MONSTER TRUCK & THE ARKANES

Zoom, Frankfurt, 10.04.2014

Classic-Rock-Overkill. So könnte man auch die laufende Konzertwoche überschreiben und alles in eine Review packen – gestern SCORPION CHILD mit HORISONT in Mühltal, heute MONSTER TRUCK, nächsten Montag die auf dem Shirt des MONSTER TRUCK-Sängers Jon Harvey (links) gepriesenen BUFFALO SUMMER – dabei sind das durch die Bank auch keine schlechten Vertreter des Genres, die in den Wochen zuvor in anderen Konstellationen zusammen auf Tour waren.

Im akzeptabel gefüllten Frankfurter Zoom standen um 21 Uhr erstmal die mir unbekannten und vorher nicht angekündigten Liverpooler Youngster THE ARKANES auf der Bühne, die 2012 schon im Nachtleben spielten und bisher erst eine 6-Track-EP namens „Don’t Act Like You Know Me“ draußen haben. Die wurde auf dem Konzert für’n Fünfer feil geboten und ist sehr empfehlenswert. Das wusste ich natürlich noch nicht, als die Herren auftraten – respektvoller Abstand vor der Bühne verriet, dass auch sonst niemand mit der Band gerechnet hatte und kein Bekannter aus dem Nachtleben anwesend war. Wurscht.

Die Engländer gaben von Anfang an Vollgas. Bassist Lee Dummett und Axtschwinger Adam Sheeran, frisurentechnisch Zwillinge und den frühen Sechziger Jahren verpflichtet, umrahmten den kraft- und gefühlvoll intonierenden Chris Pate, der zwar aussah, als hätte er gestern erst die Schule verlassen, stimmtechnisch aber einen bluesigen Druck fabrizierte, als täte er das bereits seit sehr langer Zeit, dabei noch ständig Gitarre spielend. Vor allem Sheerans Lead- Gitarre war ein akustisches Fest; und dass die Band am Schluss noch mal so fulminant auf die Tube drückte, dass es sie selber aus den Latschen hob war nicht nur ein dem Headliner ebenbürtiger Abschluss, sondern auch ein Versprechen auf das am 25. April 2014 erscheinende erste Full-Length-Album. Gekauft.

Um 22 Uhr, der Umbau war längst vollzogen und die Reihen vorn wurden geschlossener, betraten die Kanadier MONSTER TRUCK endlich die Bühne. Vor knapp einem halben Jahr wussten sie in der Batschkapp im Vorprogramm des

KYUSS-Nachfolgers VISTA CHINO zu überzeugen – und kaum war diese Tour zu Ende, wurde in allen relevanten Zielgruppen-Magazinen die nun endende Headliner-Tour angekündigt. Genug Zeit, die Band zu hypen und deren LP „Furiosity“ bekannter zu machen, möchte man meinen, aber ach, diese Konkurrenz allerorten. SCORPION CHILD hatte ich gestern leider nicht sehen können, aber dafür auf dem letzten „Hammer Of Doom“-Festival in Würzburg – und da stank deren Live- Darbietung gegen die heutige der Kanadier gnadenlos ab, trotz ansprechender Scheibe im Rücken. MONSTER TRUCK bedienen sich genau der richtigen Prise Blues und Southern Rock, um ihren Classic Rock räudig, aber nicht angestaubt klingen zu lassen und machen dabei Bohei auf der Bühne, als wäre eine Punkband am Werk.

Was ich über die Stimme von Chris Pate im Vorprogramm beschrieb trifft noch mehr auf die des singenden Bassisten Jon Harvey zu, weil noch erdiger und erfahrener wirkend. Das Keyboard von Brandon Bliss verrät die Liebe zum Sound von URIAH HEEP; und was der Gitarre spielende Megaflummi Jeremy Widerman und der Drummer Steve Kiely an Kalorien verbraten haben muss mehrere Besuche in Fast Food-Tempeln ermöglichen, ohne Fett anzusetzen.

Jon Harvey gab anfänglich zu Protokoll, dass das „der letzte Deutschland-Gig“ sei – die Show in Osnabrück muss dann wohl abgesagt worden sein, vielleicht, um auf dem Roadburn-Festival am kommenden Samstag ausgeruht einen besseren

Eindruck zu hinterlassen. Wer diesbezüglich aber lustige Verarschungen mit oder durch die Vorband erwartete, wurde leider enttäuscht. Denn MONSTER TRUCK knüppelten die Songs ihres Albums und ihrer beiden, kostenfrei auf ihrer Homepage zum Download bereit stehenden EP’s in wenig mehr als einer Stunde herunter, was (in meiner Welt) durchaus ein Qualitätsmerkmal darstellt.

Ein kurzes, technisches Fehlerintermezzo wurde von den Chorus-intonierenden Fans bei dem Doppel „Seven Seas Blues“ und „Righteous Smoke“ so ansprechend aufgefangen, dass Harvey aus dem Grinsen nicht mehr rauskam. Und bei dem Album-Opener „Old Train“ ging sowieso das ganze Zoom steil. Fazit: Ein großartiger, innovationsfreier Rockabend, der so einige Marktmitbewerber alt aussehen ließ und Lust machte, die ganze Tour mitzufahren. Halt, geht ja nicht mehr. Nächstes Mal aber, bitte. Bald.

Links: http://thearkanes.co.uk/, https://myspace.com/thearkanes, http://www.reverbnation.com/thearkanes, http://www.lastfm.de/music/The+Arkanes, http://www.ilovemonstertruck.com/, http://www.reverbnation.com/monstertruck, http://www.lastfm.de/music/Monster+Truck

Text, Fotos & Clips: Micha

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