Frankfurt, Januar 2019
Manch einer wird vielleicht die Augen rollen von wegen „Jetzt geben die uns auch noch Platten-Tipps“. Aber einige andere Leserinnen und Leser (vor allem diejenigen, die nur wenig Zeit darauf verwenden können, ständig neue Alben anzutesten), werden möglicherweise dankbar dafür sein. Außerdem ist es ja heutzutage kein Risiko mehr, jemandem eine Scheibe ans Herz zu legen, kann man doch vor dem Kauf in so gut wie alle neuen Machwerke kostenlos reinhören – zum Beispiel bei Bandcamp oder anhand der Spotify-Playlisten, die wir nach den Beiträgen unserer Autoren und Fotografen für Euch zusammengestellt haben. Deshalb machen wir einfach mal – im Folgenden könnt Ihr lesen, was für uns die besten Neuerscheinungen der vergangenen zwölf Monate waren. Viel Spaß!
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Marcus:
Generell mag ich‘s musikalisch düster, wobei ich offen dafür bin, in welchem Genre sich die Finsternis manifestiert. Insofern sind in meinen Jahres-Charts Vertreter diverser Stilrichtungen zu finden. Nachfolgend meine Album-Favoriten des Jahres 2018:
INTEGRITY/KRIEG – Split
INTEGRITY verbinden Hardcore-Punk mit okkulten Themen und erfreuen uns fast jährlich mit einem neuen Output. 2018 erschien die Split mit der Black Metal-Band KRIEG, die vier neue, dunkle Hymnen von INTEGRITY präsentiert, darunter „Sons of Satan“ – der ideale Song, um gut gelaunt in den Tag zu starten.
TWIN TEMPLE – Twin Temple
Das Duo/Pärchen aus Los Angeles bezeichnet seinen Sound selbst als Satanic Doo-Wop. Das Ganze klingt, als ob Amy Winehouse von den Toten auferstanden wäre und nun dem Satan huldigt. Die ideale musikalische Untermalung für Schwarze Messen und Schäferstündchen in dunklen Gruften.
ILSA – Corpse Fortress
Das Death/Doom-Quintett ILSA gehört gemeinsam mit INTEGRITY zu meinen absoluten Lieblingsbands. Auch mit ihrem aktuellen Album „Corpse Fortress“ haben die Jungs aus Washington D.C. wieder ein kleines Meisterwerk abgeliefert. So klingt nicht der Sommer, so klingt die Hölle. Inklusive Gimmick-Cover und Vinyl im Explodierten-Wellensittich-Splatter-Design.
THE GODDAMN GALLOWS – The Trial
Wenn gesichtstätowierte, obdachlose Alkoholiker gemeinsam musizieren, kann dabei nur etwas Schräges herauskommen. Dies ist auch beim achten Album „The Trial“ der Fall, das einmal mehr eine illustre Melange aus Country, Blues, Sideshow-Music, Bluegrass, Hillybilly und Punk liefert.
THOU – Magus
Neben „Corpse Fortess“ von ILSA für mich das Album des Jahres. Wer den Sound der Amerikaner unterstützt von bewusstseins-erweiternden Substanzen genießt, der landet direkt in der Hölle. Nanu, warum riecht meine Bude plötzlich nach Pech und Schwefel?
KING DUDE – Music to Make War to
Auch Album Nummer sieben von Hexenmeister KING DUDE weiß zu überzeugen, wenngleich ich die beiden Vorgänger als etwas stärker empfand. Neo-Folk meets Post-Punk, Nick Cave meets BAUHAUS – der passende Soundtrack zum gepflegten Liebesakt auf dem Friedhof.
GOST – Possessor
Synthwave-Acts, die den Sound von Filmen aus den 1980er-Jahren (u. a. von John Carpenter und Goblin) aufgreifen, erfreuen sich bereits seit einigen Jahren großer Beliebtheit. GOST sind ein texanisches Projekt, das eben jenem Stil frönt, dabei aber auch Experimente wagt und eigene Wege geht.
P. PAUL FENECH – Happy Halloween V
METEORS-Frontmann P. Paul Fenech hat 2018 eine Compilation seiner vier jeweils zuvor an Halloween erschienenen „Happy Halloween“-Singles veröffentlicht. Angesiedelt ist das Ganze zwischen Surf, Rockybilly und 1960s-Horror-Hop und dürfte besonders für Horror- und Halloween-Freunde eine lohnenswerte Anschaffung darstellen.
LA MUERTE – Same
Von den belgischen Noise-Rockern LA MUERTE war ich bereits in den 1980er Jahren ein großer Fan. Nach einer über 20-jährigen Abstinenz sind die Jungs nun wieder da und haben mit „La Muerte“ ein verdammt starkes Album rausgehauen, das den dreckigen Noisesound der Band im Gewand des neuen Jahrhunderts präsentiert.
ACID WITCH – Evil Sound Screamers
Eigentlich bereits 2017 erschienen, aber erst seit 2018 auf Vinyl erhältlich, ist das dritte Album der doomigen Horror-Rocker ACID WITCH. Die kombinieren ihren finsteren Doom mit Orgelklängen und Samples und schicken den Hörer dabei auf eine finstere Achterbahnfahrt durch frühe Dekaden des Horrorfilms. Hooooooowl!
Re-Release des Jahres:
DWARVES – Lucifer‘s Crank
Bereits 1988 als EP im Single-Format erschienen, haben die DWARVES ihrem Klassiker nun 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung einen Deluxe-Repress im LP-Format beschert, der mit einem gewohnt wundervollen Cover-Artwork, transparentem Vinyl und einer gravierten B-Seite aufwartet. Lechz.
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Micha:
Meine favorisierten Tonträger 2018 sollten eigentlich eher Clouddaten heißen, denn ehrlich gesagt besitze ich von meinen 20 Lieblingsplatten 2018 haptisch gerade mal drei. Ein paar andere noch, die ich auf Konzerten gekauft habe, um die Künstler zu unterstützen (und weil ich zu fett für Bandshirts bin). Alle drei sind Alben in einer schicken Box, beinhalten LP wie CD plus Artbook und andere Schweinereien und bieten damit einen echten Mehrwert zum Stream. Ich höre jedoch inzwischen fast ausschließlich über Streaming-Dienste. Robb Flynn von MACHINE HEAD (kurioserweise ist deren letzter Player einer der drei, die ich in einer fetten Box erstand) ist selber Spotify-User und vertritt die These, das viele Streams dem Künstler mehr bringen als der einmalige Kauf einer CD (so geäußert im Rock Hard). Damit steht er aber ziemlich alleine da – die meisten Künstler verabscheuen Spotify ob der geringen finanziellen Beteiligung und suchen nach Alternativen dazu (Zola Jesus z. B. forciert Patreon). Ich würde ja noch mehr Platten oder CDs kaufen, aber ich mache das bereits seit vielen Jahren und habe schlichtweg keinen Platz mehr. Keine Ahnung wie das weiter geht. Genossen habe ich (in welcher Form auch immer) 2018 besonders u. a. diese Alben (keine wertende Reihenfolge):
MACHINE HEAD – Catharsis
Ein superfettes Thrash-Album mit Einflüssen aus allen Ecken – Robb Flynn rappt sogar und macht das ganz passabel. MACHINE HEAD sind ebenso gut für besondere Alben und relevante Botschaften wie KREATOR, aber eben jünger.
HERE LIES MAN – You Will Know Nothing
Afrobeat meets Rock. Warum zum Teufel fiel das Konzert in Wiesbaden aus?? Hatte ’ne Karte und war todgeil darauf.
JULIA HOLTER – Aviary
Alle Alben Holters sind speziell und interessant, dieses besonders. Kam in die Brotfabrik, aber an dem Tag, als KREATOR spielten. Planungsfuck.
RIVERSIDE – Wasteland
Das erste Album nach dem Verlust des Gitarristen und Freundes Piotr Grudziński. Ein melancholisches Progrock-Meisterwerk.
EMMA RUTH RUNDLE – On Dark Horses
Ihr düsteres Singer/Songwritertum besticht immer noch, trotz glücklicher Ehe. „Adoptiert“ von den Roadburn-Machern. Malt auch. Ist genial.
JAYE JAYLE – No Trail and Other Unholy Paths
Der Gatte Emma Ruth Rundles und seine Band definieren Psychedelic mit diesem Werk neu und firmieren ab sofort unter „unvergleichbar“. Live im April 2019, leider nicht im Rhein/Main-Gebiet.
DEAFHEAVEN – Ordinary Corrupt Human Love
Unfassbar geiler Metal. Okay, Black Metal. Okaayy – HIPSTER-Black Metal – Drauf geschissen. Erlesen.
MARIE DAVIDSON – Working Class Woman
Uh, das ist Techno. Mit unfassbar witzigen Texten. Die ebenso unfassbar tragisch sind, zum Teil.
NATHAN GRAY – Feral Hymns
Der olle Satanist, Frontmann von BOYSETSFIRE, THE CASTING OUT und I AM HERESY, ist ein großartiger Singer/Songwriter und wird dies am 4. März im Schlachthof beweisen.
SOPHIE HUNGER – Molecules
Für Sophie Hunger gilt dasselbe minus dem Satanismus und dem Frontmann (16. Februar im Schlachthof). Ihr aktuelles Album ist elektronischer als die davor, aber kein Stück weniger groß.
OCEANS OF SLUMBER – The Banished Heart
Ein Trennungsalbum, bzw. das einer neuen Liebe. Prog-Doom Metal mit Schlagseite zum Gospel. Sehr geil.
CAT POWER – Wanderer
Chan Marshall besinnt sich auf ihre Tugenden und komponiert weniger synthielastig. Das war zwar auch schön, aber wohl nicht so ihrs. Lana Del Rey ist die neue BFF und macht auch mit. Heraus kam ein Geniestreich.
HAIYTI – Montenegro Zero
Mit Abstand das meistgehörte Album bei mir 2018. Gangstarap ohne Kollegendiss meets NDW. Das Konzert im Zoom war auch cool, die Platte schlägt das aber. Schlägt auch die Mixtapes so insgesamt, in meiner Welt. Daran merkt man wohl, das ich nicht zur Zielgruppe gehöre. Pity.
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Stefan:
Die Lieblingsscheiben des Jahres? Das sind nach meinem Verständnis nicht die, die man mit einem Zungeschnalzen in seinem Plattenschrank versenkt, obwohl man sie „toll“ findet. Es müssen vielmehr die sein, denen man im abgelaufenen Jahr am längsten sein Ohr geliehen hat. Diejenigen, die (auf welchem Medium auch immer) am häufigsten rotiert sind, ohne sich zu schnell abzunutzen. Bitte, hier sind meine liebsten Dauerbrenner 2018:
INTERROBANG!? – Same
Das Trio aus dem Vereinigten Königreich kommt mit Dunstan Bruce (Gesang) und Harry Hamer (Schlagzeug) zu zwei Dritteln mit Ex-CHUMBAWAMBA-Personal daher, der Mann an der Gitarre ist Stephen Griffin (ehemals REGULAR FRIES). Das Debüt-Album der End-Fünfziger mit INTERROBANG!? ist für mich die interessanteste Scheibe des Jahres – abwechslungsreich, unberechenbar, very british, very special.
THE ESTABLISHMENT – Vicious Rumours
Im Bereich Melodic Hardcore/Post-Punk habe ich 2018 nichts Besseres gehört. Das aus altgedienten Musikern u. a. von ANTIDOTE, BRAT PACK, CITIZENS PATROL und BORN FROM PAIN bestehende Quintett aus Holland lässt auf seinem Erstling die Sau raus, und das ganz ohne stumpfes Geballer.
KATE VARGAS – For the Wolfish & Wandering
Die New Yorker Singer/Songwriterin Kate Vargas mischt Folk, Americana und Blues zu wunderschönen, gerne auch mal düsteren Songperlen. Eine Platte für ruhigere Stunden. Ohren auf, Augen zu.
ABSTRACT ARTIMUS – When the Beast is After Me
Der unablässig durch die Welt reisende US-Amerikaner Artimus Alexander Pace findet neben seinen ausgedehnten Touren immer noch die Zeit, neue Alben rauszuhauen. Und die werden immer besser. Oberfette Gitarrenriffs, räudige Stimme, fuzziger Sound. Das passt, nicht nur live, sondern auch aus der Konserve.
MUDHONEY – Digital Garbage
Die Mannen um Mark Arm und Steve Turner könnens auch im 30. Jahr ihres Bestehens noch. Die wieder bei Sup Pop veröffentlichte Scheibe vereint wunderbar rotzige Grunge- und schön schrammelige Garage-Rock-Kracher. Dazu kommt die tolle Aufmachung und Ausstattung der LP-Version (farbiges Vinyl, Gatefold-Cover, Download-Code). Damit nicht nur Ohren-, sondern außerdem noch Augenschmaus.
THE SLAGS – The Bedroom Tapes
Man muss nicht immer in die Ferne schweifen, um Gutes zu finden. Gibts auch vor unserer Haustür. Die Frankfurter All-Girl-Rockband THE SLAGS schlagen auf „The Bedroom Tapes“ leisere Töne an (spielen nämlich akustisch) und stoßen damit in eine neue Dimension vor, die ganz ausgezeichnet zu ihnen passt.
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Jan:
THEE CREEPFREAKS – Tales from Thee Creepfreaks
(Greystone Records Grey030)
Richtig eingängige Psycho-Melodien, bei denen glasklare Gitarren auf grölenden Gesang treffen. Die Debüt-LP der drei Londoner ist irgendwie gleichzeitig aggressiv und entspannend.
THE GODDAMN GALLOWS – The Trial
(Crazy Love Records CLLP 64393)
Mehr Gutterbilly-Blues der genialen Countrypunks, diesmal eine Spur ausgefeilter und komplexer als zuvor. Ist das jetzt ein Konzept-Album? Auf jeden Fall endlos abspielbar.
HEATHEN APOSTLES – Bloodgrass Vol. I & II
(Ratchet Blade Records RBR 739)
Mather Louth hat eine geniale Stimme – mit der sie fast ausschließlich das Thema „Tod“ besingt. Dazu wunderschöne Americana-Klänge. Perfekt produziert von Chopper Franklin.
REVEREND BEAT-MAN AND THE NEW WAVE – Blues Trash
(Voodoo Rhythm Records VR12108)
Von wegen „Blues Trash“. Hier ist viel mehr drauf – zwar alles primitiv, aber dank der zahlreichen Gastmusiker auch ganz schön vielseitig. Garagen-Mucke für Intellektuelle (wie mich).
THE SURF RATS – Strange Things
(Greystone Records Grey032)
Die Band wird sich 2019 auflösen. Kein Wunder bei der Energie, die sie in „Strange Things“ gesteckt hat (30 Jahre nach der ersten LP). Dieser Psychobilly geht ab wie Nachbars Lumpi.
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Eric:
JOE BONAMASSA – Redemption
Der Duracell-Hase des Bluesrock veröffentlicht Musik wie am Fließband, aber die Qualität bleibt enorm hoch. Sein gefühlt 50. Solo-Album ist ein weiteres Highlight. Joe hat mittlerweile viel Power in der Stimme und natürlich ist das Gitarrenspiel wie gewohnt exquisit.
KADAVAR – Live in Copenhagen
Seit 2013 besuche ich mindestens einmal pro Jahr eine KADAVAR-Show. Durch die vielen Gigs in den letzten Jahren merkt man wie gut die Band geworden ist. Die Konzert-Atmosphäre wurde ausgezeichnet auf Platte festgehalten.
THE DEATH WHEELERS – I Tread On Your Grave
Das Debüt der DEATH WHEELERS bietet einen instrumentalen Soundtrack zu einem ungebremsten B-Movie im Kopf. Dabei orientieren sich die Amerikaner an Bands wie THE STOOGES, MOTÖRHEAD und THE CRAMPS. Grandios.
SLEEP – The Sciences
Quasi über Nacht erschien nach knapp 20 Jahren ein neues Album von SLEEP. Es ist eine explosive Mischung aus hypnotisierenden Riffs und klassischem Doom geworden, gemischt mit neuen Ideen aus dem Stoner-Doom-Bereich. Berauschend.
BIRTH OF JOY – Hyper Focus
Wer die DEEP PURPLE-Orgel mag, wird das Album “Hyper Focus” lieben. Die drei Niederländer rücken das Instrument auf ihrem fünften Platte mehr in den Vordergrund und das groovt ordentlich. Auch live ist die Band eine Macht, wie ich Ende November im Club Nachtleben erleben durfte.
THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA – Sometimes the World Ain’t Enough
Die 80er, JOURNEY, AOR, SURVIVOR, MIAMI VICE! Die Schweden gehen mit ihrem 4. Album “back to the future”. Alle Songs strahlen eine positive Energie aus und die Band ist auch auf der Bühne sehr zu empfehlen. Groovy!
SKÀLMÖLD – Sorgir
Island, Teil 1: Es kommen verdammt viele gute Rock-Bands aus Island. Das fünfte Album der Wikinger ist deutlich härter und düsterer ausgefallen als der Vorgänger „Vögguvísur Yggdrasils“. Sehr zu empfehlen sind auch die Videos der Formation. Einziger Wermutstropfen: Man braucht ein isländisches Wörterbuch.
THE VINTAGE CARAVAN – Gateways
Island, Teil 2: Die Kerle sind immer noch sehr jung, Anfang/Mitte 20, aber ihr mittlerweile 4. Langspieler ist eine abgebrühte und hochexplosive Mischung aus Classic und Psychedelic Rock. Das klingt nach 1972. Wer KADAVAR, BLUES PILLS oder GRAVEYARD mag, sollte hier mal reinhören. Vulkanistisch!
KONTINUUM – No Need To Reason
Island, Teil 3: Ein bisschen SÒLSTAFIR, ein bisschen Goth, und ganz viel Rock. Drei Jahre nach dem Knaller „Kyrr“ haben die Isländer ein großes Dark-Rock-Album geschaffen. Und: Diesmal kein Wörterbuch, das ganze Werk ist auf Englisch.
Re-Release des Jahres:
THE BEATLES – The White Album
Die Super Deluxe-Edition läuft bei mir seit dem 9. November quasi in einer Dauerschleife. Alleine für die Esher-Demos lohnt sich die Anschaffung: Man bekommt ein neues „BEATLES Unplugged“-Album in bestechender Qualität. Auch das Begleitbuch ist fantastisch. Ein Album für die Ewigkeit.
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Frank:
THE BABOON SHOW – Radio Rebelde
(Kidnap Music 082)
Gestern noch in der Au, heute schon in der Festhalle (als Vorband der BROILERS). TBS haben 2018 eingeschlagen. Passend dazu die Langrille „Radio Rebelde“: Ein Ohrwurm jagt den nächsten.
ADAM ANGST – Neintology
(Grand Hotel Van Cleef GHvC 131)
„Der Beginn von etwas ganz Großem“ als Opener lässt einiges erwarten. Die Antwort folgt auf dem Fuße: „Punk“. In bester Deutschpunk-Manier wird Deutschland im Jahr 2018 zerlegt. Gute Scheibe. Am 24. Februar live in „Das Bett“.
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Kai:
Hallo Ihr da,
Jahres-Besten-Listen sind für mich immer eine willkommene Gelegenheit zu checken, ob ich etwas verpasst habe oder ob es zum Glück bis dahin an meinen Ohren vorüber ging. Neben den Sachen, die ich selbst schon auf dem Schirm hatte (KING DUDE, CAT POWER, INTERROBANG?, REVEREND BEAT-MAN, BABOON SHOW) konnte ich durch eure Liste JAYE JAYLE, KATE VARGAS, NATHAN GREY, MARIE DAVIDSON aber vor allem THEE CREEPFREAKS entdecken. Dank dafür! Und mit Metal kann ich halt nicht, dafür les ich Micha´s Berichte recht gern!
Anbei als Dankeschön ein paar Sachen, die in diesem Jahr mein Leben bereichert haben, vielleicht ist ja für den ein oder anderen von euch noch was dabei:
SPIRITUAL CRAMP – Television LP (Deranged Records)
… ich hab das Teil nach dem Entdecken mindestens fünfmal hintereinander gehört … und kann nicht mal erklären, was die Faszination ausmacht … was zumindest älteren Menschen zuerst auffallen dürfte, ist die Stimme von Michael Bingham, die stark an David Byrne erinnert, wobei die Musik allerdings „gewöhnlicher“ ist, weniger kantig/funky … aber bitte nicht falsch verstehen, die Platte ist enorm eingängig … manchmal hat das einen leichten Reggae- (z.B. bei 850 Bryant) oder Dub-Einschlag (z.B. Tenderloin) … alles eher Mid-Tempo gehalten …. irgendwo gab´s einen Vergleich mit THE CLASH …nix wirklich neues, aber für mich eine der Platten 2018, und klingt so: https://derangedrecords.bandcamp.com/album/television
THE MINGS – THE MINGS LP (Trash Wax)
DEAD ELVIS und SIR BALD DIDDLEY haben sich mit einem mir unbekannten Brasilianer zusammen getan und in ein paar Tagen diese LP zusammen gekloppt, nach eigener Aussage sind alle Stücke aus Parts von irgendwelchen Sixties-Songs zusammengeklaut.
https://themings.bandcamp.com/track/i-lied
SICK THOUGHTS – SICK THOUGHTS LP (Goner)
Drew Owen (einzige Konstante bei Sick Thoughts) wandelt seit Jahren auf den Spuren von Jay Reatard und hat in diesem Jahr auf Goner ein neues titelloses Album herausgebracht. Garagen-Punk, also nix wirklich neues, aber soo gut, oder wie der Künstler selbst schreibt: „…this album is like the perfect KBD record, full of buzzsaw guitars, machine gun drums and hooks that hit like a tire iron. …“ https://sick-thoughts.bandcamp.com/track/morning-light
SORE POINTS – SORE POINTS LP (Deranged)
Noch ne LP ohne Titel, nochmal Garagen-Punk, nochmal Deranged Records. Canadier, die ein tolles Album rausrotzten: https://derangedrecords.bandcamp.com/track/breakdown
GINO & THE GOONS – She was crushed EP (Black Gladiator / Slovenly)
Besser als alles was bisher von ihnen kam, “… Like a perfect mix of DMZ, Lazy Cowgirls, Ramones and Controllers, dem Goons have concocted four slobbering punk twisters on some total next-level action that we’re still trying to wrap our heads around”
https://slovenly.bandcamp.com/track/wrong-side-of-a-cigarette
SUBURBAN HOMES – EP3
“If Billy Childish grew up listening to Wire and Swell Maps rather than the Beatles.” Mit den Suburban Homes lebt Paul Messis – der sonst mit The Higher State oder solo eher der Musik der Sixties huldigt – seine Vorliebe für den End-70er-DIY-Punk (Swell Maps, TV Personalities, Alternative TV, Desperate Bycicles) aus und klingt dabei oft besser als die Vorbilder:
https://thesuburbanhomes.bandcamp.com/track/magazine-version
THE EX – 27 Passports
Die niederländischen Punk-Urgesteine THE EX sind seit über 40 Jahren aktiv und die neue Platte zeigt, dass sie weder musikalisch noch textlich den Biss verloren haben https://theex.bandcamp.com/track/soon-all-cities
Als näxtes noch drei ruhigere Veröffentlichungen:
MR. AIRPLANE MAN – Jacaranda Blue (Beast Records)
Deutlich ruhiger als ihre älteren Sachen, der Opener „I´m in love“ klingt wie eine Jam-Session zwischen Suicide und John Lee Hooker = GANZ GROSS!!!
https://mrairplaneman.bandcamp.com/track/im-in-love-2
MARISSA NADLER – For My Crimes (sacred Bones)
Blue Vapor klingt wie gemacht für einen Film von David Lynch, hätt ich ein Kaminzimmer, wär das die Musik dafür
https://marissanadler.bandcamp.com/track/all-out-of-catastrophes
TESS PARKS & ANTON NEWCOMBE – S/T (A Records)
das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss oderso … wie die ruhigeren Spacemen 3 – Stücke mit einer schläfrigen Patti Smith am Gesang… https://www.youtube.com/watch?v=BCvgy4z6lgM
und meine Gute-Laune-Platte des Jahres:
THE INTERRUPTERS – Fight The Good Fight
Ska meets Punk, Rancid mit Sängerin oderso
https://radioi.bandcamp.com/track/the-interrupters-got-each-other-feat-rancid
nach soviel guter Laune noch meine Misanthropen-Hits:
KONTINENT – Pornography of Power LP
https://kontinent.bandcamp.com/track/pure-power
MORAL ORDER – Freedom Locked LP
https://tescogermany.bandcamp.com/album/freedom-locked
ohne Worte … wer´s mag wird´s mögen
soviel für den Moment und wie immer gilt
keep on keepin´ on
dj
Hallo Detlef,
klasse – besten Dank! Wir werden reinhören 😉
Rock on‘,
Stefan