Elfer Music Club, Frankfurt, 16.07.2014
Kanada ist ein gutes Pflaster für Psychobilly-Acts. Bands wie THE CREEPSHOW, BIG JOHN BATES, die GUTTER DEMONS und natürlich die mächtigen MATADORS stammen allesamt aus dem Land, das Eishockeyspieler auf seinen Banknoten abbildet. Irgendwie cool, ich hätte auch gerne Günter Netzer auf einem Geldschein. Die BRAINS aus Montreal kenne ich bereits seit ihrer ersten Scheibe „No Brain, No Pain“, die 2005 beim deutschen Crazy Love-Label erschien, seither ist nahezu jedes Album zu Rezensionszwecken auf meinem Tisch gelandet, doch so richtig warm wurde ich mit den Jungs noch nie. Geboten wird solider Psychobilly, der eher rockig denn punkig und mehr an die STRAY CATS als an DEMENTED ARE GO erinnert. Die bisherigen sechs Releases waren alle okay, auch soundtechnisch in Ordnung, aber es hat mich eben nicht wirklich gekickt. Zudem mag ich den eher finsteren, sphärischen und hymnenhaften Psychobilly lieber als den rockigen. Warum ich dennoch gestern mit etwa 30 anderen Besuchern im Frankfurter Elfer stand, lag einmal mehr daran, dass ich über dessen Newsletter zwei Tickets ergattern konnte.
Da es keine Vorgruppe gab, ließen sich die Jungs ein wenig Zeit; ich denke, dass es gegen zehn Uhr war, als die BRAINS die Bühne betraten und den Abend mit „Black Jack Death Bet“ vom Debüt-Album eröffneten. Zunächst fiel auf, dass Gitarrist Rene de la Muerte und Stand-Up-Basser Colin the Dead, die beiden festen Mitglieder der BRAINS, recht jung waren, Rene hätte ich auf 30, Colin auf 25 geschätzt, was erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass es die Band bereits seit knapp zehn Jahren gibt. Wenn ich aber recht informiert bin, dann ist Rene ohnehin das einzig verbliebene Mitglied der Ur-Formation. Auch Drummer Henrik aus Dänemark, der vielen als Schlagzeuger von Formationen wie HORRORPOPS oder den NEKROMANTIX bekannt sein dürfte, gehört nicht zur ständigen Besetzung der Kanadier, sondern sprang lediglich für die aktuelle Tour ein. Gespielt wurden gut ein halbes Dutzend Songs der aktuellen Scheibe „The Monster Within“, jeweils vier Songs stammten von den beiden Vorgänger-Scheiben. Mit „Love Song“ gab’s zudem noch ein Cover von THE DAMNED.
Dargeboten wurde das Ganze recht solide, die Jungs waren guter Laune, bekamen den einen oder anderen Schnaps vom Publikum gereicht und erfreuten sich zudem am Apfelwein, dem Frankfurter Nationalgetränk. Und auch das Publikum hatte Spaß. Es wurde getanzt, gefeiert und Stimmung gemacht, als ob gut doppelt so viele Leute anwesend wären. Wer auf STRAY CATS steht und an diesem Abend mal richtig abtanzen wollte, der kam voll auf seine Kosten. Mir allerdings war das alles ein bisschen zu bieder, zu zahm und vorhersehbar. Aber wie eingangs bereits erwähnt, ist tanzbare Musik auch gar nicht so mein Ding. Dafür wiederum fand ich den Auftritt ganz okay. Festzustellen bleibt, dass die Jungs musikalisch einiges auf dem Kasten haben, allesamt sympathisch und durchaus in der Lage sind, einen Laden zu rocken. Das nächste Mal gehe ich aber doch lieber wieder zu den METEORS.
Links: http://www.reverbnation.com/thebrains, http://www.lastfm.de/music/The+Brains
Text & Fotos: Marcus
Clip: am Konzertabend aufgenommen von VodkaViolator
Alle Bilder: