SUBHUMANS

Au, Frankfurt, 16.05.2015

SubhumansEinige Bands muss man einfach live gesehen haben. Weil sie irgendwie schon immer da sind, etwas zu sagen haben und die Punkgemeinde mit einer ganzen Reihe von Songs nachhaltig beeinflusst haben. Die SUBHUMANS, die Ende der Siebziger Jahre in dem beschaulichen Melksham in der Grafschaft Wiltshire in West-England das Licht der Welt erblickten, sind so eine Band. Mit einer D.I.Y.-Attitude ähnlich wie CRASS ausgestattet, verbindet sie intelligente, politische Texte mit schnellen, melodischen Tracks. Gerne schaut sie über den Tellerrand des Punkdiktats hinaus und lässt andere musikalische Einflüsse gelten. Mit dem eigenen Label Bluurg schuf sie eine durch Musik- und Artwork gleichermaßen stilbildende Plattform zur Veröffentlichung ihres Outputs und dem ihrer Ableger, die zugleich als Garant für erstklassige Punk- Mucke mit Attitude steht. Pay no more than… eben.


Dass es sage und schreibe 33 Jahre dauern würde, bis ich meine alten Punkrock-Alltime Faves einmal live erleben würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Seit dem Erscheinen ihres epochalen Erstlings „The Day the Country Died“ 1982 begleiten Subhumansdie SUBHUMANS mich mal mehr, mal weniger durch den Alltag. Wie viele Stunden, Tage, Wochen und Monate ich so mit ihnen verbrachte, kann ich noch nicht einmal ansatzweise erahnen. Auf jeden Fall eine gehörige Menge, so dass ich es fast schon als persönliches Manko empfunden habe, die Combo um den charismatischen Sänger Dick Lucas noch nie gesehen zu haben.

SubhumansIrgendwie hat es nie gepasst: Weder auf dem Sommerfest der Frankfurter Au vor drei Jahren (Bericht hier), noch in den 13 Jahren seit ihrer Reunion 1999 davor und schon gar nicht in der Zeit vor ihrem Split 1986. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob 1984 ihr Auftritt im Juz Korachstraße in Hamburg-Bergedorf nicht der einzige überhaupt in Deutschland gewesen ist. Wer sich an die alten Tage noch erinnern kann, der weiß, dass das Angebot an tourenden Bands damals doch deutlich spärlicher war. Immerhin konnte ich die SubhumansSka-lastigere Schwesterband CITIZEN FISH mit Dick am Mikro mehrere Male live erleben. Das sorgte zumindest für etwas Linderung in dieser schmerzlichen Lücke von Bands, die man eigentlich gesehen haben muss.

Logisch, dass ich den gestrigen Auftritt in der Au keinesfalls verpassen wollte. Und vom ersten Ton an war klar, dass es sich bei den SUBHUMANS nicht um eine abgehalfterte Rentnertruppe handelt, die auf ihre alten Tagen schnell noch mal ’nen Euro abkassieren will und in Wirklichkeit nichts anderes ist als die peinliche Parodie ihrer selbst. Stattdessen ballerte mit „All Gone Dead“ zum Auftakt auch gleich der Opener ihres oben erwähnten Debütalbums aus den Boxen, dass es Subhumanseine wahre Freude war. Fetter Sound, perfekt abgemischt und auf den Punkt gespielte Punksongs.

Die Jungs, pardon, mittlerweile doch etwas in die Jahre gekommenen Gentlemen verstehen einfach ihr Handwerk und vom ersten Ton an tanzte der Mob im gut gefüllten Club ausgelassen Pogo. Und wer bei solchen Klassikern wie „No“, „Mickey Mouse is Dead“, „Evolution“, „Society“, „Apathy“, „Waste of Breath“ oder den jüngeren Hits wie „Too Fat, too Thin“ oder „Point of View“ nicht mittanzen oder zumindest mit dem Kopf mitnicken muss, der hat auf einem Punkkonzert nichts verloren. Da wurden Fäuste nach oben Subhumansgereckt und der Schweiß lief in Strömen – im Publikum und auf der Bühne. Das uralte A-Heads-Shirt von Frontmann Dick war in Null Komma Nichts schweißnass. Einige Ansagen zwischen den Songs verschafften Drummer Trotsky und Gitarrist Bruce die durchaus willkommenen Verschnaufpausen. Gewissermaßen den Ruhepol bildete in diesem Ensemble der Bassist Jay mit seinen meterlangen Dreadlocks, der offensichtlich für diese Tour den Part von Originalmitglied Phil übernommen hat. Dass die Band „Subvert City“ nicht mit auf dem Zettel hatte war schade, aber angesichts des gut einstündigen Hitfeuerwerkes mit drei Zugaben quer durch die mittlerweile drei Jahrzehnte währende Schaffensphase durchaus zu verschmerzen.

SubhumansPositiv erwähnt werden sollte die Vorgruppe NERVOUS ASSISTANT aus Bremen, die alles andere als nervös ihren Hardcore- Punk vorstellte. Dass auch das Quartett aus dem Norden aus vier Szeneveteranen besteht, die schon in mehreren Formationen ihre musikalischen Erfahrungen gemacht haben, wurde in dem ausgereiften Songwriting und fitten Zusammenspiel mehr als deutlich. Damit trugen sie nicht unwesentlich zu einem Subhumansüberaus gelungenen Konzertabend bei. Und noch eine Erkenntnis reifte: Es gibt Bands, die kann man durchaus mehrfach live sehen. Die SUBHUMANS, die mittlerweile in Bath ansässig und ein wichtiger Bestandteil von BOB (der Bath-Oakland-Bremen Band- und Szenenfreundschaft) sind, sind eine davon. Doch halt… bevor ich jetzt die Geschichte aus einer etwas anderen Perspektive ein weiteres Mal erzähle…

Links: http://www.citizenfish.com/, https://myspace.com/subhumansuk, http://subhumans.bandcamp.com/, http://www.lastfm.de/music/Subhumans, https://nervousassistant.wordpress.com/, https://nervousassistant.bandcamp.com/

Text & Fotos (8): Todde Sindel, https://www.flickr.com/photos/126331662
Fotos (8) & Clip: Frank

Alle Bilder:

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1 Comment

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One Response to SUBHUMANS

  1. Nervous Assistant

    Vielen Dank für die Blumen! Beide Bands dieses Jahr im übrigen auf dem B.O.B. Fest in Bremen 😉