Dreikönigskeller, Frankfurt, 26.03.2015
Wieder Portland, wieder geil. Regelmäßigen Lesern unseres Blogs wird aufgefallen sein, dass sich im vergangenen halben Jahr mit THE CHEMICALS (Bericht hier), PISS TEST (hier) und DON’T gleich drei Bands aus Portland, Oregon bei uns die Ehre gaben, die uns alle ob ihrer Klasse glauben machten, dass da ein Punk-Rock-Gen im Trinkwasser der Stadt verabreicht wird. Gestern folgte mit den P.R.O.B.L.E.M.S. im Frankfurter Dreikönigskeller eine weitere Truppe aus der Metropole im Nordwesten der USA, die diesen Eindruck untermauerte. Die P.R.O.B.L.E.M.S., 2008 gegründet, sind dabei einmal mehr eine kleine Allstar-Truppe, deren Mitglieder bereits in allerlei anderen Formationen aus Portlands Musikszene gespielt haben oder dies noch immer tun.
Bassist Kelly beispielsweise zupfte die vier Saiten schon bei den Streetpunk-Outfits DEFIANCE und DETESTATION und ist zugleich Drummer des DEAD MOON-Nachfolgers PIERCED ARROWS. Sänger Bradly war lange Zeit Frontmann der Garage-Punks THE WEAKLINGS, darüber hinaus haben Mitglieder der Band bereits bei Acts wie POISON IDEA, WEHRMACHT und vielen anderen Erfahrung gesammelt. Und obgleich die Auflistung der Combos eher auf ein schweres Street-Punk- oder Hardcore-Geschütz schließen lässt, so ist es doch eher Hi-Energy-Punk’n’Roll, den sich die P.R.O.B.L.E.M.S. auf die Fahnen geschrieben haben.
Die Eröffnung bestritten alte Bekannte, die Karlsruher OLD MAN COYOTE, die ich bereits vor zwei Jahren als Support der BARB WIRE DOLLS an gleicher Stelle erleben durfte. Damals fand ich’s fürchterlich, diesmal war’s ganz okay, obgleich ich mich mit Tralala-Punk-Rock der Marke SWINGIN’ UTTERS wohl nie werde anfreunden können. Geschmackssache. Im Vergleich zum gruseligen Opener beim Gig von ÓDIO SOCIAL vor einigen Tagen waren OLD MAN COYOTE auf jeden Fall ein musikalisch weitaus passenderer Anheizer.
Dass man Punk-Rock auch doppelt so schnell und weitaus aggressiver spielen kann als das Karlsruher Quartett, wurde deutlich, als im inzwischen gut gefüllten Keller der Headliner seine Show startete. Vom ersten Akkord an explodierte der Fünfer aus Portland förmlich und tobte wie ein Hurrikan über das in (Zigaretten-)Nebel gehüllte Podest. Dabei standen vor allem Shouter Bradly und Bassmann Kelly im Mittelpunkt, die beide in vorderster Front agierten, was nicht zuletzt der ziemlich überschaubaren Bühne des Clubs geschuldet war, die die beiden Gitarristen in die zweite Reihe verbannte.
Geboten wurde schneller, rauer Punk-Rock, der allerdings über jenes gewisse Etwas verfügte, das auch Bands wie ZEKE, ELECTRIC FRANKENSTEIN, die frühen NEW BOMB TURKS oder NINE POUND HAMMER ausmacht und keinen der Besucher unberührt ließ. Es war, als würden die Jungs MOTÖRHEADs „Ace of Spades“-Album runterprügeln und Bon Scott würde dazu ins Mikro brüllen. Das letzte Mal habe ich so eine geballte Energieentladung in der Au erlebt, als dort vor vielen Jahren ZEKE gastierten. Im Laufe der knappen Stunde, in der die P.R.O.B.L.E.M.S. auftraten, wurde ein Großteil ihres Schaffens, das bis dato aus zwei Longplayern und knapp einem Dutzend Singles besteht, präsentiert, bevor die Jungs sichtlich geschafft die Bühne verließen. Es war Tag 28 der Europa-Tour der Amerikaner, die bisher keinen Off-Day aufwies, und zehn weitere Gigs sollen noch folgen.
Der Abend war jedoch noch lange nicht zu Ende, denn DJ Christopher sorgte mit gepflegten Punk-Songs aus den Siebziger Jahren weiter für gute Laune, während die Band damit beschäftigt war, immer wieder neues Merchandise aus ihrem Bus zu holen, da die Singles, LPs und Shirts reißenden Absatz fanden. Unterm Strich war’s eine große Show eines weiteren Acts aus Portland, den man sich merken sollte. Und am 22. April geht’s bereits weiter, dann machen die Landsleute von POISON IDEA Station in der Au. Prost.
Links: http://problemspdx.com/, https://www.facebook.com/problemspdx, https://myspace.com/problems503, http://problemsrockandroll.bandcamp.com/
Text & Fotos (11): Marcus / Fotos (1) & Clip: Kai
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