DIORAMA & SLAVE REPUBLIC

Das Bett, 7.03.2013

Haha, lustig, DIORAMA im Bett. Wie zweideutig (höhö). Normalerweise verbietet sich jede Zweideutigkeit von vornherein, ich meine, bei den Bands, die ich dort sonst so sehe, schließt sich eine ebensolche automatisch aus (das wäre sonst etwa: Mit SLIM CESSNA im Bett. Oder: Mit KADAVAR im Bett, also bitte, ja?). Dieses Mal könnte der Fall eventuell etwas anders liegen, weil ich mit zwei Mädels in dem Laden verabredet war, die nicht nur eine Schwäche für die Musik der Herren aus Reutlingen haben. Ohne die wäre ich auch gar nicht hier gewesen, weil ich mich mit Klängen, die im weitesten Sinne Gothic-kompatibel sind und nach den Achtzigern entstanden, nicht auskenne.

Eckdaten zu DIORAMA: Erstes Album kam 1999 raus („Pale“), das einzige mir bekannte und ein relativ softes und pianolastiges, das ich sehr gern höre, wenn ich Bock drauf habe, an einigen Tagen aber gar nicht an mich geht. Die Gruppe ist freundschaftlich verbandelt mit DIARY OF DREAMS, für die sie 2000

eröffnete und, obwohl Mainman Torben Wendt (links) die Konzerte alleine am Klavier als DIORAMA gab, extremen Eindruck machten (teilweise kann man das noch in alten Foren nachlesen, wenn man den Bandnamen googelt). Die anschließend veröffentlichten Alben, die wohl weit elektrolastiger sind, sagen mir nach wie vor nichts. Meine geschätzte Kollegin jedoch, die überhaupt nur noch zu Konzerten von DIARY OF DREAMS und DIORAMA geht, steht drauf, besucht deren Auftritte auch mal locker in Bochum und schwärmt so enthusiastisch von der Band, dass ich sie mir halt mal anschaue in Frankfurt, ohne viel zu erwarten.

Weil, wie gesagt, meine Welt ist das nicht. Ich liebe Bands wie die SISTERS OF MERCY, BAUHAUS oder CASSANDRA COMPLEX, habe Spaß an derbem, frühen Industrial und bin auch dem Vampirgekeife von CRADLE OF FILTH nicht abgeneigt – spätestens seit dem ersten Bizarre-Festival jedoch, bei dem in glühender Hitze schwarzer, lederner Goth-Style vorgeführt wurde, bis sich der

Loreley-Felsen wegen des ausgelaufenen Kajals nicht mehr von den Gästen unterschied, blieb ich auf Abstand, mit meiner Version von Rock’n’Roll hatte das nichts mehr zu tun. Goth- Metal-Hybriden blieben mein Ding, die Mittelalter-Bands habe ich als Folkfan auch mal angecheckt, aber von dem ganzen Mummenschanz blieb in meiner Welt nur SUBWAY TO SALLY übrig. Und richtig lustig ob ihrer haarsträubenden Spießigkeit fand ich die Kleinanzeigen in Magazinen wie Zillo, dem noch etliche andere folgten, die ich mir nur kaufe, wenn ein Interview mit Wayne Hussey ansteht oder eine History über beispielsweise CHRISTIAN DEATH erscheint.

Da meine Kollegin also mehrmals DIORAMA nicht nur live sah und empfahl, sondern auch schon das eine oder andere Anekdötchen über Begegnungen mit ‚Sexgott‘ Torben oder dem Gitarristen Sash Fiddler zum Besten gab war klar, dass ich da hin musste. Das aktuelle Album „Even The Devil Doesn’t Care“ wurde mir noch rechtzeitig zugesteckt, ich hörte es aber nicht, weil ich befürchtete, es blöde zu finden und dann keine Lust mehr auf das Konzert zu haben. Erst kurz vor dem Gig tat ich mir das an, ging gleich steil auf den Opener „Maison Du Tigre“ (Clip dazu weiter unten) und war auch vom Rest der Scheibe angetan, Glück gehabt.

Bevor DIORAMA genau mit diesem Song fulminant einstiegen musste jedoch die Vorband ertragen werden, SLAVE REPUBLIC. Mir schwante Schlimmes – vor ihren Fast-Namensvettern SAVAGE REPUBLIC unlängst an gleicher Stelle spielte eine Band, die die gleichen Einflüsse verarbeitete und die ich, bis auf ein CURE- Cover, ziemlich öde fand. Aber SLAVE REPUBLIC gingen gut ab, klangen nach 80-er Wave in gut und gewinnen damit sicherlich keinen Innovationspreis, aber den bekommen meine sonst hier geliebten Rockbands auch nicht. Frühe DEPECHE MODE, KRUPPS, HUMAN LEAGUE so in etwa, aber live mit mehr Gitarre als im Studio (gut so!).

Ich fühlte mich an meine Zeit in längst nicht mehr existierenden Discotheken erinnert (Jazzica, anyone?) und hatte meinen Spaß. Zwischendurch immer ein bisschen Gescherze und Geplänkel mit meiner Kollegin, deren Schwester und einer Ex-Kollegin, so zwischen „Hach“ und „Schmacht“ und „Das ist mein Platz. Hier bleibe ich. Ich gehe keinen Schritt nach hinten!“ – etwas andere Gespräche als die, die ich zum Beispiel kürzlich bei HIGH ON FIRE in Wiesbaden geführt habe.

Als DIORAMA dann ihr Konzert spielten hatte ich den Eindruck, dass die Band mindestens genauso viel Spaß hatte wie das Publikum, welches die Hütte gut füllte, aber nicht zum Bersten brachte. „Frankfurt, ey!“ oder Ähnliches entfuhr es Torben des Öfteren, vielleicht erwägt er ja, Frankfurt als fest zu besuchende Größe neben Bochum und dem heimatlichen Reutlingen einzuplanen; ich wüsste ein paar Leute, die das sehr freuen würde. Über die Setlist kann ich nicht viel sagen, anscheinend wurde auf der Tour aber nicht variiert. Das deutsch dargebrachte „Weiß und Anthrazit“ beeindruckte ziemlich und wurde von vielen mitgesungen, „Synthesize Me“ war die schweißtreibende zweite Zugabe. Und es gab Gitarre, und zwar vom Feinsten, so dass meine metal- und punksozialisierten Ohren ordentlich geschüttelt wurden.

Nach der Show, spät war‘s, noch ein kleiner Plausch mit meiner Kollegin und ihrer Schwester? Denkste. SLAVE REPUBLIC hingen an ihren Armen und ich hatte meinen zweiten Flashback an diesem Abend, musste an die rote Ampel am Omen denken, den auf meine Lederjacke zeigenden Türsteher im Dorian Gray („So nicht!“) oder an Kaya Yanar („Du kommst hier net nei“; Ihr wisst, was ich meine). Gut, muss morgen eh früh raus, macht ja nichts. Die Ladies hielten sich nicht lange mit der Vorband auf und feierten mit DIORAMA noch im Final Destination (oops, das alte Jazzica); also ich denke, ja, die Band wird wieder kommen nach Frankfurt. Empfehlung.

Links: http://www.diorama-music.com/, http://www.myspace.com/dioramamusic, http://www.slave-republic.com/, http://www.myspace.com/slaverepublic

Text & Fotos: Micha
Clip: aufgenommen am Konzertabend von MarG DM

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