BALZAC

Nachtleben, 9.06.2011

Die japanischen Horror-Punker BALZAC kamen im Juni lediglich für vier Shows nach Deutschland und waren daraufhin in die Batschkapp gebucht worden. „Viel zu groß für die Band, die ja nun doch nicht sooo bekannt ist“ dachte ich, nachdem ich die Ankündigung gesehen hatte. Und so war es dann schließlich auch: Das Konzert wurde ins Nachtleben verlegt und selbst dort fanden sich nur rund 30 Gäste ein. Der Großteil des Publikums bestand aus seeehr jungen Mädels, die sich schon einige Zeit vor Beginn der Show direkt vor der Bühne platzierten, um so nah wie möglich an dem Quartett aus Osaka zu sein (was haben die bloß, was ich nicht habe?).

Keine Spur also diesmal von dem bei den Bands schon berühmt-berüchtigten „Frankfurter Kreis“, dem zwei Meter breiten, leeren Halbkreis zwischen Bühnenrand und Zuhörern, den es in unserer Stadt häufiger zu sehen gibt. In den „hinteren“ Reihen – heute nur drei, vier Meter vom Spektakel entfernt – wo ich das Konzert verfolgte, herrschte dagegen gähnende Leere.

Das inzwischen einzig verbliebene Gründungsmitglied der bereits seit 1992 existierenden Gruppe, Teenie-Schwarm Hirosuke Nishiyama (Gesang), und seine drei Mitstreiter Atsushi Nakagawa (Gitarre), Akio Imai (Bass) und Takayuki Manabe (Schlagzeug) stellten die Songs aus ihrem neuen Album „Judgement Day“ vor, das in ihrer Heimat im vergangenen Jahr und in Deutschland erst vor kurzem veröffentlicht worden war.

Etwa 80 Minuten Horror-Punk- Gewitter in brachialer Spielart und ebensolcher Lautstärke folgte; die Jungs in ihren Skelett-Kostümen ließen sich von dem halbleeren Club nicht demotivieren und lieferten eine professionelle Show ab. Es schien ihnen nicht zuletzt wegen der zahlreichen jugendlichen Verehrerinnen in Totenkopf-Shirts, knappen Lederröcken und zerrissenen Netzstrumpfhosen (wir zeigen keine Bilder, sonst rückt uns noch das Jugendamt auf die Pelle) richtig Spaß zu machen. Und wer will ihnen das verdenken?

Musste sich die Band zu Beginn des Sets noch entschuldigen, dass die Vorgruppe abgesagt hatte und der Bus mit der Merch-Ware irgendwo im dichten Verkehr steckengeblieben war, gab es nach dem Ende des Auftritts eine Entschädigung für alle: Verkauft wurden nach dem Eintreffen des rollenden Warenlagers neben dem üblichen Schnickschnack auch Japan-Importe von CD’s und coloured (Doppel-)LP’s, an die man hierzulande wohl kaum so einfach drankommt, und das alles zu dermaßen günstigen Preisen, dass ich anfangs dachte, ich hätte mich verhört. Dementsprechend umlagert war der Stand dann auch.

Fazit: Für zuhause ist mir die Musik von BALZAC schon eine Spur zu heftig; keine Ahnung, in welcher Stimmung ich sein müsste, um mir sowas reinzupfeifen. Die Show war aber klasse und live würde ich mir die Gruppe jederzeit wieder ansehen. Einen kleinen Eindruck davon kann vielleicht der an diesem Abend von misfits374 aufgenommene Clip geben.

Weitere Infos: Die Website http://www.balzac-europe.com/ ist seltsamerweise ganz in japanisch gehalten (hallo – Europa?), zu empfehlen sind http://www.balzac308.com/web/index.php oder http://www.nippon-rocks.com/bands/balzac/.

Text: Stefan / Fotos: Kai

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