Au, Frankfurt, 14.02.2018
Es ist fast exakt sechs Jahre her, seit wir das letzte Mal über die britischen Punk-Urgesteine UK SUBS berichteten. Im damaligen Artikel (hier) ließen wir nicht unerwähnt, dass Frontmann und Bandgründer Charlie Harper (links) auf stolze 67 Lenze zurückblickt. Derer sind es mittlerweile 73, sonst hat sich allerdings bei den Londonern in der Zwischenzeit nicht viel geändert. Gut, das Personalkarussell hat sich einmal mehr gedreht und Gitarrist Jet Storm wurde durch Steve Straughan von den nordenglischen Oi-Veteranen RED LONDON ersetzt. Neben, bzw. hinter ihm waren bei der gestrigen Show die ebenso altbekannten wie altgedienten Band-Mitglieder Alvin Gibbs am Bass und Jamie Oliver an den Drums dabei.
Zum Zeitpunkt unserer letzten Konzert-Review 2012 stand die Truppe, die ihren Alben Titel mit den Anfangsbuchstaben des Alphabets in chronologischer Reihenfolge gibt, noch mit der Scheibe „Work in Progress“ (2010) beim „W“. Inzwischen sind mit „XXIV“ (2013), „Yellow Leader“ (2015) und „Ziezo“ (2016) drei weitere Werke der produktiven Combo erschienen, die nun mit X, Y und Z das Alphabet komplettieren. Und nun? Alle Buchstaben noch einmal von vorn? Zuzutrauen wäre es Bandboss Charlie allemal, denn Verschleißerscheinungen sind ihm nicht anzumerken. Ganz im Gegenteil: Der aktuelle Tourplan weist aus, dass die Jungs bereits seit Mitte Januar wieder auf dem Kontinent unterwegs sind und im Zeitraum bis gestern 25 Shows unter anderem in Frankreich, Deutschland, Polen, Tschechien und Italien absolviert haben, und das fast ohne Ruhetage. Im April und Mai stehen dann Auftritte auf der Insel an. Auch in Frankfurt, dem drittletzten Stopp der „European Winter Tour 2018“, war der Sänger, der sich diesmal mit grünem Schopf präsentierte, bereits vor dem Gig am Merchstand anzutreffen, hielt Smalltalk mit den Fans und ließ sich bereitwillig mit jedem Jünger ablichten – natürlich immer mit der obligatorischen Bierflasche in der Hand.
Auf der Bühne der Au ging‘s dann feucht-fröhlich weiter. Das Quartett hatte ein langes Set mit mehr als 25 Songs aus allen Phasen ihres Schaffens im Gepäck, dem man zu Beginn noch entspannt vor dem Podium lauschen konnte. Spätestens ab „Rockers“ vom Debüt „Another Kind of Blues“ aus dem Jahr 1979 brach aber die Hölle los und man sah sich Bierduschen und Ellenbogenmassagen ausgesetzt. Fantastische Atmosphäre im eng gepackten, vermutlich ausverkauften Haus, gelegentliches Crowd-Surfing eingeschlossen.
Und je länger der Abend andauerte, desto stimmungsvoller wurde es, wobei die Engländer mit Songs wie „Emotional Blackmail“, „Party in Paris“, „Warhead“, „Riot“, „Stranglehold“, „Endangered Species“ und „New York State Police“ – um nur einige Klassiker zu nennen – alle Register zogen. Dabei wirkte Charlie Harper agiler als viele seiner jüngeren Kollegen – ich erinnere mich nur zu gut an den letzten Auftritt von POISON IDEA an gleicher Stelle, bei dem Shouter Jerry A. sich fast keinen Zentimeter bewegte.
Seinen 74. Geburtstag feiert der Mann mit der Kette samt Vorhängeschloss um den Hals übrigens nicht mit buckliger Verwandtschaft bei Kaffee und Kuchen, sondern ganz, wie es sich für eine Ikone des Punk gehört: Am 25. Mai im Rahmen des „Norwich Punk and Alternative Festivals“ mit alten Weggefährten, u. a. von SHAM 69 und RUTS DC. Und sollte die Party dort auch nur halb so gut werden wie der Konzertabend in der Frankfurter Au, dann wird es ein rauschendes Fest.
Links: http://www.uksubs.co.uk/, https://www.facebook.com/UKSubs, https://myspace.com/uksubsofficial, https://uksubsmusic.bandcamp.com/, https://www.last.fm/music/UK+Subs, http://www.uksubstimeandmatter.net/
Text: Marcus/Stefan
Fotos: Boris, http://www.borisschoeppner.de/
Clip: am Konzertabend aufgenommen von chainrelease
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