DICKIES

Nachtleben, 1.08.2011

Viele Jahre hatte ich nichts mehr von den DICKIES gehört und ich muss einräumen, dass ich die kalifornischen Punkrocker fast völlig aus meinen Gehirnwindungen verdrängt hatte. So war mein erster Gedanke, als ich die Konzertankündigung sah: „Was, die gibt es noch?“. Und mein zweiter: „Oder vielleicht wieder?“ Dazu gesellte sich auch gleich Vorfreude, denn die Combo, die uns mit ihren Partysongs schon zu Jugendzeiten viel Spaß gemacht hat, war zumindest früher ein Garant für stimmungsvolle und aberwitzige Shows. Auch heute noch?

Da die Band im Rahmen ihrer Europatour nur drei Stopps in Deutschland (Stuttgart, München, Frankfurt) angesetzt hatte, wurde sie gleich mal für die Batschkapp gebucht. Doch scheinbar hatten viele (so wie ich) die Gruppe im Laufe der Jahre aus den Augen verloren. Ich hörte außerdem, dass der verhältnismäßig hohe Eintrittspreis von knapp 20 Euro einige abgeschreckt hatte. So wurde das Konzert (wie schon kürzlich bei BALZAC) wieder ins Nachtleben verlegt. Ich empfinde das durchaus nicht als Nachteil: Man ist

näher dran am Geschehen, die Atmosphäre ist familiärer und intensiver, es gibt dieses leckere britische Starkbier und – so profan es klingt – es ist einfach zentral gelegen und damit für die An- und Abreise besser angebunden.

Nun sind die DICKIES ja nicht gerade dafür bekannt, ihre Auftritte in epische Breite zu ziehen (was bei deren Highspeed-Funpunk auch kaum möglich ist). Dafür geben sie vom ersten Song an richtig Gas. Von den Gründungsmitgliedern aus dem Jahr 1977 (!) sind noch Leonard Graves Phillips (Gesang) und Stan Lee (Gitarre) dabei, dazu kamen mit Dave Teague (Gitarre), Greg Hanna (Bass) und Travis Johnson (Schlagzeug) drei jüngere Kaliber aus der Nachfolgegeneration.

In der Folge war ich beeindruckt und begeistert zugleich, was insbesondere die beiden „Oldies“ live noch zu leisten imstande sind. Während Lee – mit und ohne leuchtende Teufelshörner – sich in alter Rock’n-Roll-Manier in diverse Posen warf, tobte Phillips wie ein Derwisch über die Bühne, warf die Beine in die Luft, gestikulierte wild und sorgte nicht zuletzt durch seine Verkleidungen (z. B. Taucherbrille samt Schnorchel, Gorillamaske) und Requisiten wie Gummipuppe, Plüschhund und Pimmelhodentier (mir fällt keine bessere Bezeichnung ein – seht unsere Bilder) für beste Laune.

Gespielt wurde, was Spaß macht und die Fans hören wollten, u. a. die genialen Coverversionen von „Paranoid“ und „Nights in White Satin“ sowie natürlich den Überhit „Gigantor“.

Selten habe ich im Publikum (den Alterschnitt schätze ich auf 40-45) so viele Menschen mit Stirnglatzen, Geheimratsecken und in Ehren ergrauten Haaransätzen derart schweißtreibend tanzen sehen. DICKIES Kicks Ass!

Nach etwa einer Stunde war die Messe dann gelesen. Was soll’s – aus dem Alter, in dem die Länge bei der Bewertung des Gigs eine Rolle spielt, bin ich längst raus. Was heutzutage zählt, sind einige intensive Augenblicke. Wenn ein Konzert die hat, dann lohnt es sich auch, ihm beizuwohnen. Und in dieser Hinsicht

wurden wir gestern abend wahrlich nicht enttäuscht. Großes Kino war’s und die Truppe hat bei mir dank aufgefrischter Erinnerung für die nächsten 20 Jahre nun wieder ´nen Stein im Brett.

Die offizielle Band-Website http://www.thedickies.com/ bietet außer den Tourdaten leider nichts Erhellendes (oder gibt es da ein idiotensicher verstecktes Feld zum Entern, dass ich nicht gefunden habe? Versucht es selbst…), einige Hörproben findet ihr unter http://www.myspace.com/dickiesband.

Text: Stefan / Fotos: Kai

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