GRUESOME

Dreikönigskeller, Frankfurt, 10.08.2018

GruesomeDer Dreikönigskeller ist im Allgemeinen für Rockabilly-, Country-, Garage- und gelegentliche Punkrock-Konzerte bekannt. Gestern jedoch verirrte sich auf Umwegen eine waschechte Death Metal-Combo in den kleinen Frankfurter Kellerclub. Ähnliches hatte ich tatsächlich erst einmal erlebt, als 2015 die spanischen Grindcore-Könige TEETHING mit den niederländischen Deathgrindern TEETHGRINDER dort gastierten. Und die wirkten damals im rustikalen Gewölbe nicht minder deplatziert als die Amerikaner GRUESOME, zogen dabei aber weitaus weniger Zuschauer an.  

Metalheads dürfte der Name GRUESOME bereits ein Begriff sein, gehört der 2014 gegründete Act doch derzeit zu den angesagtesten Vertretern des Genres – und dies, obgleich das Quartett weder als sonderlich innovativ gilt, noch eine opulente Show darbietet. GRUESOME sind ein Sideproject der Herren Matt Harvey von EXHUMED (Review dazu hier) und Daniel Gonzalez von POSSESSED und verstehen sich als Tribute-Band der legendären US-Combo DEATH, deren Kopf Chuck Schuldiner (1967-2001) neben Jeff Becerra (POSSESSED) als einer der Väter des Death Metals gilt. Harvey war bereits in der Formation DEATH TO ALL als Sänger aktiv, die größtenteils aus Ex-GruesomeDEATH-Mitgliedern bestand und deren Konzert-Gagen dem Sweet Relief Music Fund zugute kamen, der Musiker in gesundheitlicher oder finanzieller Not unterstützt.

GRUESOME sind indes keine Cover-Band, sondern schreiben starke eigene Stücke, die vom Songwriting und vor allem vom Gesang her durchaus von den ersten DEATH-Alben „Scream Bloody Gore“ (1987) und „Leprosy“ (1988) stammen könnten. Selbst das Logo von GRUESOME und die bisherigen Cover-Artworks (wie beim großen Vorbild ebenfalls von Mastermind Ed Repka geschaffen) knüpfen an die der frühen DEATH-Releases an. Bisher sind zwei Longplayer und zwei EPs erschienen, aktuell supporten die Amerikaner das Album „Twisted Prayers“, dessen Cover-Art eine Gruesomeähnliche Thematik hat wie DEATH‘ drittes Album „Spiritual Healing“.

Nun könnte man sagen, dass es nicht besonders originell ist, das Vermächtnis einer anderen Band aufzugreifen und deren Stil bis ins Detail zu kopieren. Doch seien wir ehrlich, viele derzeit erfolgreiche Psychedelic-Rock, Doom- und klassische Metal-Acts machen nichts anderes. Noch dazu muss man konstatieren, dass es DEATH eben nicht mehr Gruesomegibt und es somit viele Fans freuen dürfte, dass GRUESOME adäquates und hochkarätiges neues Song-Material liefern.

Am Tag zuvor hatte die Combo vor 10.000 Besuchern auf dem Party-San Open Air in Thüringen gespielt und einige Tage davor in Wacken. Insofern staunten die Tourenden nicht schlecht, als sie die Räumlichkeiten des Dreikönigskellers, die offiziell 80 Besucher fassen, betraten. Ursprünglich sollte der Gig im Frankfurter Club „Das Bett“ stattfinden, doch da im Vorverkauf lediglich eine Handvoll Karten verkauft wurden, zog man kurzfristig die Reißleine und verlegte ihn in den DKK, wo man nun „Ausverkauft!“ melden konnte.

Diesmal fühlte sich das „Ausverkauft!“ allerdings noch beengter an als bei bisherigen Konzerten, bei denen sich 80 Leute im Keller drängten. Der Grund Gruesomewaren nicht nur die extremen sommerlichen Temperaturen, sondern vor allem die Tatsache, dass das Schlagzeug von Gus Rios (CREATE A KILL) mit seinen beiden Bass-Drums nahezu die komplette Bühne einnahm, sodass Shouter und Gitarrist Matt Harvey vor dem Podest Aufstellung nehmen musste. Das hatte für Besucher in den hinteren Reihen zur Folge, dass sie den Frontmann ob seiner nicht gerade stattlichen Körpermaße zwar hören, aber nicht sehen konnten. Wirklich störend war dies allerdings nicht, denn natürlich gehts bei GRUESOME hauptsächlich um den Sound. Und der war für den kleinen Raum perfekt abgemischt und vermittelte das Gefühl, man sei in ein infernalisches Sperrfeuer geraten.

GruesomeGeboten wurden sechs Songs des Debüts „Savage Land“, drei vom aktuellen Album, drei von der „Dimensions of Horror“-EP sowie mit „Open Casket“ und „Pull the Plug“ zwei Cover-Versionen von DEATH, die beide vom 88er-Werk „Leprosy“ stammten. Zugegeben, ich hätte lieber Tracks wie „Zombie Ritual“ oder „Evil Dead“ vom DEATH-Erstling gehört, aber dies ist jammern auf hohem Niveau. Es war Gruesomeeine grandiose Erfahrung, GRUESOME in einem winzigen Club erleben zu dürfen; die glücklichen Anwesenden werden vermutlich noch ihren Enkeln von diesem Gig berichten. Und dem US-Quartett bereitete das Ganze ebenfalls sichtlich Spaß, wie wir nach dem Auftritt erfuhren. In die Sachsenhäuser Metal-Kneipe Speak Easy kamen die Amerikaner dann aber doch nicht mehr, vermutlich machten sie sich gleich auf den Weg zum nächsten Tourdate nach Oberhausen.

Links: https://www.facebook.com/gruesomedeathmetal/, https://gruesomedeathmetal.bandcamp.com, https://www.instagram.com/gruesome_death_metal/, https://www.last.fm/de/music/Gruesome

Text: Marcus / Fotos: Guido

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