KING BUZZO

Mousonturm, Frankfurt, 15.09.2014

King BuzzoSeit 1983 gibt es die MELVINS. Über 40 Alben haben sie veröffentlicht. Alben voll harten Gitarrenrocks, die geprägt sind von den musikalischen Vorlieben der Band um Buzz Osborne, der als KING BUZZO bekannter ist und jetzt erstmals solo auf Tournee ging. Kein Metal, kein Hardrock, kein Punk; aber mit allem ein wenig verwandt. Grunge, teilweise. Avantgarde, ab und an. Die MELVINS sind auf jeden Fall ein Haufen von Enthusiasten, die sich von nichts und niemandem einschränken lassen und deswegen einen sehr guten Ruf haben bei Freunden eigenständiger Sounds.

Manchmal, wenn sie mit befreundeten Freigeistern kooperierten, die ein wenig bekannter geworden sind (wie Kurt Cobain mit NIRVANA oder Mike Patton von FAITH NO MORE), färbte deren Reputation auch ein wenig auf die MELVINS ab und die Hallen wurden kurzfristig etwas größer. Aber wenn die MELVINS King Buzzoetwas gut können, dann ein Hipsterpublikum verjagen. Und deswegen bleibt man als Fan solch schräger Rockmusik dann doch meist unter sich. Besonders traf dies auf KING BUZZO’s erste Solotour zu, die ihn in das klitzekleine Studio im Frankfurter Mousonturm führte. Solo und akustisch empfing er um Punkt 21 Uhr die Anwesenden, von denen einige noch in einer Schlange stehend dem Getränkeverkäufer dabei zusehen durften, wie man ein Bier suboptimal in ein glasähnliches Gefäß presst.

King BuzzoSpartanisch aufgebaute Bühne, ausnahmslos rot illuminiert und mit viel Platz nach links und nach rechts, der vom hyperaktiven Osborne auch komplett ausgenutzt wurde. Nach dem ersten Song, der ein MELVINS-Stück gewesen sein könnte (falls die Frankfurter Setlist mit der von München einen Tag vorher identisch sein sollte, so einiges sprach dafür) begrüßte der vorher rabiat auf seine elektrisch verstärkte Konzertklampfe einschlagende und sich wüst artikulierende Zausel sein Publikum mit der Feststellung, dass er zwar schon lange akustisch spiele, aber vor dieser Tour noch nie öffentlich; weswegen er sich sehr herzlich bei allen Anwesenden bedanke.

Osborne gab zu Protokoll, dass er ein paar MELVINS-Nummern spielen werde, ein paar Songs seines Soloalbums „This Machine Kills Artists“ (ein Verweis auf Woody Guthrie, der mit seiner „Maschine“ Faschisten „killte“) und vielleicht noch das ein oder andere fremde Stück, z. B. was von Alice Cooper. Einige gaben King Buzzobei dem Namen verwunderte (?) Geräusche von sich; den Meister focht das jedoch nicht an und er setzte diese Ankündigung mit „Ballad of Dwight Fry“ vom Cooper- Album „Love it to Death“ (1971) augenblicklich um – inklusive Babystimmen-Intro. Überhaupt beeindruckte Osborne auch vokal außerordentlich: Er wechselte ständig die Stimmen sowie die Lautstärke derselben, brüllte direkt ins Mikro oder von einem anderen Platz der Bühne aus; flüsterte, wisperte, presste und schrie – und es klang auch noch extrem gut.

Gleichzeitig bearbeitete er seine Gitarre vielleicht nicht direkt filigran (Fingerpicking geht anders), doch durchaus mit Schwindel erregend schnellen Griffen. Zwischendurch, wenn die Hitze in dem kleinen Saal nicht mehr auszuhalten war und der KING wieder ein paar Kilometer zwischen Bühne King Buzzorechts und Bühne links hinter sich gebracht hatte, plauderte er Schweiß abwischend aus seinem bewegten Tourleben und erzählte Geschichten; z.B. die, wie er seine Frau um Rat fragte als er nicht wusste, wie er sich auf der Bühne akustisch präsentieren sollte. Stehend vor dem Mikro? Oder auf einem Schemel sitzend? Seiner Frau haben wir wohl zu verdanken, dass er seinem Bewegungsdrang nun so freien Lauf lässt. Oder die, warum Mike Patton sein Held ist. Superkurzweilig, wie das ganze Konzert, und extrem witzig. Nur, und wir Konzertgänger haben ja immer etwas zu meckern (besonders in Deutschland, laut diesem Interview): Wenn die Setlist auf der Tour immer gleich ist, trifft das dann auch auf die Sprüche und die Stories King Buzzozu? Hat das Publikum in München die identische Mike Patton-Geschichte gehört, oder doch vielleicht die über Iggy Pop? 75 Minuten lang führte der KING souverän durch das Programm, sagte an, was Sache ist („So, jetzt noch zwei Songs und dann war es das auch“) und verhielt sich auch exakt wie angekündigt. Nichts wirkte spontan, die Interaktion mit dem Publikum beschränkte sich hauptsächlich auf Blicke und das Performen.

King BuzzoNach knapp 85 Minuten war Schluss und der Meister baute postwendend die Bühne ab, den frenetischen Jubel seiner Anhänger ignorierend. Keine zehn Minuten später entschwand er mit seinen technischen Helfern in den Europcar-Transporter und rauschte von dannen, selber fahrend. Platten gab es nicht zu kaufen, leider, nur Shirts, da braucht man ja auch nichts zu signieren. Kleine Schwätzchen mit den King BuzzoFans sind wohl auch überbewertet. Aber vielleicht bin ich da auch ein wenig unfair; was weiß ich schon über die Sachzwänge des KING BUZZO.

Dass er auch anders drauf sein kann, bewies er mir 1997 in einer Pizzeria in Alt-Eschersheim, unweit der alten Batschkapp, als er während des Auftrittes der Vorband SCHWEISSER noch eine Pizza orderte und sich auf einen Schwatz mit mir und Kumpel Thomas einließ, obwohl er gleich auf die Bühne musste. An der Güteklasse des Gigs im Mousonturm änderte das nicht das Geringste; der machte riesigen Spaß und hatte mit „langweiligem Folk-Geschrammel“, wie es bisweilen im Vorfeld befürchtet wurde, nichts zu tun. Und selbst wenn jedes gesprochene Wort einstudiert gewesen sein sollte, so trug das auch nur dem Veranstaltungsort Rechnung – denn wir waren ja nicht im Rockclub, sondern im Theater. Vorhang.

Links: https://myspace.com/kingbuzzo, http://www.lastfm.de/music/King+Buzzo, http://www.themelvins.net/

Text, Fotos & Clips: Micha

Alle Bilder:

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