Koblenzer Straße, 18.08.2012
Trashige Bands haben bei mir immer einen Stein im Brett. Dazu gehören zweifelsohne auch SCIENCE FICTION ARMY aus unserer Nachbarstadt Offenbach. Die Combo hat in den vergangenen Jahren sämtliche relevanten Clubs in Frankfurt und Umgebung bespielt und durfte 2008 im Rahmen eines Newcomer-Wettbewerbs schon auf großen Festivals wie dem Hurricane oder Rock am Ring ihren Hut in den Ring werfen. Und so wurde es Zeit, ihr Treiben auch mal für diesen Blog zu beobachten. Die Gelegenheit dazu ergab sich beim sogenannten „Koblenzer Straßenfest“. Dieses findet, das sei für alle Auswärtigen vorausgeschickt, nicht im malerischen Städtchen am Zusammenfluss von Rhein und Mosel, sondern im Frankfurter Gallusviertel statt.
Zur inzwischen 8. Auflage der von der Stadtteilinitiative Koblenzer Straße (SIKS e.V.) organisierten Veranstaltung gaben sich fünf Livebands ein Stelldichein. Die für uns interessanten Genres wurden von drei Jungs namens Hans (Foto unten), Bastian (Foto rechts) und Christian sowie dem Atomic Robot Man repräsentiert, gemeinsam bilden sie die SCIENCE FICTION ARMY. Diese hat ihren Stil in einem Interview mal als Hecticpsychogaragerocknrollhotshit bezeichnet, und das trifft es ganz gut (sie sollte’s ja wissen), aber eigentlich ist es Hecticpsychogaragetrashpunkrocknrollbeathotshit. Womit das auch endlich mal geklärt wäre. Sollte ich eine Parallele zu ähnlichen Bands ziehen müssen, fielen mir noch am ehesten die nicht mehr existenten HATEPINKS und deren legitime Nachfolger IRRITONES ein.
Weitere Spezialität des musizierenden Trios: Ringelpiez mit Anfassen an den Instrumenten. Erst tauschte Christian, der am Schlagzeug begann, seinen Platz mit Bastian, der den Bass bearbeitete; später übergab Hans, der der Army eine Stimme gibt sowie an den sechs Saiten zupfte, seine Gitarre an Christian, der ja von den Drums kam, inzwischen den Bass hielt und diesen dann an Hans weiterreichte. Da behalt mal einer den Überblick. Vielleicht hatte den ja Atomic Robot Man – doch stopp. Der ist nach Aussage der Band eigentlich nur dazu da, die Blicke des Publikums auf sich – und damit vom angeblichen Dilettantismus der übrigen drei abzulenken. Diese Taktik geht natürlich auf. Dennoch ordnen wir dieses Statement mal lieber in die Rubrik „Fishing for compliments“ ein, denn die Jungs machen das im siebten Jahr des Bestehens der SFA äußerst souverän.
Zum treibenden Rhythmus der Kapelle schwang die wandelnde Alufolie das Tanzbein, und hätte am wahrscheinlich heißesten Wochenende des Sommers 2012 diesen Job wohl liebend gern mit dem eines Eisverkäufers am Nordpol getauscht. Um zu vermeiden, bei lebendigem Leib frittiert zu werden, nahm er sich nach ein paar Songs jeweils eine Auszeit, ging in das neben der Bühne aufgebaute „Backstage“-Zelt, setzte seinen Helm ab und schnaufte mal ordentlich durch. Bei früheren
Shows hat der Kollege mit dem Joystick auf der Brust schon mehr Alarm gemacht als gestern – aber hey, wer will es ihm verdenken – bei mehr als 30 Grad im Schatten, vermutlich über 40 in der Sonne auf dem Podest und etwa 50 unter seinem silbrig glänzenden Kopfschmuck. Trotzdem sehr amüsant.Bei anderen Auftritten hatte die SFA auch schon ihre Vasallen als Pferd, Kakerlake und Gorilla kostümiert ins Rennen geschickt – wir dürfen gespannt sein, welchen Eyecatcher sich die Gruppe für ihren Gig am kommenden Wochenende aussucht – sie spielt nämlich am 26. August im Rahmen des Museumsuferfestes auf der Feinstaub-Unplugged-Bühne. Nicht nur die Tierfreunde unter euch sollten da vorbei- und sich das aus nächster Nähe anschauen.
Zum Schluss noch ein dickes Lob an den SIKS e.V., der das 8. Straßenfest mit Flohmarkt, Fahrradversteigerung, Bingo, Kunstausstellung, lecker Essen & Trinken sowie Kinderbelustigung nicht nur für die Musiknerds zu einer gelungenen Veranstaltung werden ließ. Danke!
Auf http://www.myspace.com/sciencefictionarmy gibt es wie immer ein paar Lieder zum Anchecken, darunter mit „To the Movies“ und „I Will Survive“ auch einige meiner Favoriten.
Text, Fotos & Clip: Stefan
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