Elfer Music Club, Frankfurt, 13.09.2013
BLACK TUSK hatten im vergangenen Jahr gemeinsam mit RED FANG in der Räucherkammer des Wiesbadener Schlachthofs gespielt. Ein Konzert, das mir noch in lebhafter Erinnerung ist, da ich den kleinen Raum noch nie derart voll erlebt habe – definitiv kein Abend für Menschen, die unter Klaustrophobie leiden. Insofern war ich gestern auf das Schlimmste vorbereitet, zum einen, weil der neue Elfer in etwa gleich groß wie der Club in der Landeshauptstadt ist, zum anderen, weil der Gig an einem Freitag stattfand. Doch alle meine Befürchtungen waren unbegründet, denn in der Klappergasse hatten sich gerade mal 30 Besucher eingefunden, die die insgesamt drei Bands sehen wollten. Nick Knatterton würde daraus folgern, dass das Gros der Besucher in Wiesbaden wohl wegen RED FANG gekommen war und er hätte recht.
Die Show im Elfer stellte den Auftakt der 30-tägigen Europa-Tour von BLACK TUSK und FIGHT AMP (Fotos links und unten) dar, die an diesem Abend durch eine Combo aus Gießen supportet wurden. CREATE.USE.SHATTER, so der Name der Mittelhessen, hatte ich allerdings bewusst verpasst, denn „progressiven Hardcore mit Ohrwurm-Garantie“ (laut Facebook- Seite der Gruppe) wollte ich lieber nicht miterleben.
Ich traf daher gegen neun Uhr ein, als die aus Philadelphia stammenden FIGHT AMP (eigentlich FIGHT AMPUTATION) gerade die Bühne betraten. Das seit 2004 existierende Trio bot eine illustre Mischung aus Noise-Rock, Hardcore
und Sludge, die mich an einige Bands des kultigen Amphetamine Reptile Labels erinnerte, das Ende der Achtziger seine Hochphase erlebte. Wem Namen wie COWS, HALO OF FLIES, TAD und HELMET noch etwas sagen, hat in etwa eine Vorstellung, in welche Richtung es ging. Die Songs der Amerikaner boten sich recht abwechslungsreich dar, mal rau, brachial und kurz, mal sphärisch, düster und lang. Alles in allem war das ganz unterhaltsam, auch wenn es mich nicht dazu verleitete, einen Tonträger der Jungs zu erwerben. Dafür ging es dann doch etwas weniger eindrucksvoll als bei den genannten Bands zu. Dennoch ein solider Opener, den man im Auge behalten sollte.Da auch BLACK TUSK zu dritt agieren, war die Umbaupause entsprechend kurz, außerdem musste der Zeitplan eingehalten werden, denn im Anschluss an den Gig
sollte die „Heavy Lounge“- Party im Club stattfinden. Los ging’s mit „A Cold Embrace“, dem instrumentalen Opener der aktuellen EP „Tend No Wounds“, der einmal mehr deutlich die Stärken der Band aufzeigte: Harte, sägende Gitarren, manische Rhythmen und ein wuchtiges Schlagzeugspiel, das gelegentlich überfallartig explodierte.Schön war, dass wie bereits bei FIGHT AMP das Schlagzeug zwischen und nicht hinter den beiden Frontleuten platziert war. Nach dem Instrumental folgte das furiose „Bring Me Darkness“ vom letzten Album „Set the Dial“, bevor man sich wieder einem Song der aktuellen EP widmete, die natürlich im Mittelpunkt des Sets stand; die Band spielte fünf der sechs Songs der Scheibe. Darüber hinaus gab es eine gelungene Mischung aus Tracks der drei bisher erschienenen Longplayer und mit „Iron Giants“ sogar einen Beitrag von der 2012 erschienen Split mit DEAD YET?.
Passend zum brachialen musikalischen Treiben fegten die Frontleute Andrew und Jonathan (rechts) wie Wirbelwinde über die Bühne – Taz, der tasmanische Teufel aus der Looney Tunes-Reihe, ließ grüßen. Im Publikum kam mir das Konzert vor, als würde man mir immer und immer wieder einen Sack voller Backsteine in die Fresse hauen, es gab kein Entrinnen vor dem packenden Rhythmus, der die Anwesenden wie Zombies vor der Bühne hin und her taumeln ließ. Die Anlage des Elfer bewies dabei aufs Neue, was sie zu leisten vermag: Einigen Besuchern war es trotz Ohrschutz zu laut. Doch ähnlich wie bei einem Gig der
SWANS ist die Lautstärke auch bei BLACK TUSK ein wichtiges Element der Performance. Ich fühlte mich nach der Show auf jeden Fall gut unterhalten und äußerst entspannt. Auch wenn die Scheiben der Jungs aus Georgia bei mir zuhause eher selten laufen, so bin ich doch gerne beim nächsten Gig wieder dabei, weil es einfach eine intensive und unglaublich brutale Live-Erfahrung ist. BLACK TUSK sind zurzeit zweifellos eine der heaviesten Bands des Erdballs.Aufgrund der angekündigten Party im Anschluss mussten die drei Jungs leider zeitig ihre Sachen packen, wobei ein wirklicher Ansturm zu der Disco-Veranstaltung nicht erkennbar war. Als ich den Elfer in Richtung Das Bett verließ (dort fand an diesem Abend die Punkfurt-Nacht statt, Bericht dazu hier), waren nicht einmal mehr ein Dutzend Leute im Club. Bei weniger gut besuchten Konzerten macht es übrigens richtig Spaß im Elfer, da man die Band auf der Bühne von allen Seiten begutachten kann. Bis zum nächsten Mal!
Links: http://www.blacktuskterror.com/, https://myspace.com/blacktusk, http://www.lastfm.de/music/Black+Tusk, http://www.fightamp.com/, http://www.reverbnation.com/fightamp, http://www.lastfm.de/music/Fight+Amp
Text & Fotos: Marcus
Clip: aufgenommen am Konzertabend von VodkaViolator
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