LUICIDAL, SNIFFING GLUE, THE BABOON SHOW

Au-Sommerfest, Frankfurt, 6.06.2015

The Baboon ShowHier folgt der zweite und letzte Teil unserer Berichterstattung zur 2015er- Ausgabe der traditionellen Sommersause in der Frankfurter Au. Während wir im ersten Post (Noch nicht gelesen? Klicke hier!) die Auftritte von SIN LOGICA aus der Schweiz und der beiden Karlsruher Punkrock-Gören BIESTIG einer rein subjektiven Nachbetrachtung unterzogen haben, stehen im Folgenden die Shows der Kalifornier LUICIDAL, des NRW-Vierers SNIFFING GLUE und des Headliners THE BABOON SHOW (Foto rechts) aus Schweden im Fokus. Es kommentieren wieder Marcus und Stefan, deren Namen sich jeweils am Ende der einzelnen Abschnitte befinden.

Luicidal

Luicidal„Who the fuck is LUICIDAL?“ dürften sich viele Besucher des diesjährigen Au-Fests gefragt haben. Des Rätsels Lösung ist relativ simpel, denn Bassist, Namensgeber und Bandgründer Louiche Mayorga gehörte zu den Gründungsmitgliedern der legendären Crossover-Thrasher SUICIDAL TENDENCIES und zeichnet auf den ersten drei Alben für einige der bedeutendsten Songs der Band aus L.A. verantwortlich. LuicidalBereits 1988 kam es zum Zerwürfnis mit SUICIDAL-Mainman Mike Muir, was mit dem Rauswurf von Louiche endete, der sich nachfolgend aus der Szene zurückzog.

Erst gut zehn Jahre später leckte er wieder Blut, spielte in der Band HORNY TOAD und schloss sich 2006 dem Projekt AGAINST an, das aus ehemaligen Musikern von SUICIDAL TENDENCIES, EXCEL, UNCLE SLAM und NO MERCY besteht. Dieser Formation gehört Louiche noch immer an, doch auf seine alten Tage (der Mann ist Jahrgang 1963) wollte er es nochmal wissen und gründete schließlich vor einigen Jahren mit LUICIDAL eine Combo, bei der erstmals er der Boss ist. Kurzum, der Mann ist eine Legende, zumindest für LuicidalMusik-Fans wie mich, die Crossover-Thrash und Skate-Punk zu ihren Lieblingsgenres zählen.

Dementsprechend neugierig war ich, wie sich die Band live präsentieren würde. Zum eigentlichen Lineup gehört übrigens mit Drummer R.J. Herrera noch ein weiteres Ex-Mitglied von SUICIDAL TENDENCIES, das es allerdings nicht über den großen Teich geschafft hat. Statt seiner saß SCHEISSE MINNELLI-Drummer Dudel hinter der Schießbude, als Gitarrist war Lloyd Stuart Casson (H.R. Band) mit von der Partie und als Sänger fungierte Mando Ochoa von SICK SENSE. Natürlich hatte ich gehofft, dass die Jungs den einen oder anderen SUICIDAL-Song spielen würden, doch es Luicidalsollte noch besser kommen, denn auf der Setlist standen, bis auf eine Handvoll Tracks der eigenen Debüt-Scheibe, ausschließlich Lieder der Legende aus Los Angeles.

Los ging’s gleich mit „Subliminal“, es folgten „Fascist Pig“, „War Inside My Head“, „Possessed to Skate“, „Pledge Your Allegiance“ und viele weitere LuicidalKlassiker. Das Publikum, so hatte ich den Eindruck, traute ob dieses furiosen SUICIDAL-Best Ofs zunächst seinen Ohren nicht, ließ sich aber immer mehr vom mitreißenden Sound anstecken und sorgte schließlich für Slamdance, Stagedives und lautes Mitgegröle der Songs. Tatsächlich war das Ganze besser als das, was aktuell SUICIDAL TENDENCIES mit einem immer träger werdenden Mike Muir live veranstalten. Für mich war der Auftritt von LUICIDAL bis dato definitiv einer der besten des Jahres. Wäre schön, die Jungs im nächsten Jahr noch einmal, und wenn möglich in einem kleinen Club zu sehen. (Marcus)

Sniffing Glue

Ich kannte SNIFFING GLUE, die den frühen Hardcore-Punk der Achtziger Jahre als ihre Inspiration angeben, bisher nur aus der Konserve. Live war mir das seit 2006 existierende Quartett vom Niederrhein noch nie untergekommen. Dass das Sniffing Glueein Versäumnis ist, wurde schon mit den ersten Takten ihrer Show klar. Was zum Teufel ging denn da ab? Wild umher springende, auf die Bassdrum steigende und sich in die Höhe katapultierende Menschen, allen voran der volltätowierte Sänger Marcel sowie Bassist Andi, letzterer den Scherenschlag perfekt beherrschend. Daneben gehörten noch Julian (Gitarre) und Fanta (Schlagzeug) zum Lineup dieser außergewöhnlichen Band.

Sniffing GlueMit dem Songmaterial zwischen der Debüt-Scheibe „We are… Sniffing Glue… Fuck You!“ von 2007 bis zur aktuellsten Veröffentlichung, der EP „Cold Times“ von 2015 (hört mal in das Soundfile unter dem Videoclip rein) war es kein Wunder, dass der Funke zum Publikum binnen Sekunden übersprang und sich vor der Bühne ein aggressiver Pit bildete, in den auch der Mann am Mikro im Verlauf des Auftritts gern mal Sniffing Glueabtauchte. Einen solch hervorragenden Frontmann habe ich zuletzt im Juli des Vorjahres im Kellerclub an gleicher Stelle gesehen, und das war kein Geringerer als Hardcore-Legende Mr. Chi Pig von SNFU. Und, das mag eine Koinzidenz sein oder auch nicht, alle Buchstaben aus letzterer Band kommen auch in SNiFfing GlUe vor…

Das Quartett ließ, so sehe ich das zumindest, mit ihrer energiegeladenen Show die musikalisch auf ähnlichen Pfaden wandelnden LUICIDAL zuvor ganz schön alt aussehen. Die Begeisterung trieb ein juveniles Pärchen sogar dazu, auf die Bühne zu klettern und vor über tausend Menschen obenrum komplett blankzuziehen. Das haben wir auch im Bild festgehalten, aber wir tun wohl niemandem einen Gefallen damit, das hier zu zeigen.

Sniffing GlueIch würde mich freuen, mal einem Auftritt dieser Truppe im Keller der Au beizuwohnen. Denn wie schreibt die Combo auf ihrer Website: “Just come along to one of our shows and get your ass kicked by punk.” Und da ist was dran: Wenn Du Dir mal richtig den Hintern versohlen lassen willst, dann lass Dich im Pit eines SNIFFING GLUE- Gigs sehen. Für mich mit Abstand die beste Band des Festivals. (Stefan)


The Baboon Show

Nach Krachern wie SNIFFING GLUE und LUICIDAL konnte eigentlich nichts mehr kommen, was noch einen hätte drauf setzen können. Die Entscheidung, zum Abschluss eine Band auf die Bühne zu schicken, die mit ihrem Party-Punk The Baboon Showdas diesjährige Au-Fest stimmungsvoll ausklingen ließ, entpuppte sich daher als goldrichtig. THE BABOON SHOW, 2003 in Stockholm gegründet, sind so etwas wie die poppige Variante von TURBONEGRO mit Frontfrau. Geboten wurden eingängige Hardrock- und Party-Punk-Songs, die schnell ins Ohr gingen, bei mir allerdings genauso schnell wieder vergessen waren.

Zum Abschluss des Abends war dies genau das Richtige, die Musik nervte nicht weiter und hier und da lieferten eigene Songs wie beispielsweise „Queen of the Dagger“ ob des herrlich rauen Gesangs oder Cover-Tracks wie ACCEPTs „I’m a Rebel“ sogar den einen oder anderen Überraschungsmoment. Mir war das The Baboon ShowGanze musikalisch zu seicht, aber die Besucher, die mit den harten Klängen der beiden vorherigen Acts nicht so viel anfangen konnten, kamen nun auf ihre Kosten. THE BABOON SHOW mühten sich auf jeden Fall redlich, dem Publikum eine gute Show zu liefern. Frontfrau Cecilia tobte wie ein Wirbelwind über die Bühne und lief sogar über die ausgestreckten Hände des Publikums wie einst Jesus übers Wasser – dem Treiben auf der Bühne zuzuschauen, machte durchaus Spaß.

The Baboon ShowUnterm Strich war’s ein Sommerfest, bei dem es diesmal viel zu loben gab, außer vielleicht, dass noch während des letzten Acts der Apfelwein zur Neige ging und viele Nicht-Bier-Trinker dazu veranlasste, schon früh den Heimweg anzutreten. Bandtechnisch war fast alles okay und die Musik der kreischenden Mädels von BIESTIG konnte man sich an der Theke schöntrinken. Wir freuen uns auf jeden Fall jetzt schon auf das Fest zum 33. Besetzungs-Jahrestag und hoffen auf ein ähnlich gutes Lineup. (Marcus)


Links: http://luicidal.com/, https://www.facebook.com/LuicidalOffical, http://www.sniffingglue.de/, https://www.facebook.com/sniffinggluepunk, https://myspace.com/sniffinggluepunk, http://www.lastfm.de/music/Sniffing+Glue, http://www.thebaboonshow.de/, https://www.facebook.com/thebaboonshow, http://www.lastfm.de/music/The+Baboon+Show

Wie das Au-Sommerfest 2015 mit den Bands SIN LOGICA und BIESTIG begonnen hat, erfährst Du hier.

Fotos (22) & Clips: Kai / Fotos (5): Frank / Fotos (4): Marcus

Alle Bilder:

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1 Comment

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One Response to LUICIDAL, SNIFFING GLUE, THE BABOON SHOW

  1. Oli

    jo, Sniffing Glue blasen live so dermaßen, dass ich meistens nur debil grinsend übers Gelände wandle. Die waren übrigens 2009 schon im Au-Keller….