Fotoperlen von einst #1 | rockstage-riot-rheinmain.de

Frankfurt, August 2013

Es ist Sommer. Das merkt man nicht nur daran, dass weniger Konzerte stattfinden als üblich, sondern auch daran, dass ein gut Teil der Rockstage-Crew sich im Urlaub die Sonne auf das Hüftgold scheinen lässt. Da trifft es sich gut, dass Kollege Micha in die Tiefen seines im kühlen Keller gelagerten Archivs gestiegen ist, um Fotoperlen aus längst vergangenen Tagen ans Tageslicht zu fördern. Bilder wie zum Beispiel von Courtney Love, 1991 (links). Sie stammen aus einer Zeit, da es nicht möglich war, eine kleine Digitalkamera mit schnellem Autofokus oder gar ein Handy aus der Tasche zu ziehen, um ein halbwegs brauchbares Foto zu schießen. Damals war analoge Fotografie angesagt, mit Wechselobjektiven, Belichtung messen, Scharfstellen und so. Und bis der Film endlich entwickelt war, musste man sich in Geduld fassen. Heutzutage kaum noch vorstellbar…

In Folge 1 unserer „Fotoperlen von einst“ zeigen wir 17 schwarz-weiße Bilder. Diese entstanden bei Konzerten und Interviews zwischen 1986 und 1993, sind also mindestens 20 Jahre alt. Einige der damals abgelichteten Musiker waren bereits Stars, einige wurden es noch und einige blieben im Untergrund, für immer. Wir hoffen, die Aufnahmen machen Euch genauso viel Spaß wie uns, versehen sind sie mit Linernotes des Fotografen Micha himself.
Alle Fotos lassen sich wie immer durch Anklicken vergrößern!

HEADS UP

Batschkapp, Frankfurt – 8.04.1991

Die Neunziger waren bei mir hauptsächlich Death Metal, Hip Hop & Crossover. Eine der geilsten Bands in letzterem Segment waren HEADS UP – PC wie FUGAZI, musikalisch in Richtung Peppers, aber besser (jawohl!). Klasse Gig in der Batschkapp, danach gab es die Band in Europa nie wieder.

ALIEN SEX FIEND – Batschkapp, Frankfurt – 9.11.1987

Eine der abgefahrensten Live-Bands überhaupt. Großartige Show, geniale Musik, und das manchmal locker bis zu drei Stunden oder mehr. Elektro-Punk-Hippie-Rock; DAS war (und ist) wahrer Crossover!

CASSANDRA COMPLEX

KUZ, Mainz – 1990

Rodney Orpheus, wenn er nicht den Roadie gibt für die SISTERS OF MERCY: Mit THE CASSANDRA COMPLEX schifft er nicht nur in deren Fahrwasser, sondern toppt seine Idole sogar ziemlich häufig. Klasse Band in den Neunzigern, scheint es aber nicht mehr zu geben, leider.

CROWBAR & EYEHATEGOD – Negativ, Frankfurt – 12.01.1993

CROWBAR’s erste Tour in Europa nach ihrem Debüt „Obedience thru Suffering“. Legendär mieser Sound auf dem Tonträger, weswegen sie ein Jahr später ein selbstbetiteltes „richtiges“ Debüt bei einer anderen Firma einspielten. Die Songs machten trotzdem neugierig auf CROWBAR live; und das lohnte sich, aber sowas von. Auch wegen den anderen New Orleans-Schwergewichten im Vorprogramm: EYEHATEGOD.

THE DISPOSABLE HEROES OF HIPHOPRISY

Batschkapp, Frankfurt – 25.05.1992

Industrial-Hip Hop, vorher als Beatnigs bei Alternativ Tentacles unterwegs. Mit dem großartigen Jazz-Gitarristen Charlie Hunter, der mittlerweile unter seinem Namen viele Alben veröffentlicht hat. Gab es auch nicht lange. Michael Franti machte danach mit SPEARHEAD Reggae und verschwand damit aus meinem Blickfeld; was Rono Tse heute treibt, weiß ich leider nicht.

DIE TOTEN HOSEN – Volksbildungsheim, Frankfurt – 16.01.1989

Der Sprung von der ‚kapp in die nächst größere Location (in FFM: das legendäre Volksbildungsheim) geschah mit „Ein kleines bisschen Horrorshow“. Dank der Lokalmatadore COCKS IN STAINED SATIN im Vorprogramm durfte ich in den Graben – und war froh, als ich da wieder rauskam; die Fans (Foto von der ersten Reihe unten) fanden die privilegierte Stellung der Fotografen nicht ganz so toll.

MOTÖRHEAD

Eberthalle, Ludwigshafen – 7.12.1986

Beste Band der Welt, ’nuff said. Auf der „Orgasmatron“-Tour musste ich mich zum Fotografieren zwingen, da ich sonst immer lieber bei denen rumpog(t)e. Heute bin ich froh drum, Bilder machen in den fetten Hallen scheint ja wohl nur noch mit Telefonen oder Berechtigungsscheinen zu gehen…

SOUNDGARDEN – Batschkapp, Frankfurt – 21.04.1990

Auf der ersten Tour war ich neugierig und etwas enttäuscht – soooo klasse waren die ja auch nicht in meiner Welt. Ich schaute mir SOUNDGARDEN jedoch noch weitere fünf Mal an, weil sie immer geniale Vorbands hatten. Chris Cornell noch bartlos, aber schon genauso eitel wie später.

OVERKILL – Eltzer Hof, Mainz – 20.03.1987

Benannt nach ’nem MOTÖRHEAD-Song, also gute Jungs. Gleichermaßen Punk- wie Metalfans. Spielten im Vorprogramm von HELLOWEEN, und ja, wir gingen hin, trotzdem.

Alice Cooper – Comica, Frankfurt – 2.05.1994

Ein „Papparazzi“-Bild. Alice stellte im „Comica“ Comicshop seine Zusammenarbeit mit dem Autor und Zeichner Neil Gaiman vor, „The Last Temptation“. Nett. Mein Superstar in dieser Kombi ist aber eindeutig Gaiman.

Courtney Love – Restaurant Samos, Frankfurt – 1991

Promotermin zur ersten HOLE-Tour in Deutschland, ein Auftritt im Cookys folgte. Die spätere Mrs. Cobain war noch so unbekannt, dass ihr Erscheinen beworben wurde mit ihrer 5-Minuten-Mitgliedschaft bei FAITH NO MORE. Lauter Fanzineschreiber (u.a. Martin Büsser) umringten C.L. im nicht mehr existenten griechischen Lokal „Samos“ im Nordend; am Nebentisch versuchte ein leicht irritierter Bodo Kirchhoff mit jemandem Schluss zu machen.

SEPULTURA – Frankfurt – 1990 & 1993

Promotouren zu „Arise“ (Max, 1990, oben) und „Chaos A.D.“ (Paulo jr., 1993, unten). Die Musiker von SEPULTURA machen nicht nur geniale Musik, sondern gehören auch noch zu den absolut nettesten im heftigen Metal. Schade, dass sie irgendwann nicht mehr miteinander klar kamen. Dafür haben wir jetzt drei gute Combos (SEPULTURA, SOULFLY, CAVALERA CONSPIRACY), auch nicht übel.

ABWÄRTS – Pizza Hut, Frankfurt – 5.02.1990

Mein zweites Interview, zusammen mit zwei Kumpels/Kollegen im Pizza Hut an der Eschersheimer Landstraße. Wir verschütteten Wein, unser Fahrer beleidigte Muftie, die Redaktion zerstückelte unseren Text. Peinlicher geht’s wohl kaum. Frank Z. murmelte ständig: „Das ist doch nicht wahr, hier“. Doch, schon.