GUANA BATZ

Das Bett, 30.06.2012

Genau 25 Jahre ist es jetzt her, dass ich die GUANA BATZ zum ersten Mal live gesehen habe. Das war noch mit Sam Sardi am Bass und dem 2001 verstorbenen Diddle am Schlagzeug. Zwischen dem Gig 1987 im Luxor in Köln und dem gestern im Bett habe ich die Band dann in verschiedenen Formationen live erlebt, aber immer mit Pip Hancox als Frontmann (logisch) und Stuart Osborne an der Gitarre. Seit ein paar Jahren treten die beiden in Europa mit Choppy am Bass und Johnny Bowler am Schlagzeug auf. Pip und Johnny wohnen ja in Kalifornien, und in den USA stehen sie mit Gino Meregillano (Gitarre) und Alex Pappas (Schlagzeug) auf der Bühne.

Wenn ich zu Pip ‘logisch’ sage, meine ich damit, dass seine charismatische Präsenz und seine Stimme die Batz ausmachen. Ohne beides wären sie bestimmt nicht so beliebt. Passend zum Saunafeeling im Bett kam Herr Hancox (der wohl bald auch was solo rauszubringen gedenkt) oben ohne und in Shorts auf die Bühne, aber das

macht er ja immer. Er ist halt auf seine schönen Tattoos und den durchtrainierten Körper stolz. Den Damen im Club gestern war’s wohl recht. Schade nur, dass die Haare knapper werden. Pip war wie gewohnt voller Freude und Energie, sprang rum, reckte die Hände gen Himmel und macht freche Cockney-Scherze. Zum Beispiel gab er an, hier in Frankfurt sei es doch viel schöner als in Pineda, wo die GUANA BATZ tags zuvor auf dem spanischen Psychobilly Meeting gespielt hatten. Oder meinte er es etwa ernst?

Das Set in Pineda wird vermutlich das gleiche wie gestern Abend gewesen sein, voller Klassiker wie „Radio Sweetheart“, „I’m on Fire“ und „King Rat“. Das ist für mich eigentlich der einzige Kritikpunkt: Die Batz scheinen sich zu sehr auf die Gassenhauer aus ihrem Repertoire zu verlassen, wahrscheinlich weil das Publikum die alten Songs erwartet und Old School sowieso total in ist. (Ich hasse diesen Begriff! Was bitte ist an alt und an Schule cool?) Die GUANA BATZ spielten hervorragend, aber ich fände es noch besser, wenn die Setlist mehr Abwechslung böte und einige neuere Stücke dabei wären.

Angeblich soll ja ein frisches Album in der Pipeline sein, dann könnten die Songs doch live ruhig mal ausprobiert werden. Aber gut, mächtig Spaß gemacht hat es trotzdem. Lustig fand ich auch wieder, wie Pip das einzige von Stuart gesungene Lied („Katherine“) ankündigte. Der ist nämlich wirklich nicht der weltbeste Sänger. Aber dennoch greift er bei der Nummer bei fast jedem Gig zum Mikro, und jedes Mal macht sich der Frontmann über die Gesangskünste seines Guitarreros lustig. Sowohl das als auch der Song kamen beim Publikum gut an.

Überhaupt war die Stimmung im Bett, trotz des zu späterer Stunde zu warmen Biers (man kam wohl angesichts des massiven Dursts der zahlreichen Gäste mit dem Kühlen nicht mehr nach) spitze. Es war knackig voll, saunamäßig heiß und es wurde fleißig gewreckt und mitgesungen. Echte Partystimmung, da kann man den Batz auch die erwähnte Neigung zum Nostalgieeffekt in der Setlist vergeben. Sie spielen eben, was die Leute hören wollen. Und so kam letztlich auch die Gruppe junger Herren auf ihre Kosten, die wir schon in der Bahn getroffen hatten und die sich den Gig als Ausflugsziel für einen Junggesellenabschied ausgesucht hatten. Bestimmt besser als mit ‚lustig‘ bedruckten T-Shirts und Ballermannhits durch Sachsenhausen zu ziehen…

 

Eingerahmt wurde der Auftritt der GUANA BATZ von zwei Kapellen aus heimischen Gefilden, die den hiesigen Rockabilly-Freunden hinlänglich bekannt sein dürften: Die WILD PONY BAND aus Frankfurt und Offenbach,

der die Rolle des Openers zukam, war jüngst vor den SURF RATS im Ponyhof zu sehen. Die ROLLIN RACKETEERS (Fotos links und unten), die nach dem Hauptact Kostproben ihres Könnens abgaben, waren manchen Gästen unter anderem noch als Support für DEMENTED ARE GO im vergangenen März in der Schmidtstraße in Erinnerung.

Beide Rhein/Main-Combos schlugen sich wacker, auch wenn sie vor erheblich dezimiertem Publikum spielen mussten: Während sich die meisten Konzertgänger beim späten Start der RR schon auf dem Heimweg vom Bett ins Bett befanden, versuchten viele Zuhörer beim Gig der WPB sowohl den tropisch-schwülen Temperaturen im Saal als auch dem Rauchverbot mit einem Schwätzchen und einigen Zigaretten draußen zu entgehen.

Vor den Türen des Clubs wurde übrigens auch einiges für das leibliche Wohl der teils von weit her angereisten Batz-Fans getan. Bis spät in die Nacht lief der Grill, und selbst als Gäste gegen zwei Uhr noch Hunger bekamen und die Kohlen schon ziemlich ausgeglüht waren, wurde angeboten, nochmal neue aufzulegen. Der Essensstand war eine prima Sache – Kompliment und Dank ans Bett-Team.

Hat mich außerdem gefreut, die Mühen des Veranstalters belohnt und den Laden so voll zu sehen. Äußerte ein Bett- Bediensteter beim mäßig besuchten Konzert der BOLLOCK BROTHERS im April noch mir gegenüber den Satz „Je besser die Band, desto leerer der Club“, so entsprach diese Aussage zumindest am gestrigen Abend nicht der Realität.

Links: http://www.myspace.com/guanabatz, http://www.rollinracketeers.de, http://www.myspace.com/rollinracketeers/music, http://www.myspace.com/563722444

Text: Jan / Fotos (11) & Clip (1): Kai / Text, Fotos (8) & Clip (1): Stefan

Die schönen Schwarz/Weiß-Fotos in der Galerie wurden uns von Smirnov zugesandt. Vielen Dank!

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2 Comments

Filed under 2012, Konzerte, Videoclips

2 Responses to GUANA BATZ

  1. Bert

    Klasse!

    Bei der Gruppe junger Herren war ich dabei … HEHE …