Das Bett, Frankfurt, 3.03.2015
BAND OF FRIENDS? Kenne ich nicht. Unspektakulärer Name, irgendwie. Klingt nach Feierabendmucke und Coverband. Kein Grund zum Diss, aber nicht meine Baustelle. Oder etwa doch? Drei Namen weckten mein Interesse beim Studium des Programms des Frankfurter Clubs „Das Bett“: 1. Rory Gallagher. Der irische Blues- und Hardrock-Gitarrenmeister wird von mir schwer verehrt. Aber er ist tot, seit knapp 20 Jahren. Sehr schade. Aber bevor ich mir irgendwelche Hansels ansehe, die sein Werk nachdudeln, lege ich lieber seine Platten auf, hab‘ ja genug davon. 2. Gerry McAvoy. Der Bassist begleitete Gallagher über Jahre hinweg, bevor er nach dessen Tod mit NINE BELOW ZERO kleinere Brötchen backte und über die Zeit mit diesen Formationen 2005 ein interessantes Buch veröffentlichte. 3. Ted McKenna. Der Schlagzeuger bildete mit Erstgenannten nicht nur drei Jahre lang ein legendäres Hardrock/ Bluesrocktrio, sondern veredelte mit seinem Spiel auch einige der besseren Alben der von mir als Metalhead verehrten MICHAEL SCHENKER GROUP, kurz MSG. Auch bei der ALEX HARVEY BAND war er fünf Jahre lang präsent; er ist außerdem auf Einspielungen von Gary Moore und Ian Gillan zu hören.
2. & 3. gehören zum Trio BAND OF FRIENDS – und wenn zwei Gallagher-Mitspieler seine Musik wieder feiern wollen, dann sei es ihnen vergönnt und ich kann wenigstens vorbeikommen, um mir was signieren zu lassen, dachte ich mir. Ohne große Erwartungen. Allerdings ist klar, dass die beiden Herren nicht mit irgendeiner Flitzpiepe im Schlepptau anrücken dürfen, um ein bisschen retro abzurocken. Rory Gallagher war nicht nur ein Feuerwerk der Gitarrenspielkunst, sondern außerdem ein fähiger, leidenschaftlicher Sänger mit unverkennbarer Klangfarbe. Keiner kann/soll das doubeln, aber ein wenig Eier und Geschick muss da schon in den Ring geworfen werden, um das Vermächtnis zu ehren. So kommt der vierte Name ins Spiel, Marcel Scherpenzeel. Wer? Findet über den mal was im Netz, gar nicht so einfach. Der Niederländer frönt schon länger dem Blues allgemein und Gallagher im Speziellen und scheint seiner eigenen Gallagher-Tributband vorzustehen, die den Initiator der BAND OF FRIENDS, McAvoy, so sehr beeindruckte, dass er das Endsiebziger Gallagher-Trio mit ihm wieder belebte – nicht, wie auf der Bandhomepage zu lesen ist, als Tribut, sondern um dessen Musik zu feiern. Eine etwas spitzfindige Unterscheidung, könnte man meinen. Nachdem man das Trio jedoch fast zwei Stunden schwitzen, toben und, ja wirklich: feiern gesehen hat muss man diese Aussage vorbehaltlos glauben; ich tu es zumindest.
Die Setlist bot einen ganz guten Querschnitt durch Gallaghers Werk mit deutlichem Schwerpunkt auf die kommerziell erfolgreichste Phase zwischen 1978 und 1982 mit Kultnummern wie „Philby“, „Shadow Play“, „Bad Penny“, etc. Vernachlässigt wurden die rootslastigeren Nummern, bei denen Gallagher die Akustische oder gar die Mandoline zupfte: Songs wie „Ride On Red, Ride On“ oder „Out On The Western Plain“ blieben außen vor, leider. Bei einem zweitägigen Auftritt in Athen 2014 wurde das Zeug jedoch gespielt, im Repertoire der Herren ist solch Material also durchaus vorhanden. Pech für die Fans, die Gallagher mehr wegen des Blues lieben als wegen des Hardrocks. Ich war jedoch mehr als zufrieden und die Anwesenden scheinbar auch – ältere Semester ebenso wie einige Jungspunde, die so von Marcel Scherpenzeel beeindruckt waren, dass sie ihn sogar McAvoys Buch signieren ließen. Tss. Kinder… Ich war aber so beeindruckt, dass ich mir den Tonträger der BAND OF FRIENDS ebenfalls besorgte. Trotz DVD-Beilage mit einem Gig wie dem gestrigen war das jedoch keine so prickelnde Idee – die CD mit eigenen Kompositionen klang dann in meinen Ohren doch wieder eher nach Feierabendmucke. Kein Grund zum Diss, aber nicht meine Baustelle. Der Abend war allerdings vom Feinsten und sollte unbedingt mal wiederholt werden.
Links: http://www.bandoffriends.eu/, https://www.facebook.com/bandoffriendsofficial, http://www.lastfm.de/music/Band+of+Friends
Text, Fotos & Clips: Micha
Alle Bilder: