Elfer Music Club, Frankfurt, 3.05.2015
Was uns da in letzter Zeit im Bereich Stoner/Doom und Sludge um die Ohren gehauen wird, ist, wie Kollege Micha bereits richtig feststellte, für Rhein-Main-Verhältnisse rekordverdächtig. Gerade erst hatten EYEHATEGOD, UFOMAMMUT und CONAN in Wiesbaden gastiert, BLACK PYRAMID gaben sich beim Sky High Festival im Frankfurter Club „Das Bett“ die Ehre und nun verweilten auch noch ACID KING und BLACK COBRA im Elfer. Das Double-Package war ursprünglich für das Zoom angekündigt, doch offensichtlich lief der Kartenvorverkauf so schlecht, dass der Gig kurzerhand in den kleineren Club verlegt wurde. Dies wäre eigentlich nicht weiter schlimm gewesen, wenn die Betreiber des Elfers nicht die unangenehme Angewohnheit pflegen würden, ihre Veranstaltungen bereits am späten Nachmittag beginnen zu lassen. Im grellen Sonnenschein zu einem Doom-Konzert tapern müssen, ließ den Abend für mich nicht sonderlich gut beginnen. Zu spät kam ich trotzdem, denn der Opener BLACK COBRA hatte offensichtlich bereits um viertel vor acht die Bühne betreten. ACID KING-Sängerin Lori S. kommentierte die seltsamen Auftrittszeiten später mit den Worten: „Sorry Jungs, wir dürfen leider nicht länger spielen, denn offensichtlich werden in Frankfurt um zehn Uhr die Bürgersteige hochgeklappt…“. So macht man sich Freunde bei internationalen Gästen.
Doch zurück zu BLACK COBRA, einem seit 2001 aktiven Duo aus Los Angeles, das die härtere Gangart des Sludge Metal bedient und ähnlich furios wie beispielsweise BLACK TUSK, über die wir in diesem Blog schon mehrmals berichtet haben, zu Werke geht. Im Prinzip müsste man für die beiden Amerikaner ein neues Genre ersinnen, etwa Sludgecore oder Power Sludge, denn die Jungs kamen live wie eine rostige, Stakkato-Riffs erzeugende Dampflok um die Ecke und gönnten den Besuchern kaum eine Atempause.
Das war in musikalischer Hinsicht beeindruckend und kompromisslos, bot allerdings hauptsächlich denjenigen Besuchern einen erhöhten Unterhaltungswert, die mit dem Œuvre der Band vertraut waren. Als Neuling im komplex-brachialen BLACK COBRA-Universum tat ich mich mit der Darbietung doch etwas schwer, zumal sich die Gruppe kreativ recht limitiert präsentierte. Wie’s auch anders geht, hatte einige Wochen zuvor das deutsch- türkische Duo MANTAR in Wiesbaden bewiesen. Dennoch, wer statt Aspirin-Tablette den Presslufthammer bevorzugt, der war mit der BLACK COBRA-Therapie sicherlich gut beraten.
Erst nach dem Gig des Westcoast-Duos füllte sich langsam der Club. Waren es zunächst gerade mal 25 Leutchen, die sich in den Keller verirrten, zählte ich um kurz nach Neun, als ACID KING den ersten Akkord erklingen ließen, immerhin an die 70. Nachdem uns BLACK COBRA den musikalischen Knüppel aus dem Sack präsentiert hatten, schlugen ACID KING deutlich finsterere, langsamere Töne an. Ein Hauch von Doom umgab den Auftritt des 1993 in San Francisco gegründeten Acts, der sich nach dem satanistischen Serienmörder Ricky Kasso, dessen Spitzname Acid King lautete, benannt hat. Passend zum lethargischen Sound waren plötzlich einige der im Publikum Anwesenden in dichte Nebelwolken gehüllt. Zeremonienmeisterin Lori thronte indes, mit Würde gealtert, auf dem Podest wie eine Hexe auf dem Scheiterhaufen und brachte ihr Wehklagen dar.
Tatsächlich gelang es der Amerikanerin streckenweise, mit ihren Riffs eine bleierne, hypnotische Schwere zu erzeugen, die fast etwas von der Magie hatte, die SAINT VITUS-Hexer Dave Chandler mit seiner Gitarre kreiert. Interessant war, dass ACID KING ihre Setlist nahezu umgekehrt zum Erscheinen der Songs aufgestellt hatten. Los ging’s gleich mit vier Songs des aktuellen, vierten Albums „Middle of Nowhere Center of Everywhere“, dann folgten zwei Lieder des dritten Outputs und schließlich eines vom zweiten Album, das Debüt wurde leider ignoriert.
Musikalisch fand ich die Band sehr ansprechend, lediglich der überaus monotone (Sprech-)Gesang von Lori ging mir nach einer Weile auf den Zeiger, weil er überhaupt keine Facetten oder Emotionen vermittelte. Mit zugekiffter Birne ist das vermutlich egal, da man ohnehin nur noch als willenlose Riff-Marionette agiert, mit einigermaßen klarem Verstand wurde es auf die Dauer aber etwas anstrengend.
Gab es einen Gewinner des Abends? Letztlich habe ich zwei technisch gute Acts gesehen, von denen BLACK COBRA eher die Sludge-Metal-Fans und ACID KING eher die Stoner/Doom-Gemeinde bediente. Trotz des gewöhnungsbedürftigen Gesangs haben mir ACID KING unter dem Strich besser gefallen, was aber auch daran liegen mag, dass ihre Musik leichter zugänglich war. Aufgrund der unterschiedlichen Stile der beiden Bands war’s ein abwechslungsreicher, wenn auch kein herausragender Konzertabend, der bereits um kurz nach zehn endete. Zu dieser Zeit mache ich mich bei anderen Konzerten eigentlich erst auf den Weg…
Links: http://www.blackcobra.net/, https://www.facebook.com/blackcobramusic, https://myspace.com/blackcobra, http://www.lastfm.de/music/Black+Cobra, http://www.acidking.com/, https://www.facebook.com/AcidkingSF, https://myspace.com/acidking, http://www.lastfm.de/music/Acid+King
Text & Fotos (10): Marcus / Fotos (12): Markus Lang
Clip: aufgenommen am Konzertabend von VodkaViolator
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