OKTA LOGUE

Centralstation Darmstadt, 17.05.2013

Ich liebe die Centralstation ja sehr – für mich als Frankfurter auch ohne Auto gut erreich- und vor allem wieder verlassbar, finden dort mit großartiger Akustik, in der Regel guter Sicht und phänomenalem Bier hochklassige Konzertveranstaltungen statt. Diese vertreten zwar eher selten meine Lieblingsmusikrichtungen (Metal, Punk, HC, Country), präsentieren aber erlesene Formationen aus Bereichen, in denen ich mich nicht so oft, aber auch gerne bewege. Jazz. Pop. Folk. Und seit einiger Zeit (hätte man mir das vor, hm, etwa fünf Jahren prophezeit, ich hätte den Verkünder für völlig durchweicht gehalten) für Prog. Wenigstens teilweise. Ab und an. Tja.

In diesem sehr weiten Feld fanden recht kurz hintereinander drei Events statt, die ich mir alle gegeben habe. MOTORPSYCHO aus Norwegen zum Beispiel, die aber etwas aus dem Rahmen fallen, weil ich sie schon immer gut fand und auch schon mehrmals gesehen habe. Außerdem RIVERSIDE aus Polen, die mich früher niemals interessiert hätten und die mir live heutzutage so gut gefallen wie beispielsweise DEEP PURPLE in den Siebzigern. Und dann wären da noch OKTA LOGUE aus Darmstadt-Griesheim.

Ich mag die Centralstation auch, weil mich dort niemand am Fotografieren hindert. Im Gegensatz zu anderen Läden. Dann dachte ich mir noch, bei den internationalen Bands wie RIVERSIDE oder MOTORPSYCHO wird es bestimmt sauvoll, mache ich eben nur Bilder bei den Lokalmatadoren, da ist ja wohl einiges mehr an Bewegungsfreiheit zu erwarten. Selten lag ich falscher. Bei den Skandinaviern wurde durch die bewegliche Theke der Raum fast halbiert, bei OKTA LOGUE platzte der Laden aus allen Nähten.

Da mir die Band erst seit einigen Wochen durch Berichte in Visions oder eclipsed ein schwammiger Begriff ist, war ich mir der Tatsache nicht bewusst, dass die Combo schon seit Jahren aktiv ist (früher, ohne Keyboarder Nicolai

Hildebrandt, als ZAPHIRE OKTALOGUE) und das Columbia- Debüt „Ballads of a Burden“ von 2012 ein Re-Release darstellt; bei Myspace wurschteln die Darmstädter schon seit 2007 rum. Eine Tour und eine Single mit Sky Saxon haben die Jungs auch bereits vorzuweisen, nicht übel. Trotzdem sind sie meilenweit von den anderen hier auf der Rockstage Riot-Website vertretenen Psychedelic-Bands entfernt; und mit Progrock greift man eigentlich auch zu kurz.

In der sehr lesenswerten OKTA LOGUE-Story im aktuellen Visions #242 distanzieren sich die Musiker ausdrücklich von allen Rockposen, die ich (und andere bei RSR) sonst so lieben, von dem, was sie Cockrock nennen. Von mir aus. Mir gefällt das Quartett trotzdem; und mir gefällt eben auch eine Band wie KADAVAR oder ORCHID. Alle sind in gewisser Hinsicht retro, in gewisser Hinsicht eben auch nicht.

Während man bei ORCHID gar nicht anders kann als SABBATH zu fühlen, so ist David Gilmour (PINK FLOYD) natürlich glasklar aus dem Spiel des Gitarristen Philip Méloi (Foto rechts) herauszuhören, macht ja auch nichts. Zusammen mit den anderen Bausteinen, der rhythmischen Raffinesse von Schlagzeuger Robi Herz, dem gefühlvollen Gesang seines Bruders Benno Herz sowie dem abgefahrenen Soundteppich Nicolai Hildebrandts entsteht ein völlig eigener, mitreißender Klangkörper, der einen in einen Sog zieht und geplättet wieder ausspuckt.

Ganz großes Kino, bei dieser Releaseparty in Darmstadt (das zweite Album „Tales Of Transit City“ erschien just an diesem Tag) erfreute das zwei Stunden lang, teilweise mit Unterstützung zweier Bläser sowie der Vorband BEES VILLAGE. Neil Young’s „Southern Man“ wurde am Schluss auch noch gecovert; hätte ich eher für einen Einfluss der mit OKTA LOGUE befreundeten BEES VILLAGE aus Friedrichsdorf gehalten, aber das zeigt ja nur wieder meine Beschränktheit.

BEES VILLAGE (rechts) irritierten mich am Anfang des Abends ein wenig – ihr folkbeeinflusster Poprock klang zwar ziemlich interessant, gefiel mir aber nicht. Das änderte sich im Verlauf ihrer Show; und ihr Debütalbum „Herbs and Village Blues“ läuft bei mir mittlerweile in Dauerschleife. Demnächst eröffnen sie für Tav Falco im Bett. OKTA LOGUE machen im Herbst sowieso in allen relevanten Rhein/Main-Clubs Station (darunter Schlachthof, Zoom & Colos-Saal), und ich empfehle diese Konzerterfahrung hiermit ausdrücklich. Wir sehen uns.

Links: http://oktalogue.com/wordpress/, http://www.myspace.com/zaphireoktalogue, http://www.lastfm.de/music/Okta+Logue, http://www.beesvillage.de/index.php, http://de.myspace.com/beesbandmusic, http://www.lastfm.de/music/Bees+Village

Text & Fotos: Micha

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