NEGATIVE SCANNER

Dreikönigskeller, Frankfurt, 17.11.2016

Negative ScannerIn der Regel hat man von einer in Deutschland tourenden Band zumindest den Namen schon mal gehört, im Falle von NEGATIVE SCANNER musste ich jedoch passen. Auch die Informationen zum Act waren spärlich gesät: Post-Punk aus Chicago hieß es in der Info, was allerdings ein breit gefächerter Begriff ist, hinter dem sich eigentlich alles verbergen kann. Darüber hinaus gab es aber noch einen Link zum Musikvideo des Songs „Ivy League Asshole“, der mich spontan begeisterte. Die zierliche Gitarristin und Sängerin in dem Clip überzeugte mich nicht nur mit ihrer fantastisch finsteren Stimme, sondern auch mit ihrer charismatischen Ausstrahlung. Um festzustellen, ob sich das Ganze live ähnlich darbietet, erschien mir der Frankfurter Dreikönigskeller der geeignete Ort. Dort fanden sich gestern etwa 40 Besucher ein, die von DJ SuperConni schon mal mit furiosen Garage- und Post-Punk-Tracks versorgt wurden.


NEGATIVE SCANNER betraten etwa gegen Zehn die Bühne und zogen das Publikum bereits mit dem ersten Akkord in ihren Bann. Das ist ungewöhnlich, denn in der Regel bedarf es einiger Songs, um sich live an eine Negative ScannerBand und ihren Sound zu gewöhnen. Post- Punk ist, wie bereits erwähnt, ein dehnbarer Begriff, mal dominieren Industrial- (KILLING JOKE), mal Gothic-Einflüsse (SIOUXSIE AND THE BANSHEES), oft ist das Ganze sehr bassorientiert und tanzbar (GANG OF FOUR). Im Falle von NEGATIVE SCANNER sind es jedoch eher Garage- und Punk-Einflüsse, die im Fokus stehen.

Kaum ein Stück ist länger als drei Minuten, die meisten sogar lediglich zwei, das Ganze wird mit einer herrlich rauen Punk-Attitüde dargeboten und auch wenn die Amerikaner instrumental an Acts wie WIRE, die MODERN LOVERS oder JOY DIVISION erinnern, so liefert der Gesang von Frontfrau Rebecca doch einen ungewöhnlichen Gegenpol zur Musik. Die Mischung aus Garage, Goth und Punk kam im „DKK“ jedenfalls bestens an, in den ersten Reihen bewegten sich die Negative ScannerZuschauer wie Marionetten zum Sound und Zeit zum Verschnaufen gab es keine. NEGATIVE SCANNER reihten Song an Song und dies, obgleich der bisher einzige Longplayer lediglich elf Tracks und eine Spielzeit von ungefähr 25 Minuten umfasst. Aus diesem Grund wurde die Setlist um allerlei bisher unveröffentlichte Lieder erweitert, sodass der Gig immerhin rund 40 Minuten dauerte.

Negative ScannerAuf Coverversionen wurde gänzlich verzichtet, denn die Combo sei, wie mir Gitarrist Matt nach dem Konzert verriet, darin nicht besonders gut. Der Versuch „Bela Lugosi‘s Dead“ von BAUHAUS zu interpretieren, scheiterte kläglich und seither habe man sich an kein weiteres Cover mehr herangewagt. Und das ist gut so, denn der Sound von NEGATIVE SCANNER klingt originär, authentisch und unverbraucht und lässt erahnen, dass die Songs nicht am Reißbrett geschrieben wurden, sondern spontan und mit Bauchgefühl entstanden sind.

Unterm Strich war es ein beindruckender Auftritt einer jungen Band, die mit einer Scheibe im Gepäck ihre erste Tour bestritt und dabei alles richtig gemacht hat. Interessant ist, dass Rebecca als Einflüsse WIRE und Negative ScannerJonathan Richman nannte, sie also weder aus der Garage-, noch aus der Punk-Ecke kommt. Man darf gespannt sein, wie sich NEGATIVE SCANNER weiterentwickeln, das selbstbetitelte Debüt, auf dem die Sängerin mit zahlreichen Zahnlücken zu sehen ist, sei an dieser Stelle empfohlen. Nach dem Gig ging’s noch einige Stunden mit DJ Conni weiter, sodass dem gelungenen Auftritt eine feucht-fröhliche Partynacht folgte, an der auch die Mitglieder von NEGATIVE SCANNER sicher ihren Spaß hatten.

Links: https://www.facebook.com/negativescanner/, https://negativescanner.bandcamp.com/, http://negativescanner.tumblr.com/, http://www.last.fm/music/Negative+Scanner

Text & Fotos: Marcus

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