THE CUTTHROAT BROTHERS

Dreikönigskeller, Frankfurt, 20.11.2019

The Cutthroat BrothersMittwochabend, drei Konzertevents parallel und davon eine Band, die kaum jemand kennt – die Konstellation ließ bereits im Vorfeld erahnen, dass sich nicht sonderlich viele Gäste im kultigen kleinen Dreikönigskeller in Frankfurt-Sachsenhausen einfinden würden. In der Innenstadt gastierten zur gleichen Zeit die englischen Alternative-Rocker THE GODFATHERS und in der großen Halle des Wiesbadener Schlachthofs zogen einmal mehr KADAVAR ein größeres Publikum. Ich entschied mich – wie 27 weitere Besucher – für den Gig, von dem ich mir das größte Unterhaltungspotential erhoffte: den von THE CUTTHROAT BROTHERS, bestehend aus dem Sänger und Gitarristen Jason Cutthroat und dem Schlagzeuger Donny Paycheck.

Der Letztgenannte dürfte besonders Punk-Fans als Gründungsmitglied und ehemaliger Drummer von ZEKE (Konzertbericht dazu hier) bekannt sein, mit deren Sänger er sich allerdings bereits Mitte der 2000er Jahre verkrachte. Gegründet hat sich das Duo 2018, bereits im Folgejahr erschienen gleich zwei Alben: Das selbstbetitelte Debüt im März und das Follow-up „Taste for Evil“ im Oktober. Beide Veröffentlichungen wurden von Jack Endino produziert, der in den späten 1980er und 1990er Jahren bei diversen Scheiben des in Seattle ansässigen Labels Sub Pop, darunter Werke von SOUNDGARDEN, NIRVANA, The Cutthroat BrothersMUDHONEY und L7 Hand anlegte. Auch ZEKE waren/sind in der Metropole im Nordwesten der USA ansässig und blicken ebenfalls auf einige von Endino produzierte Releases zurück.

Wer nun eine musikalische Ähnlichkeit zwischen ZEKE und den CUTTHROAT BROTHERS vermutet, der sieht sich getäuscht. Denn während das Quartett aus Seattle sich rasend schnellen Dampfhammer-Punkrock auf die Fahnen The Cutthroat Brothersgeschrieben hat, liefern Jason und Donny eine illustre Mixtur aus Garage, Blues und Punk‘n‘Roll, die aufgrund ihrer simplen Songstrukturen nicht selten an Acts wie die frühen GUN CLUB oder THE CRAMPS erinnert, sich dabei aber – hier kommt die Produktion von Jack Endino zum Tragen – in einem alternativen Sound-Gewand präsentiert, in dem hier und da auch einige Grunge- und Sleaze-Referenzen zu erkennen sind. Dies macht eine exakte Genre-Zuordnung der CUTTHROAT BROTHERS nicht ganz einfach. Feststellen lässt sich indes, dass das Duo musikalisch weitaus abwechslungsreicher agiert als vergleichbare Two-Pieces wie beispielsweise THE DEVILS oder die SEX ORGANS. Hinzu kommt, dass die Amerikaner eine gemeinsame Vergangenheit verbindet: Der Legende nach waren nämlich beide einst als Barbiere tätig. Und da man beim Rasieren leicht mal aus Versehen eine Kehle durchschneidet, lag der Name CUTTHROAT BROTHERS auf der Hand.

Live wird dieses Image von den beiden Akteuren durch ‚blutverschmierte‘ Hemden visualisiert, zudem verfügen die Songs allesamt über einen düsteren Touch. Doch am gestrigen Abend wurde nicht nur Musik geboten. Die Jungs bewiesen auch Entertainer-Qualitäten. So fiel Donny mehrfach durch witzige Kommentare auf oder The Cutthroat Brothersindem er einfach mal beherzt ins Mikro rülpste, während Jason die Darbietung mit allerlei Grimassen untermalte. Insofern war die Show für alle, die den Weg in den DKK gefunden hatten, ein großer Spaß.

Da die Truppe bislang auf lediglich 18 Songs der beiden veröffentlichten Alben zurückblickt, die selten länger als 2:30 Minuten sind, flossen auch einige Cover-Versionen in die Setlist ein, so zum Beispiel „For the Love of Ivy“ von GUN The Cutthroat BrothersCLUB und „I Wanna Be Your Dog“ von den STOOGES, die von den Besuchern gebührend abgefeiert wurden. Die eigenen Tracks präsentierten sich sehr abwechslungsreich, mal ging‘s punkig („Candy Cane“), mal langsam und finster („The King ist Dead“) und mal grunge-rockig („Taste for Evil“) zu.

Unterm Strich war‘s stets unterhaltsam, kurzweilig und eine rasante Punk‘n‘Roll-Party. Im Anschluss, und das ist das Schöne an Konzerten in kleinen Clubs, bot sich noch die Gelegenheit, mit Jason und Donny an der Theke zu sitzen und sich mit beiden zu unterhalten. Dabei erfuhren wir, dass Jason mittlerweile auf Hawaii lebt und Donny ihn gelegentlich besucht, um neue Stücke zu proben. Zudem versprachen die Barbiere, dass sie uns in Bälde wieder beehren THe Cutthroat Brotherswerden. Witzige Notiz am Rande: Am Folgetag vermeldeten die CUTTHROAT BROTHERS auf den einschlägigen Social-Media-Plattformen, in Frankfurt ihren ersten Sold-Out-Gig gefeiert zu haben. 

Links: https://www.cutthroatbrothers.com/, https://www.facebook.com/thecutthroatbrothers/, https://www.reverbnation.com/thecutthroatbrothers, https://www.instagram.com/thecutthroatbrothers/, https://www.last.fm/de/music/The+Cutthroat+Brothers

Text: Marcus
Fotos: Eric, https://www.flickr.com/photos/vanreem

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