ACIDEZ & FRONTEX

Au, Frankfurt, 16.04.2016

AcidezSamstagabende in der Frankfurter Au sind in der Regel lang. Und wenn dann auch noch zwei Street-Punk-Acts wie ACIDEZ (rechts) und FRONTEX den passenden Soundtrack zum Saufen liefern, ist eine feucht-fröhliche Party garantiert. Diese Gewissheit zog mich gestern in den Stadtteil Rödelheim, denn musikalisch erhoffte ich mir nicht sonderlich viel von den Bands, da Überraschungsmomente im Street-Punk eher selten und die kreativen Grenzen des Genres eng gesteckt sind. Mir ging’s aber ohnehin eher darum, Bekannte zu treffen und mir gepflegt einen hinter die Binde zu kippen. Und das macht in Frankfurt nirgendwo mehr Spaß als in der Au. Einen Soundttrack zum nun folgenden Bericht findest Du hier:


Als ich gegen 23 Uhr eintraf, stand die aus Limburger und Wiesbadener Musikern bestehende Formation FRONTEX bereits auf der Bühne und heizte den Besuchern im gut gefüllten Konzertraum ein. Auffallend war, dass viele Frontexjunge Punks gekommen waren, um die beiden Bands zu sehen. Dies mag am Exotenbonus der Mexikaner ACIDEZ gelegen haben, oder an der Tatsache, dass FRONTEX viele Anhänger aus der Region mitgebracht hatten. Die Stimmung war jedenfalls gut und der traditionelle Deutschpunk von FRONTEX machte Laune.

FrontexMich erinnerte das Ganze stark an SCHLEIM-KEIM oder frühe TOXOPLASMA, wobei besonders der Straßenköter-Gesang von Sänger Gizmo zu gefallen wusste. Wenn die spärlichen Infos stimmen, die das Internet zu FRONTEX bereithält, sind die Jungs 2007 aus der Band SCHURK€NSTAAT hervorgegangen, haben seither einige Besetzungswechsel hinter sich und sind seit 2013 wieder regelmäßig aktiv. Seltsam eigentlich, dass ich bis dato nie in den Genuss von FRONTEX kam. Als Anheizer war der Auftritt ordentlich und wer mit Deutschpunk nichts anfangen konnte, der verweilte draußen oder an der Theke.

Nach dem Gig des Openers inspizierte ich den Merchandise-Stand der Mexikaner ACIDEZ, die dort drei recht bunte LPs präsentierten, von denen die aktuelle gar in zweifarbigen Vinyl, mit 3-D-Poster und dazugehöriger Brille erhältlich war. Hola! Darüber hinaus gab es neben den obligatorischen AcidezAufnähern und Ansteckern auch sehr schicke, handmodellierte Metall-Totenschädel mit Iro in Miniaturgröße. Die Jungs hatten sich mit dem Merch wirklich Mühe gegeben, aber außer Acht gelassen, dass Europäer durchaus etwas robuster gebaut sein können. Auf meine Frage, ob’s denn auch Shirts in XXL gäbe, grinste der Kollege hinter der Theke nur verschämt und dachte vermutlich: „Nein, Du fette Sau.“

Die Cover-Artworks der bisherigen drei Longplayer machten indes deutlich, dass die Band auf klassischen Street-Punk-Pfaden wandelt und typische Themen wie Acidezdie soziale Ausgrenzung, den Weltuntergang, die Polizeiwillkür und Missstände des Landes aufgreift. ACIDEZ stammen aus Guadalajara, der nach Mexico City zweitgrößten Stadt des Landes, gründeten sich 2003 und blicken neben den erwähnten drei Longplayern auf diverse Singles und EPs zurück. Album-Titel wie „Beer Drinkers Surviviors“ ließen zudem erahnen, dass die Jungs dem Feiern nicht abgeneigt sind.

Dieser Eindruck bestätigte sich einige Minuten später, als ACIDEZ die Bühne enterten. Es überraschte mich zwar, dass die einzelnen Musiker doch recht jung, vielleicht Mitte 20, waren – auf den schnieken Fotos, die auf den Scheiben zu Acidezsehen sind, wirkten sie wesentlich älter. Doch die Jugend hat ihren Vorteil, denn im Gegensatz zu Combos älterer Semester waren die Mexikids äußerst agil und verausgabten sich beim Spielen vollends. Besonders Sänger Tupa ließ ordentlich die Sau raus, war ständig in Bewegung und ließ sich sogar gelegentlich vom Publikum mit Bier befüllen.

Musikalisch wurde klassischer Street-Punk der Marke CASUALTIES, THE VIRUS oder TOTAL CHAOS geboten, der zwar nicht an die Klasse der AcidezGenannten heranreichte, dieses Manko aber durch den Exotenbonus wettmachte. Gesungen wurde mal in Englisch, mal in Spanisch, wobei man schon genau hinhören musste, um den Unterschied zu erkennen, denn die englischen Songs waren von starkem spanischen Akzent geprägt. Die jungen Kids vor der Bühne fanden im Laufe des Gigs immer größeren Gefallen an der Darbietung und so dauerte es Acideznicht lange, bis vor dem Podest ein menschlicher Tsunami wütete, vor dessen Bierduschen weder Fotograf Boris noch ich verschont blieben. Prost. Somit war’s zwar musikalisch kein Highlight, aber zumindest live ein großer Spaß und für mich die bisher beste Punk-Party des Jahres in der Au.

Links: https://myspace.com/frontexpunk, http://www.last.fm/de/music/Frontex, http://www.acidezpunx.com.mx/, https://www.facebook.com/acidezband, https://acidezpunx.bandcamp.com/, https://www.reverbnation.com/acidezpunx, http://acidezpunx.tumblr.com/, http://www.last.fm/de/music/Acidez

Text: Marcus
Fotos: Boris, http://www.borisschoeppner.de/

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