Das Bett, 15.05.2013
Nach einem Auftritt im Ponyhof im August 2012 (Bericht dazu hier) und einem Mittelslot auf dem ersten „Sky High-Festival“ im Bett im Oktober vergangenen Jahres nun innerhalb von nur zehn Monaten das dritte Mal KADAVAR in Frankfurt – dabei immer größere Events darstellend. Der 70er- Retro-Hype macht’s möglich, der ums Verrecken nicht ausklingen will und ständig neue Gewächse an die Oberfläche spült. Dabei soll das keine Beschwerde sein, ganz im Gegenteil, ich stehe ja auf so’n Zeug. Eines dieser (für mich) neuen Gewächse waren die Norweger SPIRITS OF THE DEAD, die gestern eröffnen durften.
Selbige veröffentlichen schon seit 2008 ihre Scheiben und haben ihre Ursprünge in diversen Postrock- und Metalbands; bei SOTD setzen sie auf eher gemäßigten, leicht psychedelischen 70ies-Rock, eher BYRDS meets FLOYD als SABBATH, trotzdem nicht ohne Gitarrenglanztaten, logisch.
Der Sänger Ragnar Vikse (wer lacht da?) erschien optisch im Roger Daltrey-Gedächtnisoutfit (im Gegensatz zu seinen drei bodenständiger gewandeten Musikerkollegen) und nennt auch ein Hardrock-kompatibles Sangesorgan sein eigen, welches von der dominierenden Gitarrenfront leider etwas erschlagen wurde; schade, aber toll.Der Großteil des Auftritts speiste sich aus Songs des brandneuen Albums „Rumours of a Presence“, aber auch die überlange Bandhymne „Spirits Of The Dead“ vom ersten Silberling wurde zelebriert. Wie bei solchen Bands üblich, wurde die Bühne durch psychedelische Lichtspielchen illuminiert, in welchen dieses Mal auch öfter das reizende Antlitz Brigitte Bardots zu erahnen war – Szenen aus der Edgar Allan Poe-Adaption „Histoires Extraordinaires“ von 1968, wie ich vermute; eine Gemeinschaftsproduktion von Roger Vadim, Federico Fellini und Louis Malle mit dem englischen Titel „Spirits Of The Dead“. Passt.
So voll wie gestern habe ich Das Bett bisher im übrigen noch nie erlebt. Ich verharrte während des KADAVAR-Gigs lange auf meinem Platz vor dem Gitarristen und Sänger Lupus Lindemann (unten), wissend, dass ich in diese Lücke
nicht mehr so leicht eindringe, wenn ich sie verlasse. Daher dauerte es auch eine ganze Weile, bis mir auffiel, dass der Bassist auf der anderen Seite der Bühne unmöglich Stammbassist Mammut sein konnte, außer, er wäre innerhalb der letzten Wochen von einer Dampfwalze überfahren worden – der meist seinen Bandkollegen zugewandte Mann am Bass war baumlang und schmal statt breit.Da ich nirgendwo im Internet Infos über einen temporären oder gar endgültigen Austausch in Erfahrung bringen konnte, bleiben mir nur Mutmaßungen – da ich diesen Hünen aber schon mal gesehen habe und KADAVAR zudem freundschaftlich verbandelt sind mit den von mir noch mehr geschätzten SAMSARA BLUES EXPERIMENT wage ich die These, dass es deren Bassist war, den wir da gestern abend erleben durften. Ein endgültiger Wechsel wäre schon ein wenig schade, nachdem das nimmermüde Label Nuclear Blast soviel Geld in die auch optische Anpassung des Trios an die herrschende Retrowelle gesteckt hat und die meisten Haare seit ZZ TOP auch als Cover des aktuellen KADAVAR-Albums „Abra Kadavar“ verbriet.
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Vergleicht man die Bilder der Musiker von ihrem Auftritt im August 2012 mit denen der aktuellen Tour fällt nämlich auf, wie gestylt sie mittlerweile wirken, getreu dem blöden Spruch, den ich auf der Oberstufe immer hören durfte:
Links: http://www.reverbnation.com/kadavar, http://www.myspace.com/kadavar1969, http://thespiritsofthedead.com/, http://www.myspace.com/spiritsofthedeadmusic
Text & Fotos: Micha
Clip: am Konzertabend aufgenommen von MultiDired
Nachtrag 19.06.2013: Wie inzwischen aus diversen Quellen zu erfahren ist, lag ich mit meiner Mutmaßung, den SAMSARA BLUES EXPERIMENT-Bassisten erspäht zu haben, gründlich daneben. Der neue Basser nennt sich bei KADAVAR „Dragon“ und heißt eigentlich Simon Bouteloup (der Wolf ist halt schon besetzt, Pech gehabt). Er spielt/e Gitarre bei AQUA NEBULA OSCILLATOR, mit denen KADAVAR die superbe Split-Doppel-LP „White Ring“ veröffentlicht haben. Wieder was gelernt.
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