BLITZKID @ Hellnights 2012

Nachtleben, 24.10.2012

Zum Start der diesjährigen „Hellnights“- Tour im Nachtleben hier nun der dritte und letzte Teil unserer Beiträge, diesmal mit BLITZKID, die als Headliner vor den Frankfurter Fans ihr Abschiedskonzert gaben. – BLITZKID, das ist für mich in erster Linie dieser schmächtige, aber unglaublich quirlige Kerl, der singt, die Bassgitarre spielt und dabei niemals stillsteht. Er nennt sich Argyle Goolsby (Foto links), ohne Schminke wird er Steve Matthews geheißen. Diesem Hort von Adrenalin bei der Arbeit zuzusehen, bereitet allein schon Kurzweil. Ihm zur Seite steht Tracy Byrd alias TB Monstrosity (Gitarre & Gesang), der seinen massiven Körperumfang, so kam es mir zumindest vor, im Vergleich zu früheren Auftritten ein wenig verringert hat. Die beiden bilden seit fast 15 Jahren, von kurzen Pausen abgesehen, ein kongeniales Gespann, das seinesgleichen sucht: Während TB eher den „cool guy“ gibt, sich im Verlauf der Show nicht mehr als unbedingt nötig bewegt, nutzt der agile Goolsby auf der Bühne jeden Quadratzentimeter aus, lehnt sich weit ins Publikum, springt wie ein Knallfrosch auf Acid herum und scheint schier nicht zu bändigen zu sein.

Ich erinnere mich, dass er im Jahr 2006, ebenfalls bei den „Hellnights“ und an gleicher Stelle, vom rechten Bühnenrand aus Anlauf nahm, quer über das Podest spurtete, auf der linken Seite ein paar Schritte die Wand hochlief, um sich etwa auf halber Höhe oben abzustoßen und in der Manier eines Spider-Man wieder auf seinen Füßen zu landen – und das mehrmals. Punkrock-Artistik nennt man das wohl. Die Nummer konnte er allerdings diesmal nicht vorführen, denn sonst hätte er seinen links postierten Mitstreiter JV Bastard an der zweiten Gitarre über den Haufen gerannt. Mit dabei war am gestrigen Abend außerdem noch Stripes am Schlagzeug, der seinem Vordermann in puncto Power und hyperaktiver Energie kaum nachstand, aber seinen Platz nicht verlassen durfte.

Im Verlauf der Show wurde von TB ein Filmemacher vorgestellt, der vom Bühnenrand aus das Geschehen auf den Brettern und im Pit für eine DVD aufzeichnete, die nach dem Abschluss dieser letzten Tour veröffentlicht werden soll. Nach dem Gig konnte man sich noch an den jungen Mann wenden, um seine persönliche Meinung zu BLITZKID von der Kamera mitgeschnitten und für alle Zeit festgehalten zu wissen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Station Frankfurt im Rahmen der Dokumentation mit einer längeren Passage gewürdigt wird, denn was sich im Publikum abspielte, war, wie TB und seine Kollegen nicht müde wurden zu betonen, „just awesome“ und „f*****g amazing“.

In der Tat hätte sich, überspitzt formuliert, wohl jeder mit Leib, Leben und Gesundheit befasste Versicherungsvertreter geweigert, einem Klienten eine Police zu vertickern, wenn er gewusst hätte, dass dieser abends bei einer BLITZKID-Show am munteren Überlebenstraining teilnehmen würde. Ein ziemliches Gemetzel, was sich da zeitweise im Zuschauerraum abspielte. Doch wer bei Songs wie „Slaughter at the Sockhop“, „Pumpkin Patch Murders“ oder „Pretty in a Casket“ nicht tanzmäßig aus den Puschen kommt, gehört wohl selbst in einen „Casket“. Außerdem bestand für die Fans in der ersten Reihe die latente Gefahr, bei Goolsby’s zackigen Drehbewegungen den Kopf von dessen Bassgitarre voll auf die Kauleiste gebraten zu bekommen. Manchmal war das ganz schön knapp. Ein Gig voller Power, Action und unglaublich viel Spaß. Schade, dass das nun der Abgesang gewesen sein soll.

Die Musiker selbst erklärten ihren Rückzug vor dem Song „Nosferatu“ damit, dass das Leben sie in eine Situation gebracht habe, in der sie nicht mehr so häufig spielen und auf der Bühne nicht mehr 110 Prozent geben könnten. Und wenn das nicht mehr möglich sei, würden sie besser ganz aufhören. Den genauen Wortlaut könnt ihr in diesem Videoclip von misfits374 hören:

Nach der Show und einer kurzen Verschnaufpause kamen Goolsby und Co. wieder aus dem Backstage-Bereich, ließen sich geduldig mit ihren Fans fotografieren und gaben gern Autogramme. Auch dabei präsentierte sich die Truppe äußerst sympathisch und erfreulich am Boden geblieben – für meinen Wunsch, die am üppig ausgestatteten Merchstand frisch erworbene „Five Cellars Below“- Sonderauflage zu signieren, bedankten sich die Jungs jeweils ein halbes Dutzend Mal.

Rückblickend auf das gesamte Festival würde ich sagen, dass der Auftritt von BLITZKID an diesem Abend alles überstrahlte, wohl wissend, dass man diese Truppe wohl nicht mehr live zu Gesicht bekommen wird. Aber wer weiß? Die US-Horrorpunker aus West Virginia wären ja nicht die erste Band, die eines Tages auch wieder ihren Rücktritt vom Rücktritt verkündet. Für die nähere Zukunft jedenfalls verabschieden wir mit einer Träne im Knopfloch und ein bisschen Wehmut einen der besten Live-Acts, den es in diesem Genre je gab. Obwohl ihre Alben nicht allzu häufig auf meinem Plattenteller rotierten, werde ich ihre Bühnenshows vermissen. Denn die waren immer großartig. Farewell, guys, and take care!

Links: http://blitzkid.com/, http://www.myspace.com/blitzkid

Text, Fotos & Clip (u.): Stefan

Mehr Bilder:


Ihr seid erst mit diesem Beitrag in die Berichterstattung zu den „Hellnights“ eingestiegen? Dann lest den ersten Teil über die BLOOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE hier oder klickt zum zweiten Teil mit THE OTHER hier.

 

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