THE SKULL & CASTLE

Das Bett, Frankfurt, 15.10.2018

The SkullEs kommt eher selten vor, dass ein Konzert-Package gleich zwei attraktive Bands umfasst und noch seltener, dass beide Acts auch musikalisch perfekt zueinander passen. Am gestrigen Abend im Frankfurter Club „Das Bett“ war dies definitiv der Fall. Angekündigt hatten sich zum einen THE SKULL, jene US-Formation um Frontmann Eric Wagner (rechts), die aus der 1979 gegründeten Doom-Legende TROUBLE hervorging, und zum anderen das Trio CASTLE, das seit 2009 existiert, aber inzwischen auf fünf Alben und somit auf drei mehr als der Headliner zurückblickt. Trotz dieser Tatsache fungierten CASTLE als Opener, da THE SKULL noch einige alte TROUBLE-Stücke im Gepäck hatten.

Über CASTLE hatten wir bereits 2014 berichtet (hier), als das Trio gemeinsam mit CONAN und den GRAVIATORS im Wiesbadener Kulturpalast gastierte. CastleDamals hatte die Combo einen durchwachsenen Eindruck bei mir hinterlassen, was allerdings weniger an den Songs, sondern vor allem am monotonen Gesang von Sängerin Elizabeth Blackwell lag. Doch das war vor vier Jahren. Gestern präsentierten sich die Kalifornier stark verbessert, der Gesang von Liz war variabler denn je, die Auswahl der Lieder aufgrund des umfassenden Portfolios besser und nicht Castlezuletzt war der Sound im Club herausragend. Dies war nicht immer so, doch die Umbauarbeiten in „Das Bett“ (Die Theke gegenüber der Bühne wurde entfernt und befindet sich nun links vom Eingangsbereich. Außerdem wurde die Decke mit schwarzen, durchhängenden Laken bestückt, sodass sie nun deutlich tiefer ist und den Hall im Raum vermindert.) haben sich durchaus gelohnt und sind dem Sound äußerst zuträglich.

Hinzu kommt, dass CASTLE ihren Stil seit dem vierten Album vom Doom-Rock mehr in Richtung des klassischen 80s-Hard-Rocks/Metals bewegt haben, was dem Gesang sehr entgegenkommt. Die Köpfe der Formation sind nach wie vor Liz (Bass/Vocals) und ihr Mann Mat Davis (Gitarre/Vocals). Schlagzeuger wurden Castlebereits einige verschlissen und werden lediglich für Studio-Aufnahmen und Live-Gigs beschäftigt. Rein visuell kommen CASTLE recht finster rüber, Liz erinnert aufgrund ihrer ausdrucksvollen Mimik und Gestik ein wenig an die legendäre Gothic-Horror-Queen Barbara Steele und Mat könnte durchaus zur Besetzung des Films „Werewolves on Wheels“ gehört haben.

Die okkulte Thematik, die sich durch sämtliche bisherigen Veröffentlichungen zieht, spiegelt sich somit optisch eindrucksvoll wider und selbst diejenigen, die mit dem Sound der Band nichts anfangen konnten, dürften zumindest von der teuflisch-bezaubernden Ausstrahlung von Liz fasziniert gewesen sein. Musikalisch bewegte sich das Trio Castlezwischen Doom, (Hard-)Rock und klassischem Metal, hier und da musste ich an Songs von DIO oder GILLAN denken. Geboten wurde ein Querschnitt der bisherigen Werke, wobei das Gros der Stücke von den Alben „Blacklands“ und „Welcome to the Graveyard“ stammte. Die neue Scheibe „Deal Thy Fate“ konnte zwar bereits am Merchstand erworben werden, erscheint aber offiziell erst Anfang November, sodass davon nur einige wenige Tracks gespielt wurden. Gegen Ende des Gigs präsentierten CASTLE mit „Evil Ways“ vom „Under Siege“-Album schließlich ihren Jetzt-Schon-Klassiker und ließen ein begeistertes Publikum zurück.

Gegen die Kompaktheit und die düstere Atmosphäre des Openers mussten THE SKULL mit ihrer Show erstmal ankommen. Im Jahr 2016 hatten wir über die Amerikaner berichtet (hier), als diese im Wiesbadener The SkullSchlachthof auftraten, um ihr erstes Album zu promoten. Ich habe den Gig damals nicht gesehen, wohl aber das Debüt erworben, von dem ich ein bisschen enttäuscht war, bot es doch lediglich soliden, gediegenen Doom-Rock – wobei der Rock überwog, denn mit dem finster-depressiven Doom der frühen TROUBLE-Werke (der Name der Band entstammt dem zweiten TROUBLE-Album „The Skull“) hatte der Erstling „For Those Which Are Asleep“ recht wenig zu tun. 2018 erschien jedoch mit „The Endless Road Turns Dark“ die zweite Scheibe von THE SKULL, die mich mehr begeistern konnte, kehrt sie doch tatsächlich zu den TROUBLE-Wurzeln von Sänger Eric Wagner und Bassist Ron Holzner zurück.

Dennoch dauerte es gestern eine Weile, bis ich mit dem Auftritt der Legenden warm wurde. Der Gesang von Wagner, der sich im Gegensatz zur Show von vor zwei Jahren etwas grauer und mit langem Bart präsentierte, wirkte zunächst etwas The Skullunsicher, wurde aber im Laufe des Abends immer besser. Dass der Shouter dem Alkohol nicht abgeneigt ist, war uns bereits beim 2016-er Gig aufgefallen und auch diesmal verschwand der 59-Jährige mehrmals von der Bühne, um sich ein neues Bier aus dem Backstage-Bereich zu organisieren oder an der Theke einen Schnaps zu ordern.

Seiner Performance schadete dies aber nicht, tatsächlich berichteten mir nach dem Konzert einige Besucher, dass sie den Frontmann selten zuvor so nüchtern erlebt hatten. Neben Wagner und Holzner standen die Gitarristen Lothar Keller und Rob Wrong (WITCH MOUNTAIN) sowie ein mir bis dato unbekannter Drummer auf der Bühne, The Skulldie den Doom-Train im Laufe der Show immer besser in den Griff bekamen. Auch Wagner fühlte sich auf dem Podest immer wohler und richtete gelegentlich sogar ein paar Worte ans Publikum, wobei ihm besonders die Stille in der Menge zwischen den Songs auffiel, die er mehr als einmal mit einem zischenden „Shhhhhhhh“ in Richtung seiner Mitmusiker kommentierte. Die etwa 70 Besucher waren tatsächlich sehr ruhig, aber zum einen waren es größtenteils Leute jenseits der 40, zum anderen ist das Frankfurter Publikum nicht unbedingt für seine ausschweifende Party-Stimmung bekannt. Als im letzten Drittel des Sets aber bekannte TROUBLE-Klassiker wie „The Tempter“, „Assassin“ und „Bastards Will Pay“ dargeboten The Skullwurden, ging es doch etwas ungestümer unter den Gästen zu.

Mein Fazit des Abends fällt dementsprechend durchweg positiv aus: CASTLE waren ein starker Opener, der ohne Zweifel seinen Weg gehen wird und THE SKULL sind mit ihrer Kombination aus guten eigenen Songs (hauptsächlich vom zweiten Album) und den TROUBLE-Klassikern ebenfalls ein absolut sehenswerter Live-Act.

Links: http://www.heavycastle.com/https://www.facebook.com/CastleSF, https://myspace.com/heavycastle, http://www.reverbnation.com/heavycastle, http://www.lastfm.de/music/Castlehttp://theskullusa.com/, https://www.facebook.com/troubletheskull, https://the-skull.bandcamp.com/, http://www.last.fm/music/The+Skull

Text: Marcus / Fotos & Clips: Micha

Alle Bilder:

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Einen Bericht zu THE SKULL vom November 2016 findest Du hier.
Einen Bericht zu CASTLE vom April 2014 findest Du hier.

Kommentare deaktiviert für THE SKULL & CASTLE

Filed under 2018, Konzerte, Videoclips

Comments are closed.