Elfer Music Club, Frankfurt, 29.10.2015
Ich bin immer noch betrübt über das Verschwinden des Steinbruchtheaters bei Darmstadt als Ort für heftige, kultige und besondere Events in den Bereichen Metal, Hardrock und Hardcore. Froh bin ich für die Veranstalter von „New Evil Music“, dass sie mit dem Café Central in Weinheim einen Ort gefunden haben, in dem sie viele Events stattfinden lassen können und dass sie mit der Live Music Hall in Mörlenbach-Weiher sogar noch einen dazu gewannen – aber ich winke da nur noch zum Abschied. Fand ich den Heimweg aus Darmstadt-Mühltal schon käsig ohne Auto, da sind Nester im Odenwald für mich kein Thema. Netterweise streuen die Betreiber ab und an auch in Frankfurt einen Krumen aus, den ich meist dankbar aufgreife. Nach AGRYPNIE vor knapp einem Jahr war das nun der Auftritt der Heidelberger Nautic Doom-Band AHAB, die mit MAMMOTH STORM und HIGH FIGHTER im Elfer Music Club zwei Begleiter dabei hatte, die ich beide noch nicht kannte.
HIGH FIGHTER kommen aus dem schönen Hamburg und setzten nach eigenen Angaben erstmals einen Fuß in das noch schönere Frankfurt. Doomig war das nicht, was das Quintett kredenzte – völlig unpassend war die sehr eigene Mischung aus straightem Hardock auf Bluesbasis mit leicht psychedelischem Gitarreneinschlag aber auch nicht. Mein Gitarre spielender Kumpel, der mit
Metal nur am Rande etwas zu tun hat, war schwer begeistert – mir gefielen einige Songs oder besser Songfragmente sehr, andere klangen beim ersten Hören aber auch ziemlich beliebig für meine geschundenen Ohren. Ein Großteil der ständig mehr werdenden Anwesenden sah das aber anders: HIGH FIGHTER kamen sehr gut an, ein Bekannter aus Wetzlar knüpfte nach dem Gig Kontakt zur Frontröhre Mona Miluski um sie demnächst mal im dortigen Francis auftreten zu lassen. Hat sich also für alle gelohnt, soweit.
MAMMOTH STORM aus Schweden kannte ich ebensowenig. Dass in der Woche nach dem Konzert jedoch der offiziell am 6. November erscheinende Tonträger „Fornjot“ bei mir rauf und runter dudelt mag jedoch ein Hinweis darauf sein, wie sehr ich die Performance des normalerweise als Trio agierenden Quartetts mochte. Scheinbar völlig in sich ruhend zelebrierten die Herren einen tiefen, schweren Sound, der furztrocken und pathosfrei die Membranen vibrieren ließ –
dazu lässig ein paar „gothische“ Gitarrensounds zu den derben Riffs addierend. Sehr fein, sehr souverän und ohne sich plump anbiedern zu müssen schufen MAMMOTH STORM begeisternde Tatsachen und erwiesen sich damit als perfekte Opener für die anschließend aufspielenden AHAB, deren Doom-Metal sehr feucht, aber weniger fröhlich anmutet.
Nautic Funeral Doom. Das mit dem „Funeral“ streicht die Band AHAB mittlerweile selber im Gespräch mit dem britischen Terrorizer-Magazin, nur das erste Album „The Call of the Wretched Seas“ lässt Gitarrist Christian Hector als „Ahabs Version von Funeral Doom“ gelten. Mit jeder Veröffentlichung werden die musikalischen Grenzen erweitert, wobei man sich dem nautischen Konzept weiter verpflichtet fühlt. Nach verschiedenen Versionen der Geschichte von Moby Dick und einer Adaption des Seefahrerromans „Die denkwürdigen Erlebnisse des Arthur Gordon Pym“ von Edgar Allan Poe stand bei der aktuellen Scheibe „The Boats of the Glenn Carrig“ ein Schauerroman aus dem Jahr 1907 inhaltlich Pate.
Die im Elfer (zumindest, wenn ich dort bin) meist vorherrschenden Bühnenfarben Grün und Blau passten für solche Klänge wie Arsch auf Eimer und ließen einen nach anfänglichem Sauerstoffperlengeblubber vorkommen wie Nemo, als er im Aquarium gefangen war. Doch vergessen ist die nasse Erzählkunst, wenn nur noch das mächtige Riff zählt und das tiefe Gegrowle von Sänger Daniel Droste, der ebenso wie Hector
vorher bei den Folkmetallern MIDNATTSOL zockte. Wobei auch etwas seltener gegrowlt wird, heutzutage – im Vergleich zum letzten Mal, als ich AHAB live sah (2009 als Opener für DORNENREICH im Nachtleben) wird die Stimmung auch mal etwas leichter und dem Klargesang gefrönt. Ein bisschen. Ebenso, wie die Gitarre auch mal gently weept.
Live war das alles einfach eine tonnenschwere Macht, die dem anschließend zu den Dutch Doom Days eilenden Doomblogger Vitus weit weniger zusagte als den anderen knapp 120 Anwesenden, die im Zeitlupentempo synchron Löcher in die Luft hämmerten. Vielleicht sind AHAB für den traditionellen Doom-Fan zu sehr indie- und Visions-kompatibel, aber ich kann da nichts Schlechtes dran finden. „The Boats Of Glenn Carrig“ ist ein geiles Album, das mit jedem Hören wächst. AHAB sind einfach großartig. Egal ob nautisch, true oder sonstwie. Live wie auf Platte. Bitte unbedingt wiederkommen.
Links: http://www.highfighter.de/, https://www.facebook.com/HighFighter, http://highfighter.bandcamp.com/, http://www.last.fm/music/High+Fighter, https://www.facebook.com/MammothStorm, https://mammothstorm.bandcamp.com/, http://www.last.fm/de/music/Mammoth+Storm, http://www.ahab-doom.de/, https://www.facebook.com/AhabDoom, https://myspace.com/ahabdoom, https://soundcloud.com/ahabdoom, http://www.last.fm/de/music/Ahab
Text, Fotos & Clips: Micha
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