AS DIABATZ

Dreikönigskeller, 30.09.2012

Psychobilly-Bands mit Frontfrauen gehen mir eigentlich gehörig auf den Sack. Und das nicht etwa, weil ich hübschen Frauen nicht gern beim Musizieren zuschaue, sondern weil ich die genannte Konstellation als ein Paradoxon erachte. Denn genau das, was den Psychobilly reizvoll macht – ein aggressiver Sänger, der mit seinem Auftreten das Publikum das Fürchten lehrt – ist hier meist nicht vorhanden. Zumindest bei Bands wie THE CREEPSHOW, den HORRORPOPS und KITTY IN A CASKET – sofern sich diese überhaupt dem Genre zuordnen lassen – kann man das Wort „Psycho“ getrost aus dem Begriff Psychobilly streichen, Pussybilly oder Popabilly wären hier sicherlich weitaus zutreffendere Begriffe.

Aber, man lernt ja nie aus und so begab ich mich am gestrigen Abend in den etwa zur Hälfte gefüllten Dreikönigskeller, in dem die aus Curitiba, Brasilien, stammende

All- Girl-Combo AS DIABATZ gastierte. Die Mädels sind seit 2006 aktiv, haben in dieser Zeit zwei EPs und ein Album veröffentlicht, wobei die aktuelle EP „Crazy Psycho 1st Degree“ gerade erst beim belgischen Label Drunkabilly Records erschienen ist. Und die war zum fairen Preis als schickes, farbiges 10-Inch-Vinyl inklusive des ersten Albums als CD und einem Aufnäher am Merch-Stand zu erstehen.

 

Es war der letzte Gig der aktuellen Tour und so betraten die Mädels denn gut gelaunt, wenn auch etwas erschöpft wirkend, die Bühne des kleinen Clubs. Allein optisch machte die Band

bereits eine gute Figur: Baby Rebbel, Killer Klaw und Clau Sweet Zombie – die nennen sich tatsächlich so – wirkten weitaus authentischer als die eingangs erwähnten Combos und weit weniger püppchenhaft. Nach einem kurzen Soundcheck, den Barmann Nico durchführte, während 17 Leute darauf warteten, etwas zu trinken zu bekommen, ging’s auch schon los. „Wide Awake“ von der Debüt- EP „Witches Stomp“ eröffnete den Reigen der rauen Uptempo- Psychobilly-Songs, die recht traditionell und ohne Punkt und Komma dargeboten wurden. Passend dazu präsentierte sich die Stimme von Sängerin Baby Rebbel kräftig und finster zugleich und weitab vom teilweise peinlichen Gepiepse der oben genannten Bands.

Nachfolgend präsentierten uns AS DIABATZ nahezu alle Stücke, die die Band bis dato auf Tonträgern verewigt hat. Die schnelleren Tracks wurden gelegentlich durch atmosphärische Midtempo-Songs mit Surf-Einschlag unterbrochen, die umso finsterer wirkten. Der Gig umfasste 17 Songs, darunter Cover-Versionen von BATMOBILE („Bat Attack“) und den METEORS („I Don’t Worry About It“) und kam fast gänzlich ohne Ansagen der Mädels aus, vielleicht ja, weil sie von der Tour wirklich etwas geschafft waren. So endete das Ganze bereits nach etwa einer Dreiviertelstunde, aber mehr Songs haben sie derzeit eben noch nicht im Repertoire.

Das, was ich gesehen habe, hat mir auf jeden Fall Spaß gemacht, auch wenn es kein ganz großer Gig war, an den ich mich noch in Jahren zurückerinnern werde. Dafür war es einfach zu unspektakulär und vorhersehbar. Im direkten Vergleich

zur Konkurrenz aber haben AS DIABATZ ganz klar die Nase vorn, auch wenn mir die Mädels für eine Psychobilly-Band doch etwas zu nett und freundlich waren. Aber es kann ja nicht jede Band wie die LUNACHICKS sein.

Im anschließenden Gespräch stellte sich übrigens heraus, dass Basserin Killer Klaw (Foto links) mit dem ebenfalls Bass spielenden Psycho Mutant Cox liiert ist, der mit seiner Band SICK SICK SINNERS im März des Jahres just am gleichen Ort gastierte (Bericht). Wir erfuhren ebenfalls, dass das Trio gut mit dem FABULOUS GO-GO BOY FROM ALABAMA (Bericht) befreundet ist, der auch aus Brasilien stammt und gerade parallel mit DEAD ELVIS & HIS ONE MAN GRAVE auf Tour war. Schade eigentlich, dass die Bands nicht in dieser Dreier-Konstellation zu sehen waren.

AS DIABATZ sollte man als Fan des Psycho-, bzw. Rockabilly-Genres im Auge behalten, die Mädels stehen erst am Beginn ihrer Karriere und haben ihr Potential noch lange nicht ausgeschöpft.

Unter dem Link http://www.myspace.com/asdiabatz hat das Trio zurzeit sieben Songs als Kostproben hochgeladen, von denen einige allerdings leider nach ein paar Sekunden wieder ausgeblendet werden.

Text: Marcus / Fotos & Clip: Kai

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