Dreikönigskeller, Frankfurt, 17.05.2017
Vor gut 20 Jahren haben die DICTATORS die Frage in den Raum gestellt: „Who will save Rock‘n‘Roll?“. Nun, das US-Quartett, das am gestrigen Abend im Frankfurter Dreikönigskeller gastierte, dürfte alle Voraussetzungen mitbringen, um den Job übernehmen zu können. Die BLACK MAMBAS stammen aus dem Städtchen Bell Gardens, einem idyllischen Vorort von Los Angeles. Drei der vier Musiker sind bereits gemeinsam dort zur Schule gegangen, lediglich der Bassist Billie Telephone stammt aus London, wo er mal bei den LOS PEPES die vier Saiten zupfte, bevor er in Kalifornien ein neues Domizil fand. Billie gehört zudem, der Nachname verpflichtet wohl dazu, den TELEPHONE LOVERS aus Long Beach an, die sich dem 70s-Rock verschieben haben und somit musikalisch in eine ganz andere Kerbe schlagen.
Die BLACK MAMBAS zelebrieren eine illustre Mischung aus ursprünglichem 60s-Rock‘n‘Roll der Marke Chuck Berry und dem 70s-Punk im Stile der DEAD BOYS oder der RAMONES. Mit diesem Konzept stehen die Kalifornier zwar nicht allein da, dennoch gibt es nur wenige Bands, die das Genre-Crossover perfekt beherrschen – die DEVIL DOGS und ELECTRIC FRANKENSTEIN seien hier als Referenz genannt. Was das Potential betrifft, haben die BLACK MAMBAS alles an Bord, das nötig ist, um in die Fußstapfen der genannten Acts zu treten: Die Jungs schreiben gute Songs, haben mit Michael Prince einen charismatischen Sänger und mit Dorian Chavez einen Gitarristen, der den Rock‘n‘Roll im Blut hat.
Dass der Name BLACK MAMBAS hierzulande und trotz einer ausgedehnten Europa-Tour im vergangenen Jahr dennoch kein Begriff in der Szene ist, dürfte vor allem daran liegen, dass es derzeit keinerlei Tonträger der Band gibt. Das Debütalbum aus dem Jahr 2013 ist ebenso wie die Single des Quartetts out of print und die neue Scheibe, die eigentlich rechtzeitig zur Tour hätte erscheinen sollen, hat sich verspätet und kommt nun erst im September. Folglich standen die BLACK MAMBAS auch gestern ohne Album am Merchandise-Stand, was schade war, denn ich war beileibe nicht der einzige, der gerne alle Outputs der Kalifornier auf Vinyl erstanden hätte. Immerhin gab‘s eine Promo-CD des kommenden Werks für kleines Geld zu kaufen.
Doch zum Gig: Im Kellerclub hatten sich etwa 30 bis 40 Besucher eingefunden, die zunächst etwas warm werden mussten mit den BLACK MAMBAS. Der Funke sprang nicht sofort über, aber je länger die Show andauerte, desto mehr kam der Rock‘n‘Roll-Zug in Fahrt. Vor allem Shouter Michael Prince war immer mehr in seinem Element und wirkte ab der Hälfte des Auftritts fast wie in Trance als er Songs wie „Teenage Letter“ und „Baby I‘ll Give It To You“ zelebrierte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die elektrifizierende Stimmung auf der Bühne längst auf das Publikum übertragen und eine ausgelassene Party war im Gange. Ich hätte den Amerikanern gerne noch länger zugeschaut, doch aufgrund der erst zwei Alben ist das Songmaterial natürlich begrenzt. So war nach einer Stunde Schicht im Schacht.
Gesehen habe ich eine junge Band mit großem Potential, die, wenn sie in dieser Konstellation zusammenbleibt, sicherlich noch großes schaffen kann. Luft nach oben ist definitiv vorhanden, aber auch das gestrige Konzert hatte es bereits in sich. In jedem Falle sollte man die BLACK MAMBAS im Auge behalten!
Links: https://de-de.facebook.com/blckmambas/, https://blackmambas.bandcamp.com/, https://www.last.fm/de/music/Black+Mambas/Black+Mambas
Text: Marcus / Fotos (9) & Clip: Kai
Fotos (9): Eric, https://www.flickr.com/photos/vanreem
Alle Bilder: