DEEP PURPLE & MONSTER TRUCK

Festhalle, Frankfurt, 10.06.2017

Deep PurpleDie Rock-Dinos sterben aus. BLUE ÖYSTER CULT, UFO, URIAH HEEP, KISS, die SCORPIONS und BLACK SABBATH – all jene Formationen, die den geneigten Rock-Fan ein Leben lang begleitet haben, gehen nach und nach in Rente. Es sei ihnen gegönnt, doch ein wenig unbehaglich ist die Vorstellung schon, dass man eines Tages ohne neue Alben und ohne regelmäßige Konzerte der genannten Acts auskommen muss. BLACK SABBATH haben bereits abgedankt. KISS denken darüber nach, altersschwache Bandmitglieder auszutauschen, um so ewig touren zu können (was aufgrund der geschminkten Gesichter kaum auffallen dürfte). Und DEEP PURPLE? Die Engländer gründeten sich 1968, feiern also im kommenden Jahr 50-jähriges Bestehen.

Lediglich GOLDEN EARRING (gegründet 1961) und die ROLLING STONES (1962) gibt es noch länger. Und nun, da alle Musiker um oder bereits über 70 Jahre alt sind – mit Ausnahme von Gitarrist Steve Morse, der „erst“ 62 ist – Deep Purplescheinen sich auch DEEP PURPLE in den Ruhestand zu begeben. So genau hat man sich noch nicht zum weiteren Bestehen der Gruppe geäußert, aber das aktuelle, 20. Album „inFinite“ und der Name der Tour („Long Goodbye Tour“) sind deutliche Hinweise darauf, dass das Ende naht.

Insofern bot sich für mich am gestrigen Abend wohl die letzte Gelegenheit, die Band erstmals live zu erleben. Vorausschicken muss ich, dass ich nie ein sonderlich großer DEEP-PURPLE-Fan war, sondern eher ein Anhänger von Deep PurpleBLACK SABBATH und BLUE ÖYSTER CULT, die mit ihren okkulten Lyrics weitaus mehr meinen Geschmack trafen. Tatsächlich wäre auch das gestrige Konzert in der Frankfurter Festhalle an mir vorbeigegangen, wenn nicht eine gute Freundin zwei Tickets für die Show gewonnen und mich dazu eingeladen hätte. Besten Dank an dieser Stelle.

Deep PurpleWir waren bereits gegen 19 Uhr vor Ort, da strenge Einlasskontrollen zu erwarten waren, staunten dann aber nicht schlecht, als wir keine fünf Minuten später ohne größere Inspektion in der Halle standen. Der innere Stehplatzbereich war flankiert von zwei mittelhohen Sitzplatz-Tribünen, auf denen wir in Block A mit guter Sicht auf die Bühne Platz nahmen. Kurz vor dem Gig der Vorgruppe ertönte eine Stimme vom Band, die die Zuschauer willkommen hieß, darauf aufmerksam machte, seine Wertsachen im Auge zu behalten und schließlich gute Unterhaltung wünschte. Seltsam, das.

Monster TruckLos ging‘s um Punkt Acht mit dem kanadischen Opener MONSTER TRUCK, einer Blues-Rock-Combo, die seit 2009 besteht, bereits auf zwei Alben und drei EPs zurückblickt und Acts wie LED ZEPPELIN, KYUSS und SOUNDGARDEN zu ihren musikalischen Einflüssen zählen dürfte. Getourt haben die Amerikaner bereits mit ALICE IN CHAINS, GUNS N‘ ROSES, ZZ TOP und NICKELBACK, in ihrem Heimatland erhielten sie bereits 2013 den begehrten Juno Award, das Äquivalent zum US-amerikanischen Grammy, in der Kategorie „Breakthrough Group of the Year“. All das zeigt, dass die Formation bereits seit einigen Jahren einen Hype erfährt und schon bald ähnlich wie die RIVAL SONS als Headliner größere Monster TruckHallen füllen wird. Mir haben MONSTER TRUCK zwar besser gefallen als die RIVAL SONS, die ich beim Abschiedskonzert von BLACK SABBATH gesehen hatte, weil sie wilder und rockiger rüberkamen, aber mehr als solide war das Ganze nun auch nicht. Zu geschliffen und uninspiriert präsentierten sich die Lieder und im Vergleich zu den eingangs genannten Vorbildern klang‘s doch eher nach einer Cover-Combo als einem eigenständigen Act.

Nach längerer Umbaupause wurde es schließlich dunkel und, begleitet von einem sphärischen Intro, betraten DEEP PURPLE die Bühne. Als Eröffnungstrack fungierte „Time for Bedlam“, der Opener der aktuellen, sehr finster ausgefallenen Scheibe, der eigentlich eher wie ein B.Ö.C.-Titel anmutet Deep Purpleund mit seinem Refrain „I‘ll see you in hell“ eine düstere Stimmung verbreitete – ein gelungener Einstieg. Die Kulisse präsentierte sich analog zum Album-Cover als Eisberg-Landschaft, über der sich eine gigantische Videoleinwand befand, auf der nachfolgend Impressionen von der Bühne präsentiert wurden, die mit diversen psychedelischen Effekten belegt waren. Dabei wurde jeder Song mit Deep Purplespeziellen Animationen untermalt: Bei „Strange Kind of Woman“ gab es beispielsweise Frauen-Silhouetten im 70er-Jahre-Stil zu bewundern, bei „Space Truckin‘“ erstrahlte eine purpurfarbene Galaxie, „Smoke on the Water“ wurde von Feuer und von Bildern des abgebrannten Casinos in Montreux begleitet und bei „Black Night“ war eine nächtliche Allee zu sehen, auf der ein Mann auf ein unbekanntes Licht zuläuft.

Deep PurpleDies sorgte schon mal für eine intensive Stimmung, die durch den wirklich guten Sound in der Halle kongenial ergänzt wurde. Guter Sound in der Festhalle? Richtig gelesen, es kommt selten vor, aber der Sound war tatsächlich gut. Jedes Instrument war deutlich zu hören, lediglich der Gesang war vielleicht ein bisschen zu leise, aber dies ist jammern auf hohem Niveau. Dass das Quintett nicht nur auf alte Klassiker setzte, beweist die Tatsache, dass vier Tracks des aktuellen Albums und immerhin zwei vom Vorgänger „Now What!?“ aus dem Jahr 2013 zum Besten gegeben wurden. Die restlichen neun Beiträge stellten einen Querschnitt aus den Releases dar, an denen Ian Gillan als Sänger beteiligt war, die Coverdale-Phase Deep Purple(„Burn“, „Stormbringer“ und „Come Taste the Band“) wurde konsequent ignoriert. Da es meine erste Begegnung mit DEEP PURPLE war fehlt mir natürlich der Vergleich zu früheren Auftritten. Der Tenor vieler Anwesender war jedoch, dass der Gig zu den Besseren der Engländer gehörte.

Auf mich wirkte das Ganze sehr stimmungsvoll und sehr düster, ich hatte einen seichteren und mehr auf Klassiker ausgerichteten Auftritt erwartet. Insofern war ich positiv überrascht und auch das etwa zehnminütige Keyboard-Solo von Don Airey empfand ich als äußerst eindrucksvoll, nicht zuletzt, da es sich ebenso düster wie der restliche Set präsentierte. Dass die Stimme des 71-jährigen Shouters Gillan nicht mehr so viel Volumen wie vor 30 Deep PurpleJahren offenbart, dürfte jedem klar sein, dennoch zog er sich respektabel aus der Affäre, auch wenn er vom Quintett derjenige war, der am wenigsten fit wirkte. Ich bin dennoch froh, dass ich DEEP PURPLE wenigsten einmal live erleben konnte, für mich war‘s ein großer Abend. Und wer weiß, vielleicht erstreckt sich die „Long Goodbye Tour“ ja noch über mehrere Jahre, sodass wir noch einmal in den Genuss eines Live-Auftritts kommen.

Setlist: Time for Bedlam – Fireball – Bloodsucker – Strange Kind of Woman – Johnny‘s Band – Uncommon Man – The Surprising – Lazy – Birds of Prey – Hell to Pay – Keyboard-Solo – Perfect Strangers – Space Truckin‘ – Smoke on the Water – Hush – Black Night

Links: http://www.ilovemonstertruck.com/, https://de-de.facebook.com/ilovemonstertruck/, http://www.reverbnation.com/monstertruck, http://www.lastfm.de/music/Monster+Truck, http://www.deeppurple.com/, https://de-de.facebook.com/officialdeeppurple/, https://myspace.com/deeppurple, https://www.last.fm/de/music/Deep+Purple

Text & Fotos (7): Marcus
Fotos (13): Britta Stippich, http://www.musikladen-frankfurt.com/
Clip (MT): am Konzertabend aufgenommen von PetziAZ
Clip (DP): am Konzertabend aufgenommen von Jonas Münster

Alle Bilder:

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