HANK CASH

Das Bett, Frankfurt, 2.04.2016

Hank CashHank Williams und Johnny Cash sind zwei großartige Künstler, die beide unter dem Oberbegriff „Country“ firmieren und dennoch ein ganz unterschiedliches Œuvre vorweisen. Gemein war ihnen indes die Alkoholsucht, die sich auf Williams Schaffen in depressiven und auf Cashs Portfolio in finsteren Songs äußerte. Die Highlights beider Musiker von einer Coverband dargeboten, da kann eigentlich nichts schief gehen – oder doch? HANK CASH hatte ich bereits 2009 als Opener von DEADBOLT im Frankfurter Nachtleben erleben dürfen und war recht angetan von Auftreten, Songauswahl und Darbietung. In den Folgejahren verlor ich die Formation aus den Augen, und dies, obgleich das Trio in unserer Region ansässig ist. Umso erfreuter war ich, dass die Jungs nun in „Das Bett“ gastieren sollten. Kurzerhand wurde mein Pferd, äh, Fahrrad gesattelt und ab ging’s zum Gig…

Trotz eines recht überteuerten Eintrittspreises von 15 Euro für a) eine lokale und b) eine Coverband, hatten sich an die 80 Besucher im Gallus-Club eingefunden. Los ging’s ohne Support und, wie ich feststellen musste, in komplett neuer Besetzung: Übrig vom Lineup, das ich vor sechs Jahren sah, war lediglich Hank CashUpright-Basser Thomas Schmucker (links). Der wurde begleitet vom neuen Sänger und Akustik-Gitarristen Michael Treska, bis 2012 Frontmann von BOPPIN’ B, sowie Gitarrist Danny Wünschel, der zehn Jahre Kopf der Country/ Rockabilly-Truppe DANNY AND THE WONDERBRAS war und seit 2016 auf Solo-Pfaden wandelt. Die Neulinge sind gestandene Musiker, deren bisherige Band- und Solo-Aktivitäten aber nicht unbedingt eine Nähe zu Hank Williams oder Johnny Cash vermuten ließen, dafür setzten sowohl BOPPIN’ B als auch DANNY AND THE WONDERBRAS zu sehr auf familienfreundlichen Gute-Laune-Rockabilly. Und der hat sich leider auch auf das aktuelle Lineup von HANK CASH übertragen.

Hank CashGeboten wurden zwei Sets mit jeweils ca. 15 Liedern, unter denen sich leider nur sehr wenige Williams- und Cash-Songs befanden. Echte Hank-Williams-Stücke habe ich etwa sechs gezählt, von Johnny Cash waren es gar nur vier oder fünf. Der Rest des Sets setzte sich aus Tracks von Künstlern wie Elvis, Bill Monroe, Waylon Jennings, Kris Kristofferson und anderen zusammen. Dies war zwar nicht weiter verwerflich, doch eben nicht das, was ich erwartet hatte. Ich hatte mir einen Abend mit den kaputten Songs von Williams („I’m So Lonesome I Could Cry“, „The Angel of Death“, „Ramblin Man“, „I’ll Never Get Out of This World Alive“, etc.) und den finsteren Werken von Cash („Man in Black“, „San Quentin“, „Flesh and Blood“, „Devil’s Right Hand“, usw.) erhofft, doch dem war nicht so.

Hank CashStattdessen boten HANK CASH ein Potpourri zumeist schnulziger Rockabilly/ Country-Standards wie beispielsweise Harlan Howards „Heartache by the Number“, Del Shannons „His Latest Flame“ oder Bill Monroes „Blue Moon of Kentucky“ – allesamt Stücke, die dem neuen Sänger durchaus entgegen kamen, denn dem liegen eher beschwingte Rokabilly-Nummern, denn finstere Country-Songs. Dies gefiel zwar den auffällig vielen Rentnerpärchen – eines hatte direkt vor der Bühne auf zwei Barhockern Platz genommen – haute mich aber nicht wirklich vom Hocker. Enttäuschend war zudem, dass alle Songs der American-Recordings-Sessions von Johnny Cash aus dem Programm gestrichen Hank Cashwurden. Grund dafür war wohl die Tatsache, dass HANK CASH in der aktuellen Formation erst seit etwa drei Monaten existiert und man sich daher auf Lieder einigen musste, die jeder der drei Musiker schon gespielt hatte.

Unterm Strich war’s ein solider und vergnüglicher Rockabilly/Country-Abend, der musikalisch durchweg auf hohem Niveau rangierte, aber Fans der im Bandnamen enthaltenen Künstler und generell Outlaw-Country-Freunden nur wenig bot. Sollte die Setlist in dieser Form bestehen bleiben, wäre es durchaus angebracht, über einen neuen Bandnamen nachzudenken. Wer allerdings eher dem Rockybilly und Country der leichten Muse zugetan ist, für den ist das Trio gerade in der aktuellen Formation sicherlich ein Tipp.

Links: http://the-new-hankcash.jimdo.com/, https://www.facebook.com/hank.cash.5

Text & Fotos: Marcus
Clip: am Konzertabend aufgenommen von VodkaViolator

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