Dreikönigskeller, Frankfurt, 17.01.2014
Stockdustere Nacht. Ein einsamer Highway. Das gleißende Licht zweier Scheinwerfer eines großen, schwarzen Straßenkreuzers erhellt die Fahrbahn und gibt den Blick auf Weidezäune frei, die sich am Rand des asphaltierten Weges befinden. Der Fahrer der schweren Limousine hält zielsicher Kurs auf der Mittellinie und rast scheinbar unaufhaltsam auf den Betrachter zu. Unheil liegt in der Luft… Diese, einem klassischen amerikanischen Film noir nachempfundene Szene ziert das Cover des neuen, lang erwarteten Albums „Trouble Never Travels Alone“ der Frankfurter BARSTOOL KINGS. Der Soundtrack zum „Ärger, der niemals alleine reist“ wurde am gestrigen Abend im Dreikönigskeller erstmals offiziell vorgestellt.
Durch übertriebene Studiotätigkeit war das Quintett bisher nicht aufgefallen, zu Buche stand lediglich die kleine (nur 300 Stück), aber feine 7“-Veröffentlichung „Friday’s Heroes“, und auch die ist schon wieder sieben Jahre her. Nun haben King Fraser (Gesang), King Rohmig (Gitarre), King Kalis (Bass), King Eschek (Piano und Orgel) und King Martin (Schlagzeug) doch noch zum großen Schlag
Rund 100 Freunde, Bekannte und Fans der Band wollten bei der ‚Record-Release-Show’ dabei sein und ließen den DKK schon frühzeitig an seine Belastungsgrenze stoßen. Spätestens nachdem die wie immer adrett gekleideten Herren den Weg auf das Podest angetreten hatten, setzte ein munteres Hin- und Hergeschiebe im Zuschauerraum ein, Durchkommen fast unmöglich. Sogar auf der schmalen Treppe nach oben standen noch ein paar Gäste und reckten ihre Hälse, um vom Geschehen im Club noch ein wenig zu erhaschen.
Zum Opener ihres Auftritts hatten die BARSTOOL KINGS das erste Stück der neuen LP bestimmt, „ Fear And Loathing ’83“. Eine gute Wahl, wie sich zeigte,
denn der Track ist einer ihrer schnellsten und rockigsten und pickte sämtliche Hitchhiker im Publikum gleich zu Beginn zum gemeinsamen Trip zwischen Rock ’n‘ Roll, Country, Blues und Trash auf. Nächster Höhepunkt für mich war das in bester Crooner-Manier vorgetragene „Sour Hour“, bevor mit „Friday’s Heroes“ (der Gig fand ja passenderweise an einem Freitag statt) die A-Seite der oben erwähnten Single und der vielleicht charakteristischste Song der Band auf dem Programm stand, ausgestattet mit ordentlich Hall auf der Gitarre und prägnantem Keyboardspiel.Etwas später folgte das lässig-lahme „When The Music Stopped“. Zu diesem Song haben die BARSTOOL KINGS einen Videoclip ins Netz gestellt, in dem laut deren Facebook-Seite nicht weniger als 64 verblichene Vorbilder der Band auf
schönen alten Schwarz/Weiß- Fotos gezeigt werden. Welche das sind? Nun, der „wahre“ King Elvis Presley darf natürlich nicht fehlen, Johnny Cash auch nicht; daneben ist eine illustre Schar von John Lee Hooker und Ray Charles über Frank Sinatra und John Lennon bis hin zu Joe Strummer und den RAMONES zu sehen. Und den Rest entdeckt Ihr mal bitteschön selbst: hier. Klasse Idee.Des weiteren im Mittelteil der Playlist zu finden war das countryeske Stück „The Town That Dreads The Sundown“, das ich nun, da ich inzwischen auch die am Merchtisch erhältliche Platte in Gänze gehört habe, zu meinem Favoriten erhoben habe. Überhaupt ist auf der Vinyl-Only-Produktion, die (leider) nur sechs Songs umfasst, kein Ausfall zu verzeichnen. Und letztlich ist es ja besser, weniger und dafür stimmige Tracks aufzunehmen, als mit Füllmaterial einen Bruch im Konzept zu riskieren.
Kurz vor der Zugabe des insgesamt 16 Nummern umfassenden Auftritts ertönte das Titellied des neuen Tonträgers, eine schön schrammelige Midtempo-Nummer, gefolgt vom älteren und deutlich schnelleren „Black Suit“. Mir gefällt
die Combo ja immer dann besonders – um noch mal den Zusammenhang zu meinen einleitenden Worten herzustellen – wenn sie auf’s Gaspedal drückt und möglichst lang mit Bleifuß auf mich zurast. Das Konzert endete wenig später folgerichtig mit dem Schlusssong der LP, „Closing Time“, und schloss damit auch den Bogen der Rundreise durch die Welt der BARSTOOL KINGS.Eine Welt, die die schummrige Beleuchtung, das leicht angeranzte Ambiente und die von Rauch geschwängerte Atmosphäre des DKK perfekt repräsentiert. Manch einer der dicht gedrängt stehenden Zuhörer hätte sich sicherlich gewünscht, der Gig hätte in einer größeren Location stattgefunden, doch das wäre nicht dasselbe gewesen. Der kleine Club in Sachsenhausen passt perfekt zur Musik der „Könige der Barhocker“. Einen solchen Titel verliehen zu bekommen, daran haben die Jungs laut Band-Info lange gearbeitet und „Gesundheit, Zeit und Geld“ dafür investiert. Ich kann das nachvollziehen. Denn als ich das Etablissement gegen Ende der After-Show-Party und nach mehr als sieben Stunden Aufenthalt deutlich beschwipst verließ, fühlte ich mich fast selbst wie einer.
Zu guter letzt hoffe ich, dass die BARSTOOL KINGS ihren Bekanntheitsgrad durch das neue Album noch ein gutes Stück erweitern können. Nicht hinderlich wäre sicherlich außerdem, dass die Homepage, die mit dem Hinweis, dass „Rom auch nicht an einem Tag erbaut wurde“, seit vielen Monaten vor sich hin dümpelt, endlich mal ans Laufen kommt. Sollte sich unter Euch Leser/innen der ein oder andere begnadete Internetfrickler befinden, so bietet der Band doch Eure Hilfe an. Die Fangemeinde wird es Euch danken.
Setlist: Fear And Loathing ’83 – Don’t Open That Box – The Albanian – Sour Hour – Friday’s Heroes – Wrong Side of the River – When The Music Stopped – The Town That Dreads The Sundown – While the City Sleeps – The Man Downstairs – That Feeling is Back – Trouble Never Travels Alone – Black Suit // The Man With No Soul – Put Your Whisky Where Your Mouth Is – Closing Time
Links: http://www.barstool-kings.de/, https://de-de.facebook.com/barstoolkings, https://myspace.com/barstoolkings, http://www.lastfm.de/music/Barstool+Kings
Text: Stefan / Fotos & Clip: Kai
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