SISTER

Das Bett, Frankfurt, 30.11.2016

SisterFeueralarm im Bett: Als ich gegen 21 Uhr den Club „Das Bett“ im Frankfurter Gallusviertel betrat, ertönte kurz darauf ein Alarmsignal, das nicht mehr aufhören wollte. Doch dies lag weder an mir, noch war es das Intro einer Band, vielmehr hatte ein Funktionstest der Nebelmaschine, die beim anstehenden Gig von SISTER regelmäßig zum Einsatz kommen sollte, den Rauchmelder aktiviert und so den monotonen Lärm ausgelöst. Nur wenige Minuten später marschierten auch schon einige Herren der örtlichen Feuerwehr in voller Montur in den Konzertsaal, konnten jedoch vom Betreiber schnell davon überzeugt werden, dass es sich lediglich um einen (leider kostenpflichtigen) Fehlalarm handelte. Auch noch nicht erlebt, so was.

SisterDoch zum eigentlichen Anlass meines Besuches: Bei Eintreffen hatte ich den italienischen Opener NOISE POLLUTION bereits verpasst, kam aber gerade rechtzeitig zum Auftritt der schwedischen Sleaze-Rocker SISTER. So nannten sich auch die amerikanischen Shock-Rocker W.A.S.P. in den Jahren von 1976 bis 79, ob diese Tatsache allerdings für die Wahl des Bandnamens der Skandinavier relevant Sisterwar, entzieht sich meiner Kenntnis. Vom Stil der Musik her liegt die Vermutung auf jeden Fall nahe. Allerdings gibt es auch hier unterschiedliche Sichtweisen, abhängig davon, welcher Generation man entstammt. Für mich, der ich den Hair-, Sleaze- und Glam- Metal der Achtziger Jahre miterleben durfte, machen SISTER eben jene Musik, partytauglichen Hardrock zum Abrocken und Mitgrölen.

Jüngere Musikfans dürften den Sound des Quartetts allerdings eher als Death-Rock, Horror-Punk oder Sleaze-Metal verorten. Beweis dafür waren diverse Besucher, die gestern mit Shirts von Acts wie BLITZKID, BALZAC, SisterWEDNESDAY 13 oder den MISFITS unterwegs waren. Tatsächlich scheinen sich die Schweden auch selbst eher in dieser Ecke zu sehen, denn optisch sind sie nicht unbedingt mit Cross-Dresser-Combos wie POISON oder MADAM X verwandt, sondern eher mit Bad Boys wie ZODIAC MINDWARP, FASTER PUSSYCAT oder MÖTLEY CRÜE in deren Frühphasen.

SisterDies wird bereits durch das fast nach Black Metal anmutende SISTER-Logo und das Blitzsymbol mit dem umgedrehten Kreuz deutlich. Eben jenes fiel mir ins Auge, als ich die zweite LP „Disguised Vultures“ von 2014 für 2,99 Euro auf dem Wühltisch einer Saturn-Filiale entdeckte und mitnahm. Wirklich umgehauen hat mich die Scheibe zwar nicht, aber immerhin fand ich das Konzept des seichten Hardrocks Sisterund der martialischen Optik interessant genug, um mir die Jungs mal live anzuschauen. Die schwedische Heimat scheint im Übrigen ein gutes Pflaster für sleazigen Hardrock zu sein, wie bereits 80s-Acts wie TREAT und TRASH sowie aktuelle Combos wie CRASHDIET, CRAZY LIXX oder HARDCORE SUPERSTAR beweisen.

Los ging‘s mit dem Opener des aktuellen, dritten Albums „Stand up, Forward, March!“, der auf den Namen „Destination Dust“ hört und die Marschrichtung des Abends vorgab: Druckvoller Hardrock mit catchy Refrains – Radio BOB!-Mucke für Freunde von BON JOVI und VAN HALEN, die sich zu Halloween gerne mal den Kayalstift der Freundin Sisterausleihen. Musikalisch war das solide, dazu lieferte Sänger Jamie Anderson eine energiegeladene Show, bei der er wie ein Wirbelwind über die Bühne fegte. Nur die Songs, die wollten bei mir nicht so richtig zünden. Da sind Acts wie TWISTED SISTER, MÖTLEY CRÜE, Y&T oder QUIET RIOT dann doch die besseren Songwriter.

Aber was nicht ist, kann ja noch werden, denn die Stücke, die vom neuen Album dargeboten wurden, darunter „Unbeliever“ und „Carved in Stone“, gehören ohne Zweifel zu den bisherigen Highlights der inzwischen zehnjährigen Karriere der Schweden. Allerdings wirkte es schon etwas befremdlich, wenn die mit Ketten und Corpsepaint bestückten Musiker plötzlich „Nananana“-Refrains Sisteranstimmten. Letztlich war’s dennoch ein kurzweiliger Abend, der die etwa 60 Anwesenden gut unterhielt. Es gibt sicherlich bessere Hardrock-Acts, aber gewiss auch schlechtere, und wenn die Jungs noch ein wenig an ihrem Songwriting feilen und mehr Lieder von der Klasse eines „Unbeliever“ schaffen, dann dürfte ein Gig von ihnen gewiss noch mehr Spaß machen.

Links: http://www.sisterofficial.com, https://www.facebook.com/sisterband/, https://www.instagram.com/sister_official/, https://sisterband.bandcamp.com/, http://www.last.fm/de/music/Sister

Text: Marcus / Fotos: Stefan
Clip: am Konzertabend aufgenommen von VodkaViolator

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