MUTOID MAN & SPACE CHASER

Schlachthof, Wiesbaden, 16.08.2016

Mutoid ManSommerloch war gestern. Während früher für Daheimgebliebene konzerttechnisch tote Hose war im Juli und August, profitiert das Rhein/Main-Gebiet mittlerweile von dem Umstand, dass es kaum Festivals vor unserer Haustür gibt. Während die Bands also kübelweise von Wiese zu Wiese geschickt werden, um vor mehr oder weniger desinteressiertem, abgefüllten Event- Publikum zu hausieren, können wir uns hier über Clubshows einiger dieser Combos freuen, die ein bisschen Zeit überbrücken müssen zwischen Wacken, dem Summer Breeze und ähnlichen Veranstaltungen. Gestern verweilten mit MUTOID MAN aus den USA und deren Opener SPACE CHASER aus Berlin zwei neuere (Thrash-)Metalbands im Kesselhaus des Wiesbadener Schlachthofs.

Die Besucher verfolgten diese Vorstellung interessiert und mit Wohlwollen. Allerdings ziemlich reserviert. Da ich selber wenig durch die Welt düse, um Konzerte an verschiedenen Orten mitzuerleben, kann ich die Publikumsreaktionen kaum vergleichen, aber MUTOID MAN in Wiesbaden – da war durchaus Luft nach oben. Bei SPACE Space ChaserCHASER konnte man das auf den Umstand schieben, dass sie eben die Vorband waren – die haben es ja oft nicht so leicht, vor allem, wenn sie sich stilistisch vom Hauptact unterscheiden. Das 2011 gegründete Quintett steht knietief in den thrashigen Achtzigern und machte das so überzeugend, dass einige extra ihretwegen in die Landeshauptstadt gereist waren.

Beine breit, fett posiert – dazu mit den Haaren die Luft umgerührt sowie teilweise synchrones Äxteschwingen. Nun ja. Wenn die Musik mies ist, reißt es das auch nicht mehr raus, doch glücklicherweise war das bei SPACE CHASER nicht der Fall. Auf dem Taunus Metal Festival wäre das ein Knaller – gestern, bei der spärlichen Space ChaserGästeschar mit unsichtbarem Doktorhut und Jutetasche, wurde das immerhin verhalten geschätzt. Dass uns die Band mit dem aus der Zeit gefallenen Metalshouter Siegfried Rudzynski leider nicht, wie in Berlin, mit einer saugeilen AGENT STEEL-Coverversion verwöhnte (klicke hier) – schade drum. Wäre aber Perlen vor die Säue gewesen, irgendwie.

Habe ich geschrieben, dass MUTOID MAN Thrashmetal spielen? Gewiss, tun sie. Auch Hardcore, Punkrock, Progmetal, Sludge und Classic Rock. Alles auf einmal, in Songs, die selten über drei Minuten hinausgehen. Als das Trio mit dem Bassisten Nick Cageao, Schlagzeuger Ben Koller (vernichtet die Felle sonst bei CONVERGE) sowie Gitarrist und Sänger Steve Brodsky (CAVE IN) die Bühne enterte, wunderte sich Cageao über das leise Publikum. Brodsky scherzte ein wenig, niemand reagierte. Drauf geschissen. Hauptsache, die Band hatte Spaß. „Purple Rain“ erschallte – schön, nach MANTAR an gleicher Stelle war das schon die zweite harte Combo, die PRINCE Respekt Mutoid Manzollte. Doch danach war Schluss mit Respekt. Es wurde getobt, gewitzelt, geturnt und gespielt wie im Therapiezentrum für ADHS, dabei ständig der Mittelfinger verteilt, meist untereinander, manchmal auch in meine Kamera. Ich hatte in diesem Fall aber nicht den Eindruck, dass damit wirkliches Missfallen ausgedrückt wurde.

Brodsky gab den Entertainer, verarschte das Publikum, kündigte Megahits an, die eh keiner kannte. Außer „Don’t Let Me Be Misunderstood“ von Eric Burdon/SANTA ESMERALDA/ Nina Simone. Ob von CAVE IN oder CONVERGE etwas gespielt wurde entzieht sich meiner Kenntnis, bin bei beiden Bands nicht firm. Dass in der knapp einstündigen Spielzeit jedoch mehr Mutoid Mangegeben wurde als auf den beiden erschienenen Tonträgern (eine EP und eine LP, die knapp zehn Minuten länger ist als die EP) erscheint mir sicher. Wobei „Bleeder“, die Fast-Ballade am Ende des gleichnamigen Albums, uns wohl vorenthalten wurde. Aber da ging es mir wie beim ersten Hören der Scheibe: „Was? Schon vorbei?“ Man reibt sich Mutoid ManAugen und Ohren und möchte am liebsten alles nochmal von vorne erleben. Mit dem Tonträger geht das ja, aber leider nicht mit der Live-Show, die ohne Zugabe vollzogen wurde, aber mit jeder Menge Rumtoben und juvenilem Quatsch auf der Bühne, inklusive Drumstick-Jonglage beim Spielen von Ben Koller. Sehr beeindruckend, unterhaltsam und kurzweilig. Aber eben kurz. Bitte nochmal wiederkommen.

Links: https://www.facebook.com/SpaceChaserBand/, https://spacechaser.bandcamp.com/, http://www.last.fm/music/Space+Chaser, http://mutoidman.com/, https://www.facebook.com/mutoidman, https://mutoidman.bandcamp.com/, http://www.last.fm/de/music/Mutoid+Man

Text, Fotos & Clips: Micha

Alle Bilder:

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