Elfer Music Club, 30.04.2012
Was zeichnet authentische Untote aus? Mördermäßiges Makeup, zerschlissene Klamotten und die Tatsache, dass sie erst zu später Stunde so richtig auf Drehzahl kommen. All das bringen die BLOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE mit. Sie stammen zwar nicht aus dem Weltall, sondern aus unserem beschaulichen Nachbarland Österreich, sind aber überdies noch äußerst musikalisch. Anlässlich einer kleinen Jubiläumstour zum 10-jährigen Bandbestehen suchten sie auch den Frankfurter Elfer heim und die Zahl der Gratulanten war groß. Der Keller war zu gut drei Vierteln gefüllt und viele der Besucher willig, mit dem Hybrid aus Psychobilly und Horrorpunk in den Mai zu tanzen.
Etwa eine Stunde vor Mitternacht betraten die Blutsauger mit Skelett-Shirts und weiß geschminkten Gesichtern die Bühne. Den Frontmann und Schlagzeuger Dead „Richy“ Gein zierte außerdem eine (kunst)blutverschmierte Wange;
er erinnerte damit an den DEMENTED ARE GO-Sänger Sparky, der uns ja auch erst kürzlich im „Bett“ erfreute (siehe Bericht). Gitarrist Mr. Jim Evilize versuchte anfangs, sein anämisch aussehendes Konterfei hinter einem schwarzen Banditenhalstuch mit aufgemaltem Totenkopf zu verbergen, Keyboarder Reverend Bloodbath trug zudem einen schwarzen Lederschlapphut. Komplettiert wurde das Lineup durch Dr. „He-Mann“ Schreck am Kontrabass.Während des folgenden Gigs präsentierten die BZFOS – passend zum Jubiläum – einen großartigen Querschnitt aus allen Phasen ihres bisherigen Schaffens. Die Show begann mit „Cannibal Holocaust“ vom 2008er-Album „Monster Mutant Boogie“, aus dem später noch „Blood on Satans Claw“ und der Titelsong (siehe unser Clip weiter unten) gespielt wurden. Außerdem „Legendary Jack“ über den Serienkiller Jack Unterweger (erhängte sich 1994), der von der Band als einer derjenigen Österreicher vorgestellt wurde, den man außer Falco und Sissi noch kennen müsse. Interessante Sichtweise…
Vom Debütalbum „See you at Disneyland“ von 2004 fanden die „Moonlight Sonata“, „King of the Cannibals“, „Abra Cadaver“ und „Horrormovie Fan“ in die Setlist, die Scheibe „Killer Klowns from Outer Space“ (2009) war mit „Teenage Universal Creature“ und „Poison“ vertreten. Von der 2010er-Veröffentlichung „Return of…“ schafften es „I Wanna Hear You Scream“, „Mondo Video“, „Plainfield Love“ und „Dr. Freudstein“ ins Programm. Das Konzeptalbum „A Night at Grand Guignol“ (2005) war mit „Reign of Devils“ (leider) etwas unterrepräsentiert, aber die Band kann ja schließlich nicht alles spielen.
Die Fans wussten die Songauswahl zu würdigen und so gab es gleich von Beginn an einen Pulk von Tänzer/innen, die sich richtig austobten. Das ging sogar so weit, dass der ein oder andere unfreiwillig Richtung Bühne geschleudert wurde, von wo aus Dead Gein die Betreffenden umgehend wieder zurück auf die Tanzfläche beförderte (Foto oben).
Am Schluss des Auftritts passierte dann noch ein echtes Malheur: Richy stieg auf sein Schlagzeug und kam beim Herunterspringen unglücklich auf. Zwar ließ er sich nichts anmerken, musste aber später von seinen Bandkollegen gestützt und mit Verdacht auf Knöchelbruch ins Krankenhaus gefahren werden. Vielleicht gibt die Homepage in den nächsten Tagen Aufschluss darüber, was wirklich passiert ist. Wir drücken jedenfalls die Daumen, dass die Verletzung nicht so schlimm ist, freut sich die Truppe doch schon jetzt auf ihren Gig am 12. Mai in Moskau und das Heimspiel in der Wiener Arena eine Woche später. Im Herbst steht dann noch einmal ein knappes Dutzend Shows in Deutschland an, die meisten davon mit den Horrorpunkern THE OTHER und BLITZKID.
Mit diesen beiden Bands hatte ich BZFOS 2006 im Nachtleben bei der „Hell Nights Tour“ erstmals gesehen, als sie einen unglaublich intensiven Konzertabend (Headliner war damals REZUREX) eröffneten. Schon damals hatte mir das Quartett gut gefallen, doch der Auftritt gestern war noch besser – aus zwei Gründen: Zum einen steht Richy nun hinter den Trommeln (früher saß er), was der Show einen lebendigeren Charakter verleiht; zum anderen hat die Combo dank zahlreicher Veröffentlichungen nun noch mehr gutes Songmaterial.
Das beste davon soll am 19. Mai auf der neuen Scheibe „A Decade of Decay – The Gravest Hits of BZFOS“ auf dem bandeigenen Label Schlitzer-Pepi Records erscheinen. Ein Blick auf die vorab veröffentlichte Songauswahl für das Album verrät, dass von dessen 16 Stücken im Elfer zwölf gespielt wurden. Wir haben also im wahrsten Sinne ein „Best of“-Konzert gesehen.
Alle Infos zu den Blutsaugern gibt es auf deren offizieller Website http://www.zombies.at/, darunter eine Liste aller vergangenen Shows von 2002 bis heute und ein amüsantes Tagebuch zur „No Rest for the Living Dead-Tour 2011“. Auf http://www.myspace.com/bloodsuckingzombiesfromouterspace und http://www.reverbnation.com/bloodsuckingzombiesfromouterspace könnt ihr dem Zombiesound lauschen.
Text & Fotos (2): Stefan / Fotos (15) & Clip: Kai
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