THE VIRUS & CHRISTMAS

Au, Frankfurt, 28.04.2015

The VirusTHE VIRUS aus Philadelphia sind neben den CASUALTIES aus New York und TOTAL CHAOS aus Los Angeles wohl der bekannteste amerikanische Vertreter des Street-Punk-Genres. Tatsächlich hatte sich die Formation bereits 2004 aufgelöst, ist aber seit zwei Jahren wieder in neuer Besetzung aktiv. Gestern nun präsentierten sich THE VIRUS in der Frankfurter Au. Mir gänzlich unbekannt war bis dato der Opener CHRISTMAS, eine Formation aus St. Wendel (Saarland), die auf dem Flyer mit der Bezeichnung „Satanic Punk- Rock“ angekündigt wurde. Als das Quartett die Bühne enterte, wies allerdings zunächst nichts auf einen Pakt mit dem Teufel hin, außer vielleicht die Baseball-Mütze des Sängers, auf der ein Pentagramm prangte. Zur Eröffnung erklang ein Intro, in dem eine Frauenstimme die Worte „God is dead, hail Satan!“, sprach. Spooky.

ChristmasWie ich später von Sänger Max Motherfucker erfuhr, war es die Stimme der Amerikanerin Tibbie X (X-POSSIBLES/ GASH und aktuell bei REAGAN YOUTH tätig), die das Intro für CHRISTMAS eingesprochen hatte. Kennengelernt hatte man sich bei der letzten Tour von REAGAN YOUTH in Wiesbaden (Bericht hier) und fand sich offensichtlich spontan sympathisch. Der eigentliche Grund, warum die Saarländer dem Gehörnten huldigen, scheint aber schlicht und einfach am ChristmasPostleitzahlbezirk zu liegen, aus dem die Band stammt: 666(06) Sankt Wendel. Da hat man wohl keine andere Wahl, als dem Satan zu verfallen.

Musikalisch erinnerten mich CHRISTMAS an US-Punk- Acts wie die US BOMBS, die CANDY SNATCHERS oder die BULEMICS. Geboten wurde dreckiger Old-School- Punk, gewürzt mit einem Schuss Rock’n’Roll. Das wusste zu gefallen und präsentierte sich dem Sound entsprechend auch vom Stage-Acting her ähnlich wild. Frontmann Max wütete vor der Bühne, als ob man ihm Juckpulver in die Unterbuchse gestreut hätte und das Trio hinter ihm sorgte für den dazugehörigen Sound-Orkan. Ein Auftritt ganz nach meinem Gusto. Hail Satan, CHRISTMAS, schaut bald wieder vorbei! Das aktuelle, zweite Album „Lose your Illusions“ ist übrigens gerade erschienen und sei an dieser Stelle empfohlen.

Weiter ging’s mit dem Headliner des Abends, THE VIRUS. 1998 von Sänger Mike Virus und Gitarrist Fat Dave gegründet, erschienen die bisher einzigen Longplayer von in den Jahren 2000 („Still Fighting for a Future“) und 2002 The Virus(„Nowhere to Hide“), wobei besonders letzteres Werk über Kultstatus verfügt und die meisten „Hits“ der Street-Punks enthält. Nach sechsjährigem Bestehen löste sich die Band 2004 zunächst auf, Sänger Mike war bereits zuvor ausgestiegen und hatte nachfolgend die Gruppen CHEAP SEX und EVACUATE gegründet.


2013 gab es dann die Ankündigung einer Reunion, allerdings ohne Mike Virus. Einzig verbliebenes Original-Mitglied ist seither Rhythmus-Gitarrist Fat Dave, den Gesang hatte nach Mikes Ausstieg der damalige Bassist Paul übernommen, The Virusebenfalls in den 2000ern bereits dabei waren Drummer John und der jetzige Basser Josh. Jüngstes Mitglied von THE VIRUS ist Gitarrist Zach „Zima“, ein ehemaliger Roadie der Combo, der erst vor einem halben Jahr den langjährigen Gitarrero Mike Authority ersetzte.

Die 16-tägige Tour quer durch Europa (u. a. Italien, Frankreich, Tschechien und Russland) sollte nun wohl ausloten, wo die Band steht und über welchen Bekanntheitsgrad sie noch verfügt. Dem Gig am gestrigen Abend nach zu urteilen, erfreuen sich die Jungs noch immer großer Beliebtheit, denn etwa 80 Leute an einem Dienstagabend zu ziehen, gelingt nicht jedem Act. Musikalisch ging’s rau, simpel und dreckig zu, The Virusdie oftmals vom Bass eingeleiteten Straßenhymnen wurden lauthals mitgegrölt und die Besucher vor der Bühne waren in ständiger Bewegung.

Gespielt wurden nahezu alle Tracks des „Nowhere to Hide“-Albums, allen voran Kracher wie „My Life My World“ (Clip dazu weiter unten), „Rats in the City“ und „Heroes“, aber auch viele Songs des Erstlingswerks. Sänger Paul hatte das Publikum voll im Griff und lieferte eine Show, wie man sie sich einige Tage zuvor von Jerry A. von POISON IDEA gewünscht hätte. Für THE VIRUS war’s ein eindrucksvolles Live-Comeback, das hoffen lässt, dass es bald ein neues Album der Jungs aus Philadelphia geben wird. Ich werde bei der nächsten Live-Party der Amerikaner auf jeden Fall wieder dabei sein.

Links: http://www.christmas666.com/, https://www.facebook.com/Christmas666, http://christmas66606.bandcamp.com/, http://www.viruspunks.com/, https://www.facebook.com/viruspunks, http://www.lastfm.de/music/The+Virus

Text & Fotos: Marcus
Clip: am Konzertabend aufgenommen von VodkaViolator

Alle Bilder:

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