Schlachthof Wiesbaden, 31.07.2009
Die Psychobilly-Band DEMENTED ARE GO hat schon länger nicht mehr durch neues Studiomaterial aufhorchen lassen, meines Wissens ist das Album „Hellbilly Storm“ (2005 veröffentlicht auf People Like You) das „aktuellste“. Dennoch sind die Briten um Frontmann Mark Philips, genannt „Sparky“ (rechts), fleißig am Touren und kommen auch regelmäßig in unserem Einzugsgebiet vorbei. Im Oktober 2008 gastierten sie im Frankfurter Nachtleben, gestern in der Räucherkammer des Schlachthofs in Wiesbaden.
In dessen Internetauftritt war keine Vorgruppe angekündigt, so dass wir hoffen durften, diesmal die letzte S-Bahn zurück nach Frankfurt noch zu erwischen. Vor Ort erfuhren wir dann, dass als Support die COPY CATS gebucht worden waren. Eigentlich schön, denn wir mögen die sympathische Combo aus unserer Heimatstadt (deren
Musik natürlich auch). Andererseits haben wir sie schon x-mal gesehen und die Alternativen, wegen des x+1- Auftritts entweder die Show von DAG vor dem Ende zu verlassen oder die Zeit bis zur ersten Bahn am frühen Morgen draußen totzuschlagen, waren nicht sonderlich prickelnd. Wir entschieden, angesichts des lauen Sommerabends die Dinge einfach auf uns zukommen zu lassen. Denn Songs wie „Sex School Homework“, „Vampirella“ oder „Living in a Pumpkin“ kann man ja immer wieder genießen. Und das taten wir dann auch.Nun flugs zum Hauptact: DAG können sich auch ohne neue Songs auf ihre treue Fangemeinde verlassen. Der Raum war gut gefüllt und – wie nicht anders zu erwarten – gab es vor der Bühne schnell einen Moshpit mit ein paar kleineren Handgreiflichkeiten. Ich bekam aber nichts grob Unsportliches mit, in der testosteron- geschwängerten Luft von Psychobilly-Gigs ist da in der näheren Vergangenheit schon Heftigeres vorgefallen. Die Waliser spielten einige Favoriten aus dem knappen Dutzend Platten, das sie in ihrer produktiven Zeit von 1986 bis 1993 und
von 1999 bis 2002 aufgenommen haben. Dazu kamen Stücke des bisher letzten Albums wie „Hotrod Vampires“, das seinerzeit auch als Single ausgekoppelt worden war.
Das beste an DAG-Konzerten ist für mich jedoch nicht die Musik (im „Billy-“ Bereich gefallen mir METEORS, MAD SIN und REZUREX eigentlich besser), sondern das Auftreten und das Outfit der Band: Ich weiß nicht, ob emsige
Visagistenhände stundenlang vor der Show damit beschäftigt sind, die Musiker so herzurichten oder ob diese möglicherweise selbst Routine darin entwickelt haben. Jedenfalls sahen Sparky & Co. wieder aus, als wären sie einem Splatter-Horrorfilm entsprungen: Dickes Make-Up mit „Blutspuren“ im Gesicht und an den Armen, hochtoupierte, bunte Haare und zerfetzte, verranzte Klamotten. Zombies on the loose! Der Sänger zog zur zweiten Hälfte des Gigs erst das Hemd aus (nur so kommen Tattoos und Brustwarzenpiercings schließlich richtig zur Geltung) und ließ dann noch im wahrsten Sinne die Hose herunter, um in einem blutrot beschmierten Minislip dazustehen. Die Show war für alle Fans des Genres wie gewohnt das Nonplusultra.Nach dem Gig saßen wir (da Zug natürlich verpasst) in gemütlicher, kleiner Runde bei angenehmen Temperaturen und einigen Drinks vor dem Schlachthof.
Irgendwann nachts gesellte sich ein uns unbekannter Typ dazu und klinkte sich ins Gespräch ein. Obwohl nicht gänzlich unsympathisch, kam uns der Fremde doch irgendwie seltsam vor. Spätestens, als er auf die Wiese gehen wollte, um mit einem von uns zu „boxen“, wie er es nannte, war klar, dass wir uns nicht getäuscht hatten. Erfreulicherweise konnten wir ihm die sportlichen Aktivitäten zum Aggressionsabbau wieder ausreden. Der Abend war also nicht nur während der Show, sondern auch danach noch etwas bizarr…Diverse Lieder von DEMENTED ARE GO können auf http://de.myspace.com/realdementedarego, http://de.myspace.com/officialdementedarego, oder http://de.myspace.com/dementedaregofucker abgerufen werden, für die COPY CATS ist deren liebevoll gemachte Band-Website http://www.copycats.de/main.html zu empfehlen.
Text: Stefan / Fotos: Kai
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