung?
Woody: BEIDES! Wir haben halt so lang meditiert… Naja, wir dachten schon, wir müssen gar nicht mehr spielen, weil es einfach kein Ende nahm und die Band gefühlt 18 Zugaben spielte.
Recherchen über Euch fördern weitere interessante Aspekte zutrage. Wenn ich das richtig gesehen habe, hast Du, Florian, eine „klassische“ Ausbildung an der Jazztrompete durchlaufen und trittst mit dem Instrument auch bei JAZZ AGAINST THE MACHINE auf. Wie kam es dazu, als junger Mensch entscheidet man sich ja nicht zwangsläufig für die Trompete? Bei den C-TYPES hingegen stehst Du am Keyboard, wie kam das zu Deiner Vita hinzu?
Flo: Dass ich Jazztrompeter werden will, wusste ich schon mit neun Jahren. Das war die erste eigene Entscheidung meines Lebens, die ich gegen meine Eltern durchgesetzt habe. Die Trompete ist meine große Liebe, allerdings eine ziemlich zickige. Wer ein Blechblasinstrument spielt, weiß wahrscheinlich was ich meine. Deshalb bin ich froh, wenn ich die Alte auch mal zu Hause lassen kann. Bei der Orgel drücke ich die Taste und der Ton kommt raus. Das ist schön!
Woody: Is schon lustig, Max ist ja eigentlich auch ein studierter Jazzschlagzeuger und die Jungs brauchen die C-TYPES quasi als Sauerstoffzelt zum Ausgleich zu den komplizierten Jazztunes. Dass sie immer noch dabei sind… Schon komisch. Eigentlich nicht nachzuvollziehen…
Max: Stimmt!!!
Bei den C-TYPES scheint sich jeder auf unterschiedlich kreative Weise auszutoben. Ein schönes Beispiel dafür ist auch die Eurem Technical Rider beigefügte Zeichnung. Für mich sieht das so aus, als würden ein paar Kannibalen um einen Kochtopf herumtanzen. Welches Feedback habt Ihr sonst noch dazu erhalten? Ein Stipendium für die Hochschule für Abstrakte Kunst?
Woody: Feedback?? NIE!!! Rider sind ja dazu da, nicht gelesen zu werden. Aber cool, dass IHR das endlich mal gemacht habt. 😉 Dabei habe ich mir soviel Mühe gegeben… So isses halt mit der Kunst. Also nix Stipendium, aber immerhin haben wir mal im Frankfurter Museum für Kommunikation auf einer Vernissage gespielt.
Auf Eurer Facebook-Seite gebt Ihr unter „Interessen“ Briefmarken, Schrumpfköpfe und Telefonsex an. Also, zwei der drei Hobbys sind ja aller Ehren wert. Aber Briefmarken??
Woody: Ja, verrückt oder!?
Was zeichnet für Euch eine perfekte Show aus? Ausverkauftes Haus? Kreischende Groupies? Gedränge am Merchtisch? Fehlerfreie Darbietung? Bitte legt da mal ein paar Parameter fest.
Woody: Genau in der Reihenfolge! Nee, richtig gut ist es, wenn es bei allen im Raum inklusive Techniker, Barleuten, etc. irgendwie „Klick“ macht, und das checken was da abgeht, und selbst drauf abgehen. ODER aber, wie auch schon geschehen, gar nichts damit anfangen können und uns dann aber bitte so richtig S******* finden. Es gibt ja nix Schlimmeres als „war ganz okay“ oder Ähnliches… Die ganze Nette-Palette halt… Dann lieber hassen.
Nochmal zu was Ernsterem: Man findet Euch ja unter anderem bei Spotify. Inwiefern könnt Ihr von Diensten wie Spotify, iTunes, Bandcamp, o. ä. profitieren? Spült das den ein oder anderen Euro in die Kasse oder dient das letztlich eher dazu, die C-TYPES bekannter zu machen?
Woody: Letzteres, willkommen in den Nullern. Is halt wie mit Facebook, biste nich drin findste nich statt. Muss man sich halt irgendwann entscheiden. Dafür sind wir aber „real indie“, komplett unabhängig da wir eigentlich kein Label mehr haben – nur für den Online Release – und alles selbst finanzieren, produzieren und booken.
Als Veröffentlichungen stehen bisher die CD „Devil on 45“ von 2010, die 7“ „Something Awkward“ von 2013 und die CD „Robots“ von 2016 zu Buche. Der Reihenfolge nach wäre als nächstes mal wieder ein Vinyl fällig, oder? Was haben Eure Fans in der nächsten Zeit von Euch zu erwarten?
Woody: Das wäre ja ein verdammtes System dann, ne ne… Alles kann und wird passieren. Überraschungsei halt.
Nun kommen wir zum Ende. Was möchtet Ihr unseren Leser/innen noch mit auf den Weg geben?
Woody: Wählt uns! Nee, siehe oben: Kommt-kreischt-kauft-kolportiert.
Woody, Florian, Max, vielen Dank für das Gespräch!
Links: https://de-de.facebook.com/thectypes/, https://www.backstagepro.de/thectypes
Interview: Stefan
Fotos (aufgenommen am 5.01.2018 im Dreikönigskeller, Frankfurt): Eric, https://www.flickr.com/photos/vanreem
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