BORNHEIM BOMBS

Backstage-Straßenfest, 8.09.2012

Hier folgt der zweite Teil unserer Berichterstattung zum Backstage-Straßenfest. Als Headliner des Live- Programms spielte – wie könnte es anders sein – die Haus- und Hofband des New Backstage, BORNHEIM BOMBS. Diese Truppe für Einheimische und „Eingeplackte“ (so bezeichnet der gemeine Frankfurter die Zugezogenen) vorzustellen, dürfte mehr als müßig sein, kommt man doch kaum umhin, sie in der hiesigen Club- und Konzertszene nicht zu sehen. Sie spielen gern und häufig und kennen in den einschlägigen Venues im Großraum Rhein/Main, vom kleinen JUZ bis hin zur großen Halle, wohl jede Wanze beim Namen.

Für alle Auswärtigen sei kurz erwähnt, dass die Band aus der Asche diverser, mehr oder weniger bekannten hiesigen Bands entstanden ist und die Mitglieder Jochen Biebl (Gesang), Jason Fretz (Gitarre), Ramon Bayer (Bass), Sören Corell (Gitarre) und Gero Hartmann (Schlagzeug) deshalb den Stempel der „bunten Hunde“ tragen. Insgesamt haben sie wohl weit über hundert Jahre Bühnenerfahrung auf dem Buckel, und das hört man ihnen an. Wer ihre Show bisher nicht gesehen hat (sowas soll es ja vereinzelt noch geben) wird heftig schmunzeln ob der skurrilen Einfälle des Quintetts, die während ihrer Auftritte für Kurzweil sorgen.

Kritiker werfen der Band ja gern ihre mitunter wenig subtilen Texte vor. Ich meine: Klar zählen die Lyrics von Stücken wie „4 Bier Schönheit“, „Früher“ oder „Trümmerfrau“ nicht gerade zum Weltkulturerbe, aber nicht jede Punk(rock)band muss auch einen politischen Anstrich haben (oder sich pro forma einen verpassen). Die BORNHEIM BOMBS sind eben eine Gute Laune-Kapelle mit Spaßauftrag, auf die man sich einlassen muss. Mir gelingt das ganz gut. Die musikalischen Fähigkeiten der BB sind eh über jeden Zweifel erhaben und die originellen Einsprengsel (wenn man sie nicht schon auswendig kennt) funktionieren beim Publikum immer wieder trefflich – so auch gestern.

Der Gig startete zu „Holy Biebl“ mit der obligatorischen „Segnung“ des Publikums durch den Sänger, der in einer Mönchskutte die Bühne betrat. Dieses Ritual wird traditionell durch das Eintauchen einer Klobürste in einen mit Äppelwoi gefüllten Bembel und das großflächige Verspritzen des edlen Gesöffs vorgenommen (siehe unser unscharfes Foto in der Galerie, es galt die Gerätschaften schnell vor dem klebrigen Nass in Sicherheit zu bringen). Angeblich wird ja immer eine frische Bürste verwendet, was wir nur zu gerne glauben wollen.

Weitere Highlights des Sets waren u. a. der Song „Alle parieren“, zu dem sich Biebl eine Militäruniform überzog oder die Hymne „Fussball, Schnitzel, Rock’n’Roll“, die die Band eigens für ihre favorisierte Kneipe verfasst hat. Für den gesanglichen Part wurde als Support noch die Betreiberin des Backstage und Organisatorin des Festes, Silke, auf die Bühne geholt. Diese wird den meisten Musikfreunden als Sängerin der Frankfurter COPY CATS bekannt sein (wir berichteten in diesem Blog über einen Gig 2009 im Vorprogramm von DEMENTED ARE GO).

Immer wieder gern gehört wird auch der Song „Pariser“ über den ehemaligen hessischen Landtagsabgeordneten und Frankfurter Oberbürgermeister-Kandidaten Michael Paris. Im Verlauf des Stückes wird stets ein lebensgroßer Pappaufsteller des SPD-Mannes angeschleppt, dessen Gesicht später weggeklappt wird – und heraus schaut (dreimal dürft ihr raten) Frontmann Biebl mit schelmischem Lächeln. Unvergessen ist die Szene, als die BB 2011 beim Museumsuferfest auftraten und just bei diesem Lied das Wahlkampfboot des Politikers auf dem Main unter dem Gejohle des Publikums das Gelände der Feinstaub-Bühne passierte – besser als der Zufall hätte das niemand inszenieren können.

Für weitere nette Szenen sorgten gegen Ende des Sets einige Kids, die sich – edel ausgestattet mit Plastik-Gitarren – auf der Bühne für ein paar Minuten als große Rockstars fühlen durften. Ursprünglich hatten wir ja hier die Gesichter der Kinder aus rechtlichen Gründen unkenntlich gemacht, aber nachdem wir zwischenzeitlich die Freigabe aller Eltern erhielten, können wir die drei Bilder nun ohne störende „Balken“ zeigen.

Wenig überraschend war das Ende des Gigs: Mit „Bornheim“, einem Cover des SEX PISTOLS-Songs „Anarchy in the UK“, huldigten die Jungs noch einmal „ihrem“

Stadtteil. Der Song bildete den Abschluss des Live-Programms und – selten zu erleben – der vorgegebene Zeitplan wurde sogar ein wenig unterschritten. Noch vor 22 Uhr waren die Anwohner der Rotlintstraße zumindest des Sounds aus den Boxen ledig , das Krakehlen der bierseligen Gäste dürfte allerdings bis spät in die Nacht angehalten haben. Mit diversen DJ’s  lief das Programm im Innern der Kneipe durchgehend weiter bis zum Mittag des folgendes Tages.

Schade, dass es Jubiläen nur so selten gibt. Das liegt in der Natur der Sache. Ich denke, dass wohl die allermeisten der Besucher einer jährlichen Wiederholung eines solchen Events nichts entgegenzusetzen hätten. Mehrere hundert Konzertgänger und Freunde des „New Backstage“ kamen und die Begeisterung war groß – da durfte schon mal das ein oder andere Bengalo abgefackelt werden. Auf ein neues zum Zehnjährigen 2017 – oder vielleicht doch schon kommendes Jahr? Wir werden sehen.

Unter http://www.bornheimbombs.de/ ist die Homepage der BB zu erreichen, auf http://www.myspace.com/bornheimbombs gibt’s ein paar Kostproben ihres bisherigen Schaffens. Im Dezember ist die Band mit PETER & THE TEST TUBE BABIES auf Deutschland-Tour, darunter am 23.12. auch in der Batschkapp.

Text: Stefan / Fotos: Kai

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