BLITZKRIEG & SARIOLA

Elfer Music Club, Frankfurt, 17.09.2014

BlitzkriegAls ich die Ankündigung des BLITZKRIEG-Gigs auf der Website des Frankfurter Elfers las, war ich zunächst erstaunt, dass sich die 1979 gegründete englische Streetpunk-Band noch einmal zu einer Tour aufraffen würde. Doch es handelte sich, wie Kollege Micha mir mitteilte, gar nicht um die Punk-Combo, sondern um die gleichnamige Metal-Band, die im Club in der Klappergasse gastieren sollte. Auf der Website waren lediglich aus Versehen Bandfoto, Bio und Link der Punks eingepflegt worden. Ehrlich gesagt wäre ich zu beiden Events gegangen, letztendlich stand aber am gestrigen Abend die metallische Formation auf der Bühne.

Doch so oder so war klar, dass die Show nicht allzu viele Besucher in die Location locken würde. Insgesamt waren es ungefähr 35, wobei sich darunter noch die Musiker der beiden Vorgruppen tummelten. Den ersten Opener LUCID DREAMS, eine Psychedelic-Rock-Gruppe aus Norwegen, hatte ich bei Ankunft bereits verpasst. Aber ich Sariolakam rechtzeitig, um den Auftritt der Duisburger SARIOLA zu sehen. Und der war ziemlich ungewöhnlich. Auf der Bühne waren zwei Gitarristen, ein Drummer und eine Sängerin zu sehen, die allesamt in Kostüme gehüllt waren, die an Holiday on Ice, einen tschechischen Märchenfilm aus den Siebzigern oder die neueste Mode- Kollektion von Harald Glööckler erinnerten.

SariolaIn einer aufwändigen Kulisse, in Nebel gehüllt und im Rahmen eines Packages mit Bands wie IRON THOR oder TULSADOOM (Reviews hier) hätte das Ganze sicherlich gepasst, vor BLITZKRIEG, die eher den klassischen Heavy Metal repräsentieren, wirkte der Auftritt doch etwas skurril. Aus welchem Grund Basser und Keyboarderin nicht mit von der Partie waren, wurde nicht erläutert, auf jeden SariolaFall hatte man sich beholfen, in dem die Keyboards vom Band eingespielt wurden. Musikalisch boten SARIOLA eine Mischung aus NIGHTWISH in softeren und DIMMU BORGIR in härteren Momenten, die stets vom markanten Sprechgesang von Loreley von Rhein – die nennt sich wirklich so – geprägt wurde, der sich gelegentlich mit hohen, opernartigen Gesängen abwechselte.

SariolaDas war das so gar nicht meins, aber es war wie bei einem Autounfall: Man konnte die Augen einfach nicht vom Geschehen abwenden. Aber ich will nicht zu kritisch sein, denn zum einen hege ich ein besonderes Faible für Gimmick-Combos, zum anderen haben SARIOLA viel Aufwand betrieben, um ein derartiges Konzept auf die Bühne zu bringen. Dem gebührt Respekt. Wer sich ein genaueres Bild vom „Extreme Dark Metal“ der Band machen möchte, der sollte ins offizielle Video zum Song „From the dismal Sariola“ bei YouTube reinschauen – es lohnt sich. Am Debüt-Album wird gerade gewerkelt.

Weiter ging’s nach kurzer Umbaupause mit dem Headliner des Abends. Der englische Metal-Bomber BLITZKRIEG steht bereits seit 1980 für klassischen Heavy Metal und ist gemeinsam mit Acts wie ANGEL WITCH, SATAN und BlitzkriegSAMSON Teil der so genannten New Wave of British Heavy Metal, kurz NWOBHM genannt. Geadelt wurden die Engländer bereits wenige Jahre nach dem Erscheinen ihrer ersten Single „Buried Alive/Blitzkrieg“ (1981) dadurch, dass niemand Geringeres als METALLICA die Single-B-Seite „Blitzkrieg“ coverte und auf ihrer „Creeping Death“-EP im Jahr 1984 veröffentlichte.

BlitzkriegZu dieser Zeit waren BLITZKRIEG allerdings schon wieder Geschichte, denn Sänger Brian Ross hatte zunächst mit BLITZKRIEG-Gitarrist Mick Moore die Formation AVENGER ins Leben gerufen und war dann bei SATAN eingestiegen, mit denen er gerade deren erstes Album „Court in the Act“ aufgenommen hatte. Vielleicht durch das METALLICA-Cover beflügelt, reformierte Ross seine ursprüngliche Gruppe wieder und veröffentlichte 1985 das Debüt „A Time of Changes“, das bis heute zu den besten und wichtigsten Alben der NWOBHM gehört. Dennoch gelang BLITZKRIEG nie der große Durchbruch, die Jungs blieben Underground, lösten sich weitere Male auf und reformierten sich wieder. Die Musik blieb stets ein Hobby.

BlitzkriegInzwischen erlebt der klassische Metal ein Revival, in Zuge dessen Ross sowohl mit BLITZKRIEG als auch mit SATAN wieder auf der Bühne steht. Während bei letzterer Formation noch immer exakt das 1983er-Lineup existiert, ist Ross bei BLITZKRIEG das einzig verbliebene Ur-Mitglied. Die Setlist des Abends sah ursprünglich 18 Songs vor, allerdings wurden vor dem Gig fünf Tracks gestrichen, vielleicht weil Ross stark erkältet war, vielleicht aber auch, weil die Bands zu spät begonnen hatten und im Elfer nun mal unter der Woche zu bestimmter Stunde Ruhe einkehren muss.

BlitzkriegLos ging’s mit „Armageddon“ vom bereits erwähnten Debüt-Werk, von dem immerhin noch drei weitere Songs auf der Liste standen. Doch die Jungs verließen sich nicht nur auf ihre Klassiker, sondern gaben auch Stücke ihrer anderen sieben Alben wieder, darunter auch drei Lieder ihrer aktuellen Scheibe „Back From Hell“ (2013). Das Ganze wurde äußerst routiniert dargebracht, weckte musikalisch Erinnerungen an frühe IRON MAIDEN und machte unterm Strich großen Spaß. Man hat schließlich nicht oft die Gelegenheit, eine bedeutende Metal-Band in einem kleinen Club zu erleben – Dank an dieser Stelle an den Elfer fürs Buchen der Combo. Nun wäre es nett, wenn Ross auch mit SATAN noch einmal Station im Frankfurt macht.

Links: http://www.sariola.de/, http://www.reverbnation.com/sariola, http://www.lastfm.de/music/SARIOLA, http://www.blitzed-alive.com/, http://www.reverbnation.com/blitzkrieguk, http://www.lastfm.de/music/Blitzkrieg

Text & Fotos (7): Marcus / Fotos (15) & Clips: Micha

Alle Bilder:

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