Das Bett, Frankfurt, 28.10.2015
Halloween-Zeit ist Hellnights-Zeit. Wieder mal tourte der Horrorpunk-Zirkus durch die Republik und wartete in diesem Jahr mit einem erlesenen Lineup auf. Die Kanadier NIM VIND, ARGYLE GOOLSBY (USA), THE OTHER (links), die hierzulande die wohl besten Repräsentanten des Genres darstellen, sowie – man glaubt es kaum – die Kalifornier CHRISTIAN DEATH als Headliner machten sich auf, um die Gäste an acht aufeinander folgenden Abenden zu bespaßen. In Frankfurt fand der Tourstopp im Club „Das Bett“ statt. NIM VIND verpassten wir aufgrund der frühen Startzeit von 19.30 Uhr leider, aber bei vier Formationen musste natürlich etwas eher losgelegt werden. Wir starteten unseren Hellnights-Abend mit dem volltätowierten Springfloh aus West Virginia.
Fast auf den Tag genau drei Jahre ist es her, da haben wir in diesem Blog das Frankfurter Konzert von BLITZKID auf deren Abschiedstour im Rahmen der Hellnights 2012 gewürdigt (Bericht hier). Nun ist Frontmann Argyle Goolsby zurück auf deutschen Bühnen, mit einer neu zusammengestellten Formation, die er ARGYLE GOOLSBY AND THE ROVING MIDNIGHT benannt hat. Und wer jemals eine der fantastischen BLITZKID-Shows gesehen hat, der weiß, dass es ein Spektakel ist, wenn der US-Amerikaner auf das Podest steigt. Auch diesmal wieder: Er tigerte am Rand der Bühne entlang, stieg zum Publikum hinab, wälzte sich auf dem Bretterboden, hockte auf den hohen Boxen neben dem Schlagzeuger und kletterte sogar Spider-Man-gleich an den beiden Stahlgerüsten rechts und links des Podests hinauf.
Musikalisch reitet man im Großen und Ganzen die Welle des erfolgreichen BLITZKID-Horror-Partypunks weiter, auch wenn der Sound insgesamt melodischer sowie etwas vielschichtiger geworden ist, da man jetzt als Quintett mit einer zusätzlichen Gitarre agiert. Gespielt wurden neben den „Solo“-Songs, die der quirlige Sänger seit 2012 auf einigen Singles und EP’s herausgebracht hat, auch einige aus der BLITZKID-Ära, was die Fangemeinde naturgemäß am meisten begeisterte, zumal die aktuelleren Stücke bei den Wenigsten bekannt sein dürften. Zwischen den Tracks ließ der inzwischen 36-Jährige verlauten, wie froh er sei, endlich wieder in Deutschland zu sein, weil er die hiesigen Fans vermisst habe (siehe Videoclip unten). Er sagte, in seiner Heimat habe er deshalb nächtelang wach gelegen und mitunter sogar geweint. Naja, lassen wir das mal dahingestellt, aber das Publikum hörte es natürlich gern und applaudierte brav.
Im Anschluss an die Show ließ sich Goolsby, wie wir das auch von den früheren BLITZKID-Gigs kannten, wieder am Merchstand sehen, um mit den Anhängern zu plaudern, Autogramme zu geben und für Fotos zur Verfügung zu stehen. Sympathisch. Nachdem der Sänger 2013 in die Band SILENT HORROR eingestiegen war, für deren erstes Album am Mikro stand und die Truppe dann Anfang 2015 im Streit schon wieder verließ (interessante Details dazu hier), wünsche ich ihm nun, dass seinem neuen Projekt mehr Nachhaltigkeit beschieden ist. Der Auftritt machte Spaß und über die außergewöhnlichen Qualitäten des Amerikaners als Performer müssen keine weiteren Worte verloren werden.
THE OTHER, gern auch als „Die Monster von Köln“ bezeichnet, wandeln bereits seit 13 Jahren unter uns und blicken mittlerweile auf sechs Alben zurück. Mit jeder neuen Scheibe haben die Jungs, die ursprünglich als MISFITS-Coverband begonnen hatten, ihr Spektrum stetig erweitert. Horrorpunk, Dark Metal, Goth Rock, THE OTHER sind all dies und haben es doch geschafft, aus den genannten Stilrichtungen einen eigenständigen Sound zu kreieren. Vom Original-Lineup sind nur noch Sänger Rod Usher und Drummer Dr. Caligari übrig, zuletzt wurde der langjährige Gitarrist Sarge von Rock durch gleich zwei neue Gitarren-Hexer ersetzt. Dem Sound bescherte dies abermals eine neue Facette, von der man sich bereits auf dem aktuellen Album „Fear Itself“ überzeugen konnte.
Dass die alten Songs, gespielt mit zwei Gitarren, ebenso gut, wenn nicht noch besser klingen, wurde beim gestrigen Gig deutlich untermauert. Das frische Blut steht der Band gut zu Gesicht, die Spielfreunde war den Jungs anzusehen und die Fans, bestehend aus jungen Metal-Kids, Goth-Shop-Fashion-Victims und Horror-Punks, belohnten den Auftritt mit frenetischem Jubel. Die Setlist bestand zu gut einem Drittel aus Songs der aktuellen Scheibe, aber auch Klassiker wie „Back to the Cemetery“, „Lover’s Lane“ und – natürlich – „Beware of Ghouls“ (Videoclip ganz unten) wurden gegeben. Dazu noch zwei deutsch gesungene Stücke, „Nie Mehr“ und „Der Tod steht ihr gut“, bei letzterem gesellte sich gar Goolsby auf die Bühne und sang mit Rod im Duett, wohlgemerkt ebenfalls auf Deutsch (Fotos in der Slideshow).
Optisch machten die Kölner einmal mehr eine gute Figur, wobei besonders der Kapuzenmann, die Monster-Fresse und mighty Rod Usher ein Blickfang waren. Musikalisch war für jeden etwas dabei, ob Punk, Goth, Metal, Wave oder Balladen – über mangelnde Abwechslung konnte man sich nicht beklagen. Als Freund der härteren musikalischen Gangart waren meine persönlichen Highlights „Back to the Cemetery“ und „Beware of Ghouls“, gerne hätte ich noch Tracks wie „Monster Bride“ oder „In the Dead of Night“ gehört, aber bei der Masse an Songs ist es den Musikern sicher nicht leicht gefallen, eine Auswahl zu treffen. Verdammt seien die Monster vom Dom… wenn sie uns im nächsten Jahr nicht wieder beehren.
Links: https://www.facebook.com/argylegoolsbysolo/, http://www.lastfm.de/music/Argyle+Goolsby, http://blitzkid.com/, http://www.theother.de/, https://www.facebook.com/theotherhorrorpunk, http://www.myspace.com/theother, http://www.last.fm/de/music/The+Other
Damit waren die Hellnights 2015 allerdings noch nicht zuende. Den Bericht über den Headliner CHRISTIAN DEATH findest Du hier.
Text (Argyle Goolsby) & Fotos: Stefan
Text (The Other): Marcus
Clips: aufgenommen am Konzertabend von misfits374
Alle Bilder:
Videoclips: