DEBAUCHERY & BLOOD GOD

Jukuz, Aschaffenburg, 10.10.2014

DebaucheryDas Metal-Genre, dies haben wir in diesem Blog bereits mehrmals eindrucksvoll dokumentiert, ist ein kreativer Spielplatz, auf dem sich allerlei skurrile und außergewöhnliche Künstler tummeln. Beispielsweise Bands wie LORDI, GWAR, KISS, GHOST, MANOWAR oder (IRON) THOR, die ihre ganz eigenen Universen geschaffen haben und diese mit immer neuen Inhalten füllen. Ob als Krieger, Monster, Aliens oder Mönche, die Bands wollen ihr Publikum mittels Optik, Cover-Artworks, Texten und nicht zuletzt auch mit ihrer Bühnenshow in eine andere Welt entführen – etwa so, wie es ein guter Film tut. Bei DEBAUCHERY ist das ebenfalls so. Frontmann Thomas Gurrath ist großer Freund klassischer Tabletop-Games wie „Warhammer“ und hat aus dieser Inspiration heraus sein eigenes Fantasy-Reich „World of Blood Gods“ geschaffen. Die Texte der Songs sind überwiegend dort angesiedelt, zudem gibt es ein begleitendes Buch, das die gesamte Hintergrundgeschichte erläutert. Live präsentieren sich die Musiker als Monster-Jäger, die, vom Blut der DebaucheryKreaturen überströmt, mit lautem Kampflärm in die Schlacht ziehen. Neu ist, dass Thomas nun auch sein Sideproject BLOOD GOD, das live aus den gleichen Musikern besteht, ins Konzept einbindet.

Im Gegensatz zum eingängig-groovenden Death Metal von DEBAUCHERY, der stets von seinen tiefen Growls dominiert wird, bewegen sich BLOOD GOD zwischen AC/DC und ACCEPT und setzen ausnahmslos auf hohen Gesang, wie man ihn zum Beispiel von JUDAS PRIEST kennt. Neben dieser musikalischen Unterscheidung standen BLOOD GOD bisher thematisch stets für feucht-fröhlichen Party-Hardrock, der Songs wie „Blowjob Barbie“, „Psycho Pussy“ und Debauchery„Sex Kitten“ hervorbrachte. Dies hat sich mit dem aktuellen Album „Blood is My Trademark“ geändert. Zwar liefert der Output musikalisch noch immer rockigen Party-Hardrock, textlich aber dreht sich nun auch hier alles um die Welt der BLOOD GODS. Wie das Ganze live aussehen würde, wollte ich am gestrigen Abend herausfinden.

Das Konzert fand im Jukuz Aschaffenburg statt, das, die bayerischen Gemeindegelder machen es offenbar möglich, über gleich zwei Hallen verfügt. Eine kleine, die etwa 150 Leute fasst, und eine größere, die gut 300 Zuschauern Platz bietet. Das Package war in der großen Halle angesiedelt, obgleich es dieser nicht bedurft hätte, denn den Weg ins Jukuz hatten gerade mal 70 Metal-Jünger gefunden.

DiscreationDie erste Band – BETRAYED – hatte ich bei meiner Ankunft bereits verpasst, kam aber gerade noch rechtzeitig, um den zweiten Opener namens DISCREATION (links und unten) aus Hanau zu erleben. Und der bot klassischen, melodischen Death Metal und wusste die Anwesenden durchaus zu begeistern. Okay, das Ganze war weder visuell noch musikalisch eigenständig, auffallend oder herausragend, dafür aber solide, Discreationdruckvoll und schnell, wobei mir besonders der Shouter Kai Müller-Lenz (rechts) gut gefiel. Allerdings standen die Jungs für meinen Geschmack gut eine halbe Stunde zu lang auf der Bühne, was mir die willkommene Gelegenheit eröffnete, eines der leckeren Presskopf-Brötchen, die im Foyer angeboten wurden, zu testen. Hurra, endlich mal keine vegane Pampe in einem Jukuz.

Im Anschluss an DISCREATION wurde umgebaut, und dies ausgiebig. Ein gigantisches DEBAUCHERY-Banner erschien im Hintergrund, nackte, weibliche Torsos, aus denen die Mikroständer für den Bassisten und den Gitarristen Debaucheryragten, wurden aufgestellt, blutige Schaufensterpuppen flankierten den Drummer und der Mikroständer von Bandleader Gurrath wurde, von abgetrennten Köpfen und Totenschädeln geziert, in der Mitte der Bühne platziert.

Los ging’s mit „Blood God Rising“ vom wohl besten Album „Continue to Kill“, nachfolgend wurde eine blutrote Mischung aus DEBAUCHERY-Songs mit gegrowlten und BLOOD GOD-Tracks mit hohen Vocals dargeboten. Das war extrem kurzweilig und vermittelte den Eindruck, als ob SIX FEET UNDER und JUDAS PRIEST (zu „Painkiller“-Zeiten) abwechselnd ihre Lieder darbieten würden. Zugegeben, von Platte würde ich mir vermutlich weder die eine noch Debaucherydie andere Band anhören, live war das aber nett anzuschauen, zumal das Bühnenbild tatsächlich einen Hauch von apokalyptischer „Mad Max“- Atmosphäre vermittelte und man den Eindruck hatte, dass da oben die Horden des Chaos in die Schlacht zogen. Abschließend gab’s noch den JUDAS PRIEST-Song „Painkiller“, der – strophenweise – mal mit tiefer und mal mit hoher Stimme präsentiert wurde, bevor das Quartett nach gut anderthalb Stunden sichtlich geschafft die Bühne verließ.

Für Death Metal-Puristen, die Aufnäher von Acts wie MARDUK oder MAYHEM auf ihren Kutten tragen, dürfte der Abend sicherlich nichts gewesen sein, da es doch sehr melodisch zuging und bis auf die Death Metal-typischen Growls eher Debaucheryklassischer Metal mit extremen Vocals und gelegentlichen schnellen Passagen geboten wurde. Musikfans, die hingegen für eine Mixtur aus JUDAS PRIEST, SIX FEET UNDER, „Mad Max“ und einem Eimer Kunstblut zu begeistern sind, wurden hingegen gut unterhalten – auch wenn die sexy Bloodbabes, die bei größeren Auftritten der Band für Stimmung sorgen, diesmal nicht dabei waren.

Links: http://www.discreation.de/, https://myspace.com/discreationmetal, http://www.lastfm.de/music/Discreation, http://discreation.bandcamp.com/, http://www.debauchery.de/, https://myspace.com/debaucheryband, http://www.reverbnation.com/debaucherykills, http://www.lastfm.de/music/Debauchery

Text & Fotos (13): Marcus / Fotos (22) & Clips: Micha

Alle Bilder:

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