TAUNUS METAL FESTIVAL #10, Tag 1 NIGHT VIPER, SPACE CHASER, STALLION, ASSASSIN

Burgwiesenhalle, Oberursel, 6.04.2018

AssassinZehn Jahre Taunus Metal Festival – das ist eigentlich ein Grund zum Feiern. Dennoch war die Jubiläumsausgabe der Veranstaltung von einer gewissen Trauer geprägt, denn im vergangenen Jahr starb mit Andreas „Law“ Freitag einer der Organisatoren des Events, der das Festival stark geprägt hatte. Doch auch wenn Law nicht mehr unter uns weilt und das Geschehen nun aus anderen Sphären beobachten mag, so ist er nicht vergessen. Zu seinem Gedenken prangte auf der linken Seite der Bühne ein großes Banner mit Foto von ihm, während auf der rechten Seite seine Lederjacke inklusive Kutte zur Schau gestellt wurde – eine nette Geste. Eröffnet wurde das Festival zudem mit einer Würdigung des Verstorbenen und einem gemeinsamen Anstoßen zu dessen Gedenken. Trotz des schmerzlichen Verlustes gelang es den Veranstaltern auch diesmal wieder, 20 Taunus Metal Festival - Andreas „Law“ Freitagillustre Bands für die beiden Festivaltage zu gewinnen – und das einmal mehr für einen Gesamtpreis von lediglich 25 Euro. Respekt.

Andreas „Law“ Freitag

Umso mehr war es dem Taunus Metal e.V. zu gönnen, dass sich diesmal so viele Zuschauer wie nie zuvor eingefunden hatten. Laut Veranstalter waren knapp 700 Besucher vor Ort, wobei die Kapazität der Halle nicht ausgeschöpft war, es war nicht gedrängt, man konnte noch immer bequem bis vor die Bühne laufen und hatte stets gute Sicht. Vermutlich nicht zuletzt deshalb, da sich nicht alle Gäste für jede Band interessierten und nicht nur drinnen, sondern auch auf dem angrenzenden Campinggelände, auf dem Parkplatz und vor der Halle bei der Imbissbude Party gefeiert wurde.

Als erster Act des Tages standen die deutschen Thrasher STAGE WAR auf der Bühne, die bereits beim ersten Taunus Metal Festival mit von der Partie waren und somit Teil der Geschichte der Veranstaltung sind. Leider bekam ich von den NekkromaniacJungs nur den letzten Song mit, das was ich hörte, klang aber solide. Als Nächstes folgten NEKKROMANIAC aus Pirmasens, die musikalisch genau meinen Geschmack trafen.

Nekkromaniac

Geboten wurde schneller Black-Thrash mit finsteren Vocals, Musik aus der Hölle mit Titeln wie „Nekkrofukk“, „Mark of the Devil“ und „Total Antichrist“. Like. Als dritte Combo standen die Malteser ANGELCRYPT auf dem Programm, die zwar in schicken Banduniformen auftraten, mich mit ihrem melodiös-modernen Death Metal aber nur bedingt begeistern konnten. Der Gig war zudem von ständigen Angelcrypttechnischen Problemen geprägt, sodass mehr als nur einmal eine Pause eingelegt werden musste.

Angelcrypt

Inhaltlich hat sich das Quintett dem Thema Krieg verschrieben und präsentierte sogar einen Song mit deutschem Titel, der auf den Namen „Blasangriff“ hörte, was auch immer damit gemeint sein soll – Honi soit qui mal y pense.

Night ViperMit den Schweden NIGHT VIPER folgte im Anschluss das erste Highlight des Tages. Die Göteborger präsentierten eine klassische Mischung aus 80s-US-Metal der Marke CHASTAIN und frühem europäischen Speed-Metal im Stile der legendären Belgier ACID.

Night Viper

Im Mittelpunkt stand dabei stets Frontfrau Sofie-Lee, deren warmes, kraftvolles Organ perfekt zum hymnischen Metal-Sound der Skandinavier passte. Mit Gitarrist Tom Sutton verfügt das Quintett zudem über ein bekanntes Mitglied, war der Mann doch bereits bei HORISONT und CHURCH OF MISERY tätig und Night Viperbetreibt mit THE ORDER OF ISRAFEL auch noch ein eigens Projekt. Tatsächlich hätte ich NIGHT VIPER noch ein bisschen länger lauschen können. Doch wegen des engen Zeitplans mussten sich die Schweden wie alle anderen Acts nach 45 Minuten und unter großem Applaus von der Bühne verabschieden, denn mit SPACE CHASER stand die nächste Combo bereits in den Startlöchern.

Die Berliner kannte ich bisher nur vom Namen her, aufgrund des gestrigen Auftritts werden sie mir jedoch von nun an in Erinnerung bleiben. Die Jungs sind seit 2011 aktiv, haben inzwischen bereits zwei Longplayer und zwei EPs Space Chaserherausgebracht und sich klassischen 80s-Thrash-Metal auf die Fahnen geschrieben.

Space Chaser

Retro liegt ja bekanntlich im Trend, doch im Gegensatz zu vielen vergleichbaren Genre-Vertretern verfügen SPACE CHASER mit Frontmann Siegfried über einen exzellenten Shouter. Dessen Stimme assoziierte ich spontan mit Größen wie Bobby „Blitz“ Ellsworth von OVERKILL oder John Cyriis von AGENT STEEL, in melodischeren Passagen war sogar eine Space ChaserÄhnlichkeit zu Bruce Dickinson herauszuhören. Von der unbändigen Spielfreude und dem rasanten Stage-Acting her weckte das Ganze bei mir außerdem Erinnerungen an den grandiosen Auftritt von INSANITY ALERT an gleicher Stelle vor zwei Jahren. Partymäßig war die Band aus der Hauptstadt somit weit vorn und ihre Releases stehen seit gestern ganz oben auf meiner Einkaufsliste.

GODSLAVE aus dem Saarland, ebenfalls nicht zum ersten Mal beim Taunus Metal Festival zu Gast, waren als Nächste an der Reihe. Die seit 2007 existente Formation blickt bereits auf fünf Longplayer zurück, von denen mir persönlich Godslavedie früheren, besonders der 2011er-Output „Into the Black“, besser gefallen haben als die jüngsten Werke.

Godslave

Live bot der Fünfer aus Saarbrücken aber eine solide Show, wobei er nicht den allerbesten Sound erwischt hatte, SPACE CHASER beispielsweise kamen weitaus wuchtiger rüber. 

StallionMit STALLION folgten sogleich – Achtung Wortspiel – die nächsten Party-Hengste.

Stallion

Das Quintett aus dem süddeutschen Ravensburg setzt auf traditionellen Heavy Metal im SAXON-Stil, der aber auch gelegentliche Ausflüge in Speed-Metal-Gefilde bereithielt. Sänger Pauly kombinierte dabei Stallion80s-Hairmetal-Accessoires (Spandexhose, Stirnband, Tennissocken und buntes T-Shirt) mit einer schweren Nietenrüstung im Black-Metal-Stil und präsentierte sich somit als schillerndster Frontmann des Abends. Die optisch dargebotene Vielfalt ist jedoch auch textlich und musikalisch Programm bei STALLION. Es gibt klassische Metal-Lyrics wie „Wild Stallions“, Party-Texte wie „The Right One“, aber auch politische Aussagen, die den Weg ins Konzept gefunden haben. Soll heißen, STALLION sind eine Band, die ihr ganz eigenes Ding konsequent durchzieht – und das ist auch gut so. Live machten die Jungs ordentlich Stimmung und fanden gestern sicherlich viele neue Fans.

AssassinAls Headliner und letzter Act des ersten Tages standen die Thrasher ASSASSIN auf der Running Order, deren Debüt „The Upcoming Terror“ mich im Jahr 1987 schwer beeindruckt hatte.

Assassin

Doch trotz des hohen Niveaus der Scheibe blieb den Düsseldorfern eine verheißungsvolle Karriere, wie sie KREATOR, SODOM und DESTRUCTION hinlegten, verwehrt. Stattdessen teilte man das Schicksal von hoffnungsvollen Combos wie VIOLENT FORCE, DARKNESS oder DEATHROW, die heute zwar allesamt Kultstatus innehaben, sich aber früh wieder auflösten. Auch ASSASSIN trennten sich 1989 nach dem zweiten Album, wurden jedoch Assassin2002 vom einzig verbliebenen Mitglied der Urformation, Gitarrist Scholli, wieder ins Leben gerufen und haben seither drei neue Werke eingespielt, von denen vor allem der 2016er Output „Combat Cathedral“ zu überzeugen wusste. Seit 2016 wird die Gruppe zudem vom ehemaligen SODOM- und KREATOR-Gitarristen Frank Blackfire unterstützt. Und die neue Besetzung kann sich durchaus sehen und auch hören Assassinlassen: Sowohl alte Klassiker wie „Assassin“, „Fight“ und „Bullets“, als auch jüngere Tracks wie „Break the Silence“ und „Back from the Dead“ wurden dem Publikum wuchtig und tight um die Ohren gehauen. ASSASSIN wissen somit auch 2018 (wieder) zu überzeugen. Wäre schön, wenn die Jungs am Ball bleiben. So klang der erste Tag des Festivals aus und ich trat erschöpft, aber glücklich die Heimreise an. Zu den Eindrücken vom zweiten Tag geht es hier.

Links: http://taunus-metal.de/, https://de-de.facebook.com/Nekkromaniac/, https://nekkromaniac.bandcamp.com/, http://www.angelcrypt.com/, https://de-de.facebook.com/angelcrypt/, https://angelcrypt.bandcamp.com/, https://www.facebook.com/nightviperband/, https://nightviper.bandcamp.com/, https://de-de.facebook.com/SpaceChaserBand/, https://spacechaser.bandcamp.com/, http://godslave.de/, https://www.facebook.com/godslaveband, https://godslave.bandcamp.com/, http://www.heavymetalstallion.com/, https://www.facebook.com/heavymetalstallion/, https://stallion2013.bandcamp.com/, https://www.assassin-band.com/, https://de-de.facebook.com/AssassinOfficial/

Text & Fotos: Marcus
Clips: am Konzertabend aufgenommen von reinhardandheavy

Alle Bilder:

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