Colos-Saal Aschaffenburg, 15.07.2011
Thin Lizzy liebe ich. Thin Lizzy sind die Band um Scott Gorham und vor allem Phil Lynott. Phil Lynott ist seit 1986 tot. Ich habe Thin Lizzy bisher einmal live gesehen, auf ihrer Abschiedstour 1983 auf dem „Monsters of Rock“ in Kaiserslautern. War ein ziemlich geniales Festival, wenn ich mich recht erinnere… Motörhead mit „Robbo“ waren als zweite Band dran, weil sie damals jeder wegen „Robbo“ hasste (ich nicht, ehrlich ;-)); und eben dieser Brian Robertson, vormals bei Thin Lizzy, musste aus irgendwelchen Gründen bei diesen einspringen, sonst wäre der Abschieds-Gig in die Buxe gegangen. Whitesnake waren Headliner, verdient, weil noch bluesig & mit Jon Lord unterwegs; Blue Öyster Cult waren dabei – Kult.
Thin Lizzy hatte ich erst kurz vorher entdeckt; und dann war schon wieder Schicht im Schacht. Ich mochte die metallischen Alben „Chinatown“ & „Thunder and Lightning“; den Rest habe ich erst weit später schätzen gelernt. 1986 starb
Lynott. Für mich waren Thin Lizzy danach Geschichte. Ich meine, hallo; ’ne Band spielt weiter ohne ihren Sänger/Bassisten/Hauptsongschreiber? Sakrileg! War ich bei den „Doors“ mit dem Cult-Sänger anstelle von Jim Morrison? Nein! War ich bei Thin Lizzy mit Ricky Warwick als Sänger? Ja. Warum?Warwick ist einfach eine coole Sau und ein begnadeter Rocker. Seine in den 90-ern existente Band The Almighty verehre ich zutiefst; ich habe viele schlechte Bands wie z. B. Ratt ertragen müssen, weil The Almighty im Vorprogramm spielten; einige ganz gute (Alice Cooper), sehr gute (Megadeth) oder ich erlebte sie mit beschissenem Sound auf dem „Super Rock“ 1992. Solo ist Warwick auch unterwegs; seine Songs erinnern dann manchmal an Springsteen. Einmal durfte ich ihn per Telefon interviewen; und er war extrem nett (ich mag nette Menschen). Seine aktuelle Lieblingsband ist The Gaslight Anthem. Au weia: Wie ich diesen Kerl verehre, ist nicht mehr feierlich!
Als Thin Lizzy die letzten Jahre mit John Sykes als Gitarrist/Sänger unterwegs waren, schimpfte ich über die angebliche „Leichenfledderei“ und moserte über die Menschen, die diese Konzerte aufsuchen. Jetzt, „dank“ Ricky Warwick, bestach ich einen Freund, der die Fahrerin vermittelte, mit der Eintrittskarte um dabei gewesen zu sein.
Und: Es hat sich gelohnt. Ich meine: Immerhin waren 3 OLM (Original Lizzy Members) am Start: Scott Gorham (g.), Darren Wharton (keys, voc.) und Brian Downey (dr.). Dazu Ricky am Mikro (der stimmlagentechnisch nicht weit weg war von Phil); der aktuelle Guns’n’Roses-Gitarrist Richard Fortus (als Ersatz für den mit Def Leppard gerade tourenden Vivian Campbell) sowie Marco Mendoza am Bass. Das ist nicht nur theoretisch nicht übel, sondern live ein verdammtes Fest! Die Jungs vermittelten überhaupt nicht den Eindruck, der Kohle wegen Kompromisse einzugehen; sondern rockten sich amtlich durch die Lizzy–Geschichte (bei der mein Lieblingsalbum „Thunder & Lightning“ leider außen vor blieb, weil in den letzten Jahren von John Sykes platt gedudelt).
Egal. Super Abend. Nur die Vorband enttäuschte (mich) etwas. Ich hätte lieber die auf der Frühjahrstour spielenden Supersuckers erlebt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau…
Links: http://www.thinlizzy.org/, http://www.thinlizzyband.com/,
http://www.thinlizzyonline.com/, http://www.thin-lizzy.info/
Text & Fotos: Micha