Nachtleben, Frankfurt, 3.04.2014
Obwohl UNCLE ACID als Support von BLACK SABBATH durchaus gefielen, gehören sie doch zu den Bands der derzeitigen Retro-Schwemme, die für mich eher unter „ferner liefen“ fungieren. Deswegen war der Auftritt im Frankfurter Nachtleben für mich kein Pflichttermin; schon gar nicht, wenn zeitgleich der begnadete WILCO-Gitarrist Nels Cline mit dem Jazz-Trio MEDESKI, MARTIN & WOOD in Rüsselsheim gastiert. Doch dann wurden die Berliner Okkult-Rock-Shooting Stars THE OATH ins Vorprogramm genommen; eine Band, die Kollege Marcus mir seit ihrem Gig vor GHOST voraus hat. Gut, gekauft. Dass THE OATH die gesamte Tour (und auch ihren Auftritt beim Roadburn-Festival) letztlich cancelten war dann schlecht für mich, aber noch schlechter für sie. Was tun mit dem ganzen Hype, jetzt? Dumm gelaufen.
Von den eingesprungenen BLACK MOTH habe ich so einen Hype noch nicht vernommen, aber auch sie gehören zu den zahllosen „Female Fronted“-Bands, die wenigstens ordentlichen Rock spielen und keinen Trulla-Metal á la NIGHTWISH; trotzdem eine von vielen Bands sind, die unter „Retro“ firmieren. Einmaliges Hören ihres Debüts „The Killing Jar“ gefiel, beeindruckte aber nicht. Als die Combo um Sängerin Harriet Bevan (links) dann pünktlich um 20 Uhr vor (noch) spärlichem Publikum begann, fiel jedoch ihre Spielfreude und positive Ausstrahlung extrem auf, was für eine Doom-Band ja eher kontraproduktiv ist. In der folgenden halben Stunde offenbarten sich aber, von mir vorher noch nicht wahrgenommene, Garagenrock-Qualitäten, die mich letztlich sogar fast begeisterten – das letzte Quäntchen Respekt nötigte mir dann die Herzlichkeit Bevans ab, die nichts mit den anderen „Retro“-Damen gemein hat und Lust auf mehr machte. Eine erneute Tour im Herbst wurde versprochen, dann mit neuem Album, von dem auch schon was gespielt wurde gestern. Netter Start.
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Über den derzeitigen Retro-Boom im Hardrock- und Metal-Genre haben wir uns in diesem Blog bereits ein ums andere Mal ausgelassen. Mich, der ich mit BLACK SABBATH, URIAH HEEP und BLUE ÖYSTER CULT aufgewachsen bin,
freut der aktuelle Trend ungemein und ich versuche, mir möglichst viele der jungen Bands mit dem alten Sound anzuschauen. Die Engländer UNCLE ACID (früher noch UNCLE ACID AND THE DEADBEATS) habe ich bereits seit dem Erscheinen ihres Debüts „Volume 1“ im Jahr 2010 auf dem Schirm, seither sind zwei weitere Alben und drei Singles erschienen.Im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern des Genres, die sich ausschließlich auf okkulte Themen beschränken, präsentieren sich UNCLE ACID konzeptionell weitaus vielfältiger. Horror-Filme, Sekten, psychedelische Drogen und Verschwörungstheorien sind einige der Inhalte, mit denen sich die Formation aus Cambridge beschäftigt. Den
Ritterschlag erhielt die Band dann von den Genre-Urvätern persönlich, als BLACK SABBATH sich für ihre Auftritte im Jahre 2013 (Bericht hier) ausdrücklich für UNCLE ACID als Opener entschieden.Die Jungs sind gut, das steht außer Frage, doch so richtig überzeugt hatten sie mich als Opener beim letztjährigen BLACK SABBATH-Gig in der Festhalle nicht, was natürlich der Tatsache geschuldet sein mochte, dass man nicht auf alle Show-Elemente der üblichen UNCLE ACID-Performance zurückgreifen konnte. Auf diese hoffte ich daher beim gestrigen Gig im inzwischen äußerst gut gefüllten Nachtleben und wurde zunächst auch nicht enttäuscht.
Los ging’s mit „Mt. Abraxas“, dem Opener des aktuellen Albums „Mind Control“, der von psychedelischen Video-Projektionen begleitet wurde. Das war atmosphärisch schön, passte zu den schwerfälligen Gitarren und zum
mehrstimmigen Gesang. So hätte es weitergehen können, doch bereits beim vierten Song, der Hymne „I’ll Cut You Down“, fiel die Video-Installation aus, sodass fortan nur ein pinkfarbener Bildschirm im Hintergrund zu sehen war. Dumm auch, dass die Band die Panne einfach ignorierte und nicht wenigstens darauf drängte, die Projektion komplett abzuschalten. Die Leinwand machte für uns fortan nicht nur das Fotografieren unmöglich, sie wirkte sich auch als Stimmungskiller aus. Schade.Trotz einer mit Bedacht zusammengestellten Setlist, die langsamere und schnellere Songs gut miteinander verknüpfte, begann mich der dreistimmige Fistel-Gesang mehr und mehr zu nerven. Nicht, dass ich ihn auf den Studio- Alben nicht schätzen würde, sind die psychedelischen Vocals doch eines der Markenzeichen der Combo, doch live fand ich das auf die Dauer etwas anstrengend. Da außerdem keinerlei Kommunikation mit dem Publikum stattfand, haben mich UNCLE ACID auch diesmal nicht vollends überzeugt. Aufgrund des starken Songmaterials gebe ich der Band aber gerne auf der nächsten Tour eine weitere Chance. Wenn da nur nicht der Gesang wäre…
Links: http://acidcoven.com/, https://myspace.com/uncleacid, http://www.lastfm.de/music/Uncle+Acid+and+the+Deadbeats, http://www.themothpit.co.uk/, http://blackmothband.co.uk/, http://www.lastfm.de/music/Black+Moth
Text (Black Moth), Fotos & Clip: Micha
Text (Uncle Acid): Marcus
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