SHAKE!, KRU$H, SAUNA YOUTH

Au-Sommerfest, Frankfurt, 4.06.2016

Shake!Eitel Sonnenschein über Frankfurt-Rödelheim. Und das in Tagen, in denen anderswo in Deutschland kickende Kids von Blitzschlägen getroffen wurden, sich vormals kleine Bäche sturzflutengleich durch Ortschaften wälzten und eine Spur der Verwüstung hinterließen. Der Himmel meinte es mal wieder gut mit der Au und ihrem Sommerfest, das 2016 zur Feier des inzwischen schon 33 Jahre zurückliegenden Besetzungstages ausgerichtet wurde. Ein Regenguss am Nachmittag kurz vor dem Start, und das war’s mit dem kühlenden Nass von oben.

Außerdem wartete die Jubisause mit einer Neuerung auf: Nicht wie sonst fünf, sondern gleich sechs Bands durften die Gratulanten auf dem Open-Air-Gelände mit der unvergleichlichen Au-Atmosphäre bespaßen. Und das waren in der Au-Sommerfest 20162016er-Ausgabe des Festes unter anderem die Spanier SHAKE! (oben) mit ihrem „Soul’n’Roll“, die Niederländer KRU$H mit Crustcore (oder war das Grind? Auflösung folgt) sowie die Briten SAUNA YOUTH, die Post-Punk feilboten. Über alle eben genannten Combos berichten wir in diesem Post, die Auftritte der weiteren drei – NIGHT FEVER, BERRI TXARRAK und NEWTOWN NEUROTICS – werden wir in Teil 2 Revue passieren lassen (klicke hier).

Shake!Bei Band eins des Festivals, der „Soul’n’Roll“- Kapelle SHAKE! aus dem schönen Barcelona, blieb mein Blick sofort auf der Sängerin haften. „Moment mal, die kenne ich doch“, dachte ich, und – natürlich – es war Martillo, die auch dem Punkrock-Act THE CAPACES vorsteht, über deren Gig im Keller der Au wir in diesem Blog hier auch schon berichtet haben. Während bei besagter Combo gerne mal die Fetzen fliegen, gebärdet sich die Shake!Frontfrau in dem sechsköpfigen Ensemble etwas kultivierter, ohne allerdings ihre charismatische Bühnenpräsenz vermissen zu lassen. Und außerdem, das sollte hier mal extra betont werden, kommt ihre Stimme in der Soul-Formation wesentlich besser zur Geltung. Begleitet von einer kleinen Bläsersektion, bestehend aus Saxophon und Trompete, haute SHAKE! etwa 15 gut tanzbare Nummern raus, neben den Shake!Eigenkompositionen auch das ein oder andere Cover wie zum Beispiel James Browns „I Got You (I Feel Good)“.

Dass die Truppe besonders partyfreudig ist, bewies sie auch nach ihrem Auftritt. Bei den Shows der folgenden Bands stand die gesamte Gruppe in den vorderen Reihen des Zuschauerraums und hatte richtig Spaß. Ja, die Au-Feierei kann nicht nur die zahlenden Gäste beglücken, sondern auch die Musiker selbst, sofern sie sich denn darauf einlassen. Sympathisch, dass die Spanier das Fest auch zu ihrem machten und als steter Hort der guten Laune im Publikum verweilten. Gute Laune verströmte auch der Gig des Sextetts und man konnte bedauern, dass die Band so früh spielte, weil sie deshalb einige verpassten. Aber eine muss nun mal das Festival eröffnen…

Die Niederländer KRU$H betraten als zweite Band die Bühne und machten bereits mit dem Opener deutlich, was die Zuschauer in der nächsten halben Stunde erwarten würde: Ein D-Zug mit defekten Bremsen, der mit einer Krushhochexplosiven Mischung aus Crust- und Grindcore betrieben wurde. Für viele Besucher, das entnahm ich zumindest manch verstört dreinblickenden Gesichtern, dürfte es die erste Begegnung mit derart extremer Musik gewesen sein, die in der Regel in kleinen, schimmligen Kellern und vor nicht mehr als 50 Leuten zelebriert wird. Dass man einem Act der Szene die Möglichkeit bot, sich mal vor einer Krushgrößerem Publikum zu präsentieren, war mutig und beweist, welche musikalische Bandbreite das Au-Fest bereit hält. Während das Gros der Gäste damit beschäftigt war, sich was auch immer in die Ohren zu stopfen, um die Krawall-Attacke unbeschadet zu überstehen, hatten doch einige Grindcore-Fans sichtlich Spaß vor dem Podest.

KrushKRU$H gibt es seit exakt 20 Jahren, in denen einige EPs und Compilations erschienen sind, jedoch lediglich erst ein reguläres Album, das sich – getreu der anti- kapitalistischen Ausrichtung der Band – auf der offiziellen Website kostenlos downloaden lässt. Musikalisch bot die Band klassischen, aggressiven D-Beat Crustcore im Stile von Acts wie EXTREME NOISE TERROR oder DISRUPT, bei dem gleich zwei Sänger – ein grunzender und ein röhrender – die Menge anbrüllten. Mir hat‘s gefallen und wach war ich jetzt auch…

Nach dem infernalischen Getöse, dass KRUSH zuvor entfacht hatten, kamen nun SAUNA YOUTH auf die Bühne. Wie sofort zu bemerken, waren die Fans des aus Brighton stammenden, inzwischen aber in London ansässigen Quartetts vor Sauna Youthallem unter den jüngeren Besuchern des Sommerfestes zu suchen. Angekündigt als Post-Punk, könnte die Musik der Briten auch der Schnittmenge zwischen alternativem Rock und elektronischem Pop entstammen. War letztlich aber egal, denn vor dem Podest wurde eifrig im Rhythmus des zuweilen doch recht monotonen Sounds (nicht ganz zufällig firmieren die Mitglieder auch unter dem Namen MONOTONY) getanzt. Songs wie „Transmitters“ und „Modern Living“ gingen in der Tat ganz gut in die Beine, auch wenn ich das Ganze auf Konzertlänge als recht anstrengend empfand, da meinen tradierten (Punkrock-)Hörgewohnheiten völlig entgegenlaufend.

Sauna YouthWährend sich die drei Herren der „band of young future humans“ (Bandinfo) an Gitarre, Bass und Schlagzeug gut ins Zeug legten, präsentierte sich die Sängerin für meinen Geschmack arg teilnahmslos, blickte häufig vor sich auf den Boden oder starrte in die Ferne, statt mal das Publikum eines längeren Blickes zu würdigen. Und auch wenn das eine Masche sein sollte, zur Schau gestellte Coolness gar, ich mag sowas nicht. Sauna YouthKann man natürlich trotzdem mit leben. Was aber wirklich nervte: Verzerrungen und Rückkopplungen en masse statt Pausen zwischen den Songs, was zum einen die Ohren unnötigerweise malträtierte und zum anderen nicht erlaubte, wenigstens mal für ein paar Sekunden durchzuschnaufen oder seinem Nebenmann etwas zuzuraunen.

Erst vor ein paar Tagen, am 27. Mai 2016, wurde ein 40-minütiges Konzert der Truppe in Kooperation mit dem Kulturkanal Arte für die Sendereihe „… in der Villette Sonique“ aufgezeichnet und ausgestrahlt. Lustig, wann hat man schon mal eine Arte- kompatible Band in der Au aufspielen sehen… Wer mag, schaue sich den Auftritt hier an und bilde sich ein eigenes Urteil. Wer die Kurzfassung bevorzugt, dem empfehle ich unseren Videoclip, in dem sogar die Äpplerdosen tanzen:

Links: https://www.facebook.com/shakesoulmusic/, http://row.home.xs4all.nl/krush/, https://www.facebook.com/thekrushcrustgrind/, http://lostinidea.blogspot.de/, https://www.facebook.com/SaunaYouth/, https://saunayouth.bandcamp.com/, http://www.last.fm/de/music/Sauna+Youth

Text (Shake!, Sauna Youth): Stefan / Text (Krush): Marcus
Fotos (28) & Clips: Kai / Fotos (20): Frank

Alle Bilder:

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Wie wir die weiteren drei Bands beim Au-Sommerfest 2016 erlebt haben, erfährst Du hier.

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